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Fünf Jahre DSGVO: Viele Unternehmen sind noch immer verunsichert

Seit fünf Jahren gilt die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Der Digitalverband Bitkom hat Unternehmen befragt, wie sie den Effekt der Verordnung auf ihr Geschäft einschätzen. Die Ergebnisse verheißen nichts Gutes für den Innovationsstandort Europa.

Am 25. Mai 2018 ist die europäische Datenschutz-Grundverordnung in Kraft getreten. Die augenfälligsten Auswirkungen für Verbraucher sind wahrscheinlich Cookie-Zustimmungsboxen und Hinweise auf Datenschutzerklärungen auf Webseiten. Für Unternehmen bedeutet die DSGVO jedoch eine ganze Menge zusätzlichen Aufwand und Probleme bei der Verarbeitung personenbezogener Daten. 62 Prozent der 602 vom Bitkom befragten Unternehmen ab 20 Beschäftigten zögern bei der Datennutzung, weil sie Angst haben, gegen den Datenschutz zu verstoßen. 60 Prozent haben schon einmal Pläne für Innovationen gestoppt, weil datenschutzrechtliche Vorgaben oder Unsicherheiten sie dazu gezwungen haben.

„Ein einheitliches Datenschutzrecht für die ganze EU war und ist ein großartiges Projekt für die Bürgerinnen und Bürger ebenso wie für die EU als Wirtschaftsraum. Nach fünf Jahren Datenschutz-Grundverordnung muss man allerdings festhalten: Die DSGVO hat ihr Versprechen, für europaweit einheitliche, verständliche und praxistaugliche Datenschutz-Regeln zu sorgen, nicht eingelöst. Stattdessen führt die von jeder nationalen und regionalen Aufsicht eigenständige Interpretation der Regeln zu Rechtsunsicherheit“,

sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

„Viele Unternehmen verzichten deshalb auf die Entwicklung neuer Technologien und Dienste – oder verlagern ihre Projekte ins Ausland. Das zeigt sich nicht zuletzt an Verboten für innovative Technologien wie ChatGPT in einzelnen EU-Mitgliedstaaten, die für massive Verunsicherung sorgen.“

DSGVO-Jubiläum: „Datenschutz ist in unserer digitalen Welt extrem wichtig“

Die Datenschutzerfordernisse kosten konkrete Chancen für Wachstum und Wohlstand, meinen zumindest 58 Prozent der befragten Unternehmen. 63 Prozent sagen, dass durch strenge Regeln innovative datengetriebene Geschäftsmodelle in Deutschland erstickt oder aus dem Land vertrieben werden.

„Datenschutz ist in unserer digitalen Welt extrem wichtig. Aktuell erleben wir aber eine lähmende Angst vor Fehlern und eine einseitige Abwägung zwischen Datenschutz und Mehrwerten der Datennutzung“,

so Berg. Das gelte zum Beispiel für länderübergreifende Kooperationsprojekte und die medizinische Forschung, aber auch für die Digitalisierung des Gesundheitswesens oder der Verwaltung. Insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen fehle es zudem an praxistauglichen Hilfestellungen, um in der Datenökonomie innovative Geschäftsideen umsetzen und wachsen zu können. Berg sagt:

„Wir müssen Datenverarbeitungen als Chance verstehen, nicht immer nur als Risiko. Wenn wir fünf Jahre so weitermachen wie zuletzt, schwächen wir unsere Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit.“

Dass die DSGVO Unternehmen auch Chancen bietet, beweisen Startups, die sich des Themas angenommen haben. In Episode 59 des Munich Startup Podcasts stellen wir vier Münchner Datenschutz-Startups vor.