Es ist immer wieder frustrierend: Der Gang zum Briefkasten sorgt für traurige Gewissheit — das heiß ersehnte Päckchen war quasi schon im Hausflur, um dann aufgrund der eigenen Abwesenheit doch noch den Umweg in die nächstgelegene Postfiliale zu machen. Damit soll jetzt Schluss sein. Das Münchner Startup PAKX will seinen Nutzern daher jetzt die Möglichkeit bieten, Pakete zu einem selbstgewählten Wunschtermin liefern zu lassen. Wir haben mal genauer nachgefragt.
1. Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch und Eure Dienstleistung bitte kurz vor!
Patrick: Wir sind Elias Kuby (31) und Patrick Rexroth (37) und wir lösen mit PAKX das Problem der letzten Meile im e-commerce. Fast jeder, der gerne online bestellt und tagsüber nicht zu Hause ist, wird regelmäßig von verpassten Paketen genervt. DHL, Hermes & Co. haben es bislang nicht geschafft, flexible und verschiebbare Zustelltermine in kundenfreundlichen Zeitfenstern anzubieten, bis zu 40 Prozent aller Pakete an Privatkunden landen nicht auf Anhieb beim eigentlichen Empfänger. Weil wir schlichtweg keine Lust mehr hatten, unser Leben nach unseren Paketen zu richten, haben wir eine Lösung entwickelt, mit der sich alle Pakete endlich nach uns richten.
Elias: Wer sich bei PAKX anmeldet, bekommt eine individuelle Adresse, die für zukünftige Bestellungen im Online Shop einfach als Lieferadresse angegeben wird. So können Pakete direkt zu PAKX geschickt werden, wo sie anhand einer ID dem Empfänger zugeordnet werden. Immer wenn ein Paket bei PAKX eintrifft, erhält der Empfänger eine Benachrichtigung und kann mit wenigen Klicks online seinen Wunschtermin wählen. PAKX liefert auf Wunsch noch am gleichen Abend in zwei Zeitfenstern (19-21 Uhr und 21-23 Uhr), auf Wunsch ruft der Fahrer sogar an, anstatt zu klingeln.
2. Aber das gibt’s doch schon längst!
Elias: Eben nicht. Die großen Zusteller haben viel Zeit damit verbracht, Lösungen zu entwickeln, die jeweils nur mit dem eigenen Dienst funktionieren – obwohl Endkunden nur in den wenigsten Fällen wählen können, mit wem ein Paket eigentlich verschickt werden soll. Die Packstation, meistens weit weg und häufig überfüllt, ist so ein Beispiel, da sie nur mit DHL funktioniert. Paketshops oder der Friseur im Erdgeschoss sind auch suboptimal, weil diese oft schon geschlossen haben, wenn man abends nach Hause kommt. PAKX funktioniert als einzige Lösung mit allen Zustellern und nur mit PAKX kommen Pakete garantiert zum Wunschtermin bis an die Wohnungstür – ohne Schleppen, Schlangestehen oder unfreiwilligen Spaziergang.
3. Was sind die drei Hauptzutaten für Euer Erfolgsrezept?
Patrick: Zunächst ganz sicher technologische Synergie: Unsere Plattform hat ein Backend mit hohem Automationsgrad, außerdem ist sie sehr intuitiv und ermöglicht unseren Kunden, ihre Pakete jederzeit und überall mit wenigen Klicks zu managen. Zudem kombiniert die Plattform das Bedürfnis “Zustellung zur Wunschzeit” von Privatkunden mit den vorhandenen Kapazitäten von Logistikpartnern. So schaffen wir ein Ökosystem ohne eigene Flotte.
Ebenfalls wichtig ist unsere Plattformunabhängigkeit. Durch die Bündelung von Paketen aller Logistiker erzielen wir einen hohen Effizienzvorteil. Ein Liefergebiet, das von DHL, Hermes, DPD usw. jeweils einzeln angefahren werden muss, kann mit nur einem PAKX Fahrzeug bedient werden. Das ermöglicht die Planung effizienter Touren mit hoher Stoppdichte und reduziert zudem CO2-Emissionen.
Essentiell ist aber unsere extrem hohe Kundenorientierung: PAKX ist als Lösung eines ungelösten Problems entstanden, als Reaktion auf ein konkretes Kundenbedürfnis. Diese Reaktionsfähigkeit wollen wir uns auf jeden Fall erhalten. Wir suchen stets aktiv den Dialog mit unseren Kunden, um deren Bedürfnisse genau zu verstehen und PAKX entsprechend weiter zu entwickeln. So werden wir den Service z.B. in wenigen Wochen um die Abholung von Retouren sowie ein drittes Zeitfenster von 20 bis 22 Uhr erweitern – und zwar einfach, weil sich viele unserer Kunden das wünschen.
4. Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft?
Elias: Wir haben in den ersten Monaten in München bereits mehrere tausend Pakete ausgeliefert und verzeichnen monatlich zweistellige Wachstumsraten. Das Konzept wird durchweg positiv aufgenommen, nicht nur von Endkunden und Online-Versendern, sondern auch von Logistikern. Interessanterweise könnte man zunächst annehmen, dass es eine Wettbewerbssituation zwischen PAKX und den großen Zustellern gibt. Tatsächlich aber profitieren gerade diese ganz besonders von PAKX, denn wir erhöhen deren Erstzustellquote signifikant. Ein Fahrer zum Beispiel, der für die Zustellung von 150 Paketen bislang den ganzen Tag benötigt hat, kann dies bei PAKX gebündelt in wenigen Minuten – die Kostenersparnis liegt auf der Hand.
5. Was bedeutet München für Euch?
Patrick: Nach München kam ich 2009 für einen Job bei Yahoo, wo ich zuletzt das europäische SEO-Team geführt habe. Die Stadt gefiel mir von Anfang an und ich finde mittlerweile, dass sich die Stadt in puncto Startup-Mentalität keinesfalls vor anderen Städten verstecken muss. Anders gesagt, in Münchner Biergärten entstehen mindestens so viele gute Ideen wie in Berliner Meetingräumen. München hat eine sehr lebendige Startup-Szene und bringt regelmäßig tolle Companies hervor.
Elias: Ich bin im schönen Bayern geboren und aufgewachsen. Da es nicht viele Städte auf der Welt gibt, die mit München mithalten können, lag die Entscheidung, hier zu leben, auf der Hand. An die Startup-Szene bin ich eher spät geraten. Nach einigen Jahren als Projektmanager in der Baubranche war es aber eine überaus positive Veränderung. München ist zwar nicht ganz so “hip” wie Berlin, was aber durchaus seine Vorteile hat. Bei uns muss niemand Mate-Tee trinken. Ein kühles Helles ist völlig in Ordnung.
6. Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?
Patrick: Wir sind gekommen, um zu bleiben. Für PAKX gibt es einen eindeutigen Bedarf, Online-Shopping boomt und der Markt für B2C Pakete wächst mit über 7 Prozent pro Jahr, Tendenz steigend. Das Feedback unserer Kunden ist überwältigend, die Expansion von PAKX wird daher unmittelbar nach unserer nächsten Finanzierungsrunde im Sommer beginnen. Bis Ende des Jahres soll PAKX in den fünf größten deutschen Städten verfügbar sein.
7. Steckerlfisch oder Schweinshaxe?
Elias: Steckerlfisch
Patrick: Eindeutig… Hendl.