Prof. Andreas Knopp (Projektleiter SeRANIS) mit Gregor Langer (CEO Talos), Martin Laabs, Fabian Geißler, Tony Bauer und Prof. Dirk Plettemeier.
© UniBw M / Siebold

Talos: Satellite-based-IoT für Wildlife Tracking

Das Tracking von Wildtieren ist nicht nur aus eindrucksvollen Tierdokumentationen bekannt, es liefert der Wissenschaft auch unschätzbar wertvolle Daten. Die hierfür verwendeten Sender müssen allerdings viel leisten: Sie müssen Kälte, Hitze, Nässe und Staub aushalten können, die Tiere nicht behindern und eine möglichst lange Batterielaufzeit aufweisen. Talos aus München entwickelt die nächste Generation dieser Sender. Im Interview erklärt CEO Gregor Langer, was die Technologie seines Startups auszeichnet.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Gregor Langer, Talos: Talos konzipiert und liefert Satellite-based-IoT-Lösungen, um mit Kleinstsendern am Erdboden Gegenstände oder Kleintiere zu lokalisieren. Damit möchten wir es Forschern und Wissenschaftlern ermöglichen, zum Beispiel Zugvögel global zu tracken, um deren Bewegungen über die Kontinente zu verfolgen. So kann man unter anderem herausfinden, welchen Einfluss der Klimawandel auf die Migrationsbewegungen der Tiere hat, wenn etwa Dürren oder Wasserknappheit sie dazu zwingen, ihre Routen zu ändern. Über das Bewegungsprofil besteht auch die Möglichkeit, Krankheiten früh zu erkennen, beispielsweise wenn ein Wildschwein die Schweinepest mit sich trägt. Trackingdaten könnten aber auch dabei helfen, Naturkatastrophen „vorherzusehen“. Es ist nämlich bekannt, dass Tiere schon reagieren, bevor wissenschaftliche Instrumente etwas erfassen.

Neben dem Tracking von Wildtieren ist unser System natürlich auch geeignet, Fahrzeuge, Container oder auch Tropenholz zu verfolgen, um hier mal drei Beispiele zu nennen, denn der Phantasie für den Einsatz eines solchen Systems sind keine Grenzen gesetzt. Unsere ersten Kundengruppen sind aber zunächst Wissenschaftler und Forscher, die Wildlife-Tracking nutzen. Langfristig wollen wir mit Talos ein Gesamtsystem als Dienstleistung anbieten, also Tracking-as-a-Service.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Gregor Langer: Wir nutzen, wie andere Anbieter auch, GPS, speichern die Daten aber zunächst im Sender, um sie dann zusammengefasst an einen LEO-Satelliten zu schicken. Im Moment erfolgt das tagesaktuell, lässt sich aber durch die Anzahl der Satelliten skalieren. Auf diese Weise verbrauchen unsere Sender sehr wenig Energie, wodurch sie im Vergleich zu anderen Technologien wesentlich kleiner sind, nämlich nur so groß wie ein kleiner Finger und mit unter fünf Gramm Gewicht extrem leicht. Ein weiteres, wesentliches Merkmal unserer Sender ist, dass sie auch noch in der Betriebsphase konfigurierbar sind. Sprich, das Verhalten des Senders kann situationsbedingt geändert werden. Und so etwas gibt es tatsächlich noch nicht. Damit kann Talos Use Cases adressieren, die es bislang auch mit größeren Sendern nicht gibt.

Zukünftig so klein wie eine Fingerpuppe

Wir wollen aber noch deutlich kleiner werden. Wir arbeiten weiter an unserer Technologie und wollen in Sachen Größe vom kleinen Finger zu einer Fingerkuppe kommen. Darauf folgt dann unsere Idee, komplett passiv zu tracken, wodurch wir eine nahezu unendliche Lebenszeit für die Sender erreichen.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Gregor Langer: Wir sind 8 Gründer, einige von uns kennen sich schon seit Jahren. Wir kommen aus Wissenschaft und Forschung und haben Ingenieure, die unter anderem Antennen und Tracking-Systeme entwickelt haben, und so weiter. Letztendlich zusammengebracht hat uns alle das große Interesse an der Thematik – und positive Signale aus der Industrie, welche einen Bedarf nach Systemen wie dem unseren signalisiert. Die Konsequenz war die Gründung im Juli letzten Jahres.

Mit unserer Technologie haben wir dann auch die SeRANIS Startup Challenge der Universität der Bundeswehr München im letzten Jahr gewonnen. Dadurch bekommen wir die Gelegenheit, eine Nutzlast auf einen von der Universität finanzierten Satelliten zu bringen. Das ist ein Riesenerfolg für uns, auf den wir auch sehr stolz sind. Außerdem konnten wir dabei unser Businessmodell einer Jury mit viel Erfahrung vorstellen, was nicht nur eine Art Realitätscheck für uns war, sondern wenn die Jurymitglieder mit all ihrer Erfahrung denken, das wird ein Erfolg, dann ist das auch sehr positiv.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Gregor Langer: Neben den üblichen Startup-Herausforderungen wie Liquidität oder der allgemeinen Kundengewinnung ist für uns der Markt eine besondere Herausforderung. Denn wir wollen ja den globalen Tracking-Markt adressieren. Und in so einem gigantischen Markt irgendwie Fuß zu fassen, sich zu etablieren und nicht nur eine Nische zu besetzen – das ist eine Riesenherausforderung.

Talos will Tracking-as-a-Service anbieten

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Gregor Langer: Innerhalb der nächsten zwölf Monate möchten wir natürlich auf stabilen finanziellen Füßen stehen. Das ist immer das erste und das wichtigste Ziel. Wir möchten unseren ersten Auftrag eingefahren und den Grundstein für weitere Aufträge gelegt haben.

Später, in drei bis fünf Jahren, wollen wir Tracking-as-a-Service mit einem eigenen Satelliten anbieten können. Außerdem wollen wir bis dahin unsere Marktsegmente diversifizieren, also nicht nur im Bereich Wildlife-Tracking aktiv sein, sondern auch im Fleet Management oder dem Container Tracking. Und auch unser passives System soll bis dahin fertig sein und die ersten Aufträge mit zufriedenen Kunden haben.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Gregor Langer: München ist super als Standort. Wir haben hier etablierte Startups, die den Weg bereits gegangen sind und vorgemacht haben, wie es geht – Ororatech, Isar Aerospace, Lilium sind Namen, die man kennt. Es gibt Exzellenzuniversitäten wie die TUM, die die Startups über die UnternehmerTUM zusammenführt, fördert und auch bekannt macht. Und es gibt natürlich noch viele mehr, die diese Community prägen und die so letztendlich die Grundlagen für erfolgreiche Startups mit legen. Dann sind da noch die Events wie die Bits & Pretzels im Herbst oder der DLD Anfang Januar zu nennen. Es gibt einiges, was ganz klar für München spricht und wir sind sehr zufrieden mit dem Standort.

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?

Gregor Langer: Wir haben noch so viele Ideen, die wir umsetzen möchten, und viele Hürden, die wir überwinden können. Einige Firmen haben Interesse an unserer Technologie und in den Kundengesprächen merke ich jedes Mal, wie die Ideen nur so sprudeln. Wir können hier also noch sehr viel Zeit und Arbeit investieren. Von daher würde ich klar sagen, langer Atem.

Maximilian Feigl

Maximilian Feigl berichtet seit 2020 über das Münchner Startup Ökosystem. Dabei haben es dem studierten Politikwissenschaftler vor allem Deeptech-Themen angetan.

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