Ein Geheimtipp ist die Slush schon lange nicht mehr: Bereits seit 2008 bringt das von Studenten der Universität Helsinki organisierte Event GründerInnen und InvestorInnen zusammen. Im vergangenen Jahr erklärte sich das Event dann zur „größten Ansammlung von Venture Capital auf dem Planeten“. Rund drei Billionen Dollar an Assets under Management waren in der Messehalle versammelt. Ein Wert, den die Veranstalter in diesem Jahr noch einmal deutlich übertreffen konnten: Bei der Eröffnung der Veranstaltung verkündeten Slush CEO Aino Bergius und Slush President Elin Dölker, dass sich in diesem Jahr vier Billionen Dollar auf ihrem Event versammelt haben.
Aber nicht nur hier konnte die Slush weiter wachsen. Kamen im vergangenen Jahr rund 5.000 Startups und 3.000 InvestorInnen zusammen, waren es in diesem Jahr gut 5.500 Startups und 3.300 InvestorInnen, so die Veranstalter. Beide Parteien vereinbarten über die Eventplattform erneut über 20.000 Meetings.
Aber nicht nur mit solchen beeindruckenden Zahlen hebt sich die Slush von anderen Events ihrer Art ab. Denn kaum eine Veranstaltung schafft es so gut, ein optimistisches und positives Zukunftsbild zu zeichnen. Dafür zuständig war in diesem Jahr Alexander Stubb, früherer Ministerpräsident und seit März diesen Jahres Präsident Finnlands. In seiner Keynote sprach er über die aktuellen Herausforderungen der digitalen Welt. Dabei baute er zunächst die Gegensätze auf, vor denen Gesellschaften aktuell zu stehen scheinen: digitale Demokratie gegen digitale Diktatur; Hoffnung verbreiten oder Hass schüren; empathische Menschen oder berechnende KI. Diejenigen aber, die über diese möglichen Versionen der Zukunft entscheiden, so Stubb, sind die auf der Slush versammelten Techies. Und er ist sich sicher, dass diese dafür sorgen werden, dass Menschen mit Empathie immer am Steuer bleiben werden. Dass direkt gegenüber der Bühne, auf der Stubb sprach, Google seinen Stand hatte, ist dabei wohl als ironischer Zufall zu betrachten.
Tipps vom Nvidia-Mitgründer
Aber natürlich gehörten die Bühnen der Slush den Gründern und Gründerinnen, und nicht der Politik. So drehte sich auf der Impact Stage alles um Technologie und deren Einfluss auf die Gesellschaft. Von Fittech über Climate Tech bis hin zum Schutz vor Betrügern wurde hier alles diskutiert, was Einfluss auf das Leben von einzelnen Menschen und ganze Gesellschaften haben kann. Auf der Builder Stage wiederum gab es konkrete Tipps für GründerInnen. Egal ob es darum geht, ein Problem zu validieren, einen MVP zu entwickeln oder eine Seed-Runde abzuschließen – hier gaben Startups, Agenturen und InvestorInnen Tipps für den Erfolg. Und auf der Startup Stage präsentierten sich die Startups selbst – nach Themen sortiert pitchten hier zwei Tage lang GründerInnen aus Finnland, Europa und dem Rest der Welt.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt zudem Chris Malachowsky, einer der Gründer des Chiphersteller Nvidia. Er erkläre im Gespräch mit Etosha Cave, Mitgründerin und CSO von Twelve, den Werdegang seines Unternehmens. Denn dass Nvidia sich einmal dazu anschicken würde, mit seinen Chips die KI-Welt zu revolutionieren, war alles andere als vorgezeichnet – schließlich hatten die Gründer erst mit der zweiten Generation ihrer Chips gelernt, dass sie am Markt vorbei arbeiten. Aber aus Fehlern wird man bekanntlich klug und Malachowsky fasste seine Learnings so zusammen:
„Don’t try to outsmart your competitors, outengineer them.“
Weiters brachte er noch zwei weitere wichtige Botschaften an die Leute: Zum einen sollten sich GründerInnen zweimal überlegen, ob sie von ihm Tipps annehmen wollen – schließlich hat er ja in seinem ganzen Leben nur ein Unternehmen gegründet, und das ist über 30 Jahre her. Und zum anderen hält er es für wichtig, dass GründerInnen eine gewisse Naivität mitbringen:
„Naiveity is good for founders, you gotta believe!“
„Die Slush ist eine supergeile Veranstaltung“
Eine eigene Bühne hatten zudem Startups aus Deutschland: Die German Pitching Stage am Deutschland-Stand gab den GründerInnen die Gelegenheit, sich und ihre Ideen vorzustellen. Die Startup Champs, also München, Berlin, Hamburg und Köln, waren auch in diesem Jahr wieder Teil des Standes. Mit ESG-X, Peak Quantum, Roundpeg und Sub Capitals gaben sich hier auch vier Münchner Startups am Stand die Ehre.
Jean Bauer, Co-Founder und Co-Geschäftsführer von ESG-X fasst die Messe so zusammen:
„Die Slush ist eine supergeile, flashy Veranstaltung, auf der einiges abgerissen wird. Die Messe – ich glaube sie hat die größte Investorendichte – ist super, um Investoren kennenzulernen. Es ist sehr einfach, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und vor allem die internationalen Investoren wollen einem beim Wachstum in anderen Märkten helfen. Ich habe zum Beispiel mit einem Investor aus Bulgarien gesprochen, bisher hatten wir das Land nicht auf unserer Agenda – das hat sich jetzt geändert.“
Thomas Luschmann, Co-Founder und Managing Director bei Peak Quantum, ergänzt:
„Die Slush ist wirklich gut organisiert, die Veranstalter machen es einem sehr einfach, Investoren mit relevantem Profil zu finden. Einen Scheck schreiben sie zwar auch hier nicht gleich auf den Bierdeckel, aber ich habe die letzten zwei Tage viele relevante Kontakte gefunden, an die ich anknüpfen kann.“
Und Oliver Krieg, CEO und Co-Founder von Roundpeg, sagt:
„Ich war bisher auf keiner Veranstaltung, auf der ich so viel mit Investoren in Austausch gekommen bin. Das einzige, was wirklich fehlt, ist ein Bierkarussell.“