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Münchner Startup-Szene startet schwach ins neue Jahr

Trotz der ein oder anderen beeindruckenden Finanzierungsrunde zeigt das Gesamtbild der vergangenen drei Monate einen schwachen Start in das neue Jahr für die Münchner Startup-Szene. Wir blicken in unserem Quartalsrückblick auf die Zahlen.

Alle folgenden Daten zur Münchner Startup-Szene stammen – sofern nicht anders angegeben – aus unserem Data & Insights-Dashboard. Wer mehr erfahren will, kann auch selbst die Datenbank nach weiteren Insights durchsuchen.

Für die Münchner Startup-Szene startete das Jahr 2023 so stark wie lange keines mehr: Mit rund 488 Millionen Euro Kapital sammelten sie mehr ein als 2022 (450 Millionen Euro) und auch 2021 (381 Millionen Euro). Damit tastet sich die Szene wieder an das Niveau von vor der Corona-Krise heran. In Q1 2020 kamen insgesamt 567 Millionen Euro an Investments zusammen – Börsengänge via SPAC jeweils ausgeschlossen. Dabei gilt für alle betrachteten Zeiträume, dass bei einigen Finanzierungsrunden keine Zahlen bekanntgegeben wurden, weswegen die finalen Summen noch einmal höher liegen.

Wie üblich machen wenige Finanzierungsrunden den Großteil aller eingesammelten Mittel aus. So waren es im Zeitraum Januar bis März Isar Aerospace (155 Millionen Euro) und Integrity Next (100 Millionen Euro), die mit ihren Finanzierungsrunden mehr als die Hälfte des im Winter eingeworbenen Kapitals auf sich vereinen. (Die wichtigsten Finanzierungen des vergangenen Quartals haben wir hier zusammengefasst.) Zum Vergleich: In Q1 2022 gab es keine Finanzierungrunde über 100 Millionen Euro, damals konnte sich Xempus mit 63,5 Millionen Euro die größte Summe sichern.

Weniger Finanzierungsrunden, geringeres durchschnittliches Investitionsvolumen

Trotz der hohen Summen nahm die Zahl der Finanzierungsrunden für Münchner Startups weiter ab – ein Trend aus dem vergangenen Jahr. Waren es in Q1 2022 noch 67 Finanzierungen, fiel ihre Zahl bis Q4 2022 auf 52 und nun auf lediglich 43. Weniger erfolgreiche Abschlüsse gab es zuletzt im Frühjahr 2019.

Das durchschnittliche Investitionsvolumen pro Finanzierungsrunde lag damit bei 11,3 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal waren dies hingegen 6,7 Millionen. Lässt man allerdings die großen Runden über 100 Millionen Euro außen vor, kommt der Winter 2023 auf lediglich 5,7 Millionen Euro pro Finanzierungsrunde. Der Wert für den Winter 2022 bleibt hingegen bei 6,7 Millionen Euro, da es damals ja keine Megarunden gab. Vergleicht man das nun abgeschlossene Quartal mit den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres zeigt sich ähnliches. In Q4 2022 lag die durchschnittliche Summe ohne Megarunden bei 8,7 Millionen Euro.

Kaum Geld aus den USA

Eine interessante Entwicklung vollzog sich dabei bei der Herkunft der Gelder. Denn bisher war es üblich, dass ein großer Teil der Gelder – vor allem bei großen Runden – aus den USA stammen. Doch im ersten Quartal dieses Jahres wurden die Investitionen beinahe ausschließlich mit deutschen und europäischen Geldern getragen. So stammt mit 258 Millionen Euro (52,7 Prozent) der größte Teil der 488 Millionen eingesammelten Euro aus dem europäischen Ausland. Deutsche Investoren gaben in Summe 180 Millionen Euro (36,9 Prozent). Amerikanische Investoren zeigten sich mit lediglich 33,4 Millionen Euro ungewohnt Bescheiden (6,8 Prozent).

Exits und frische Fonds für die Münchner Startup-Szene

Auch im Bereich der Übernahmen gab es in den vergangenen drei Monaten etwas Bewegung. So hat die Personalisierungsplattform für Websites Trbo das Chatbot-Startup Chatchamp gekauft und die Bernard Gruppe hat das Produktportfolio des Münchner Cleantech-Startups Hawa Dawa übernommen. Die Unternehmensberatung Deloitte wiederum hat sich Venture-Client-Firma 27pilots einverleibt. Und das von einer Insolvenz gebeutelte Sensoren-Startup Toposens ging an Mey Industry, die Beteiligungsgesellschaft des Webasto-Hauptgesellschafters Gerhard Mey.

Neue Investment-Fonds gab es im ersten Quartal 2023 nur einen in der Münchner Startup-Szene. Der Deep-Tech-VC Matterwave Ventures gab das First Closing seines Matterwave Industrial Technologies II Fond bekannt. Aktuell mit 75 Millionen Euro ausgestattet – unter anderem durch den European Investment Fund, die LfA Bayern sowie die NRW Bank und Akteuren aus der Industrie – liegt das Zielvolumen des Fonds bei 130 Millionen Euro. Matterwave hat unter anderem in Electrochaea, Dyemansion und Orcan Energy investiert.