Talos entwickelt satellitengestützte Ortungstechnologie für Forschung, Landwirtschaft und Logistik. Die Max-Planck-Gesellschaft nutzt die Technologie des Münchner New-Space-Startups für sein Icarus-Programm. Bei Icarus (International Cooperation for Animal Research Using Space) handelt es sich um ein Forschungsprojekt zur kontinuierlichen Beobachtung von Tieren aus dem Weltraum mit Minisatelliten. Das Tracking von Wildtieren ist nicht nur aus eindrucksvollen Tierdokumentationen bekannt, es liefert der Wissenschaft auch unschätzbar wertvolle Daten.
Bilaterale Forschungsprojekte mit Russland gestoppt
Das ursprüngliche Icarus-System, das von der Internationalen Raumstation (ISS) aus betrieben wurde, hatte die Max-Planck-Gesellschaft zusammen mit der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos entwickelt. Als Folge des Ukraine-Krieges wurden jedoch alle bilateralen Forschungsprojekte mit Russland gestoppt, einschließlich Icarus. Nun wird Icarus 2.0 aufgebaut, mit einer eigenen unabhängigen Flotte von mindestens fünf Cube-Satelliten im nahen Erdorbit (Low-Earth-Orbit, LEO).
Dafür hat Talos nun einen vierjährigen Kooperationsvertrag mit der Max-Planck-Gesellschaft unterzeichnet, um Icarus 2.0 zu starten: Die Partnerschaft definiert die nächste Generation der satellitengestützten Tierbeobachtung und erschließt so neue Möglichkeiten für globale Wissenschaft und Naturschutz.
Tägliche Updates zu Tierstandorten
Das System erlaubt eine hochpräzise Verfolgung von Tieren mit GPS-Genauigkeit. Es soll ForscherInnen mindestens einmal täglich Updates zu Tierstandorten liefern. Sobald alle fünf Satelliten in Betrieb sind, sind bis zu fünf Updates pro Tag möglich. Zusätzlich zu den Standortdaten werden die an den Tieren befestigten fünf Gramm schweren Sender auch Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Druck und Beschleunigung messen und damit einen umfassenden Datensatz zur Unterstützung verschiedener Forschungsziele liefern. Professor Martin Wikelski, Direktor am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, erklärt dazu:
„Unsere Zusammenarbeit setzt die Erfolgsgeschichte von Icarus fort und ermöglicht es uns, bisher unbekannte Dimensionen im Tierverhalten und der globalen Biodiversität zu erforschen. Icarus 2.0 wird ein entscheidendes Instrument zur Bewältigung von Umweltproblemen, Klimawandel, Naturschutz und der Verfolgung zoonotischer Krankheiten wie SARS, Vogelgrippe und dem West-Nil-Virus sein. Durch den Einsatz von Raumfahrt-Technologien sowie die Zusammenarbeit mit innovativen New-Space-Startups profitiert die Icarus-Initiative von schnelleren Entwicklungszyklen und breiteren Einsatzmöglichkeiten. So erweitern wir Reichweite und Wirkung der globalen wissenschaftlichen Forschung und Naturschutzbemühungen.“
„Quantensprung für Wildlife-Tracking“
Und Gregor Langer, CEO von Talos, äußerte sich begeistert über die Partnerschaft:
„Icarus 2.0 ist ein Quantensprung für Wildlife-Tracking und Umweltwissenschaft. Gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft ermöglichen wir Wissenschaftlern weltweit, bisher undenkbare Einblicke in die Ökosysteme unseres Planeten und in die Bewegungen von Tieren zu gewinnen. Dank der zunehmenden Erschwinglichkeit von Raumfahrt-Technologien und Satelliten-Starts werden New-Space-Startups wie TALOS zum Schlüssel beim Vorantreiben wissenschaftlicher Forschung. So unterstützen wir Forschungseinrichtungen weltweit, ganz konkrete Lösungen für unser Leben auf der Erde zu liefern.“
Icarus 2.0 plant, die Cube-Satelliten-Konstellation in mehreren Phasen zu starten. Der erste Satellit soll bereits im Herbst 2025 mit SpaceX 15 starten. Für den darauffolgenden Start wird aktuell die Nutzlast gebaut. Die Produktion des ersten Satelliten wird als Teil der SpaceX-Transporter-16-Mission beginnen und soll bis Frühjahr 2026 fertiggestellt sei. Die vollständige Konstellation von fünf Satelliten soll bis Ende 2026 betriebsbereit sein.