Munich Startup: Was für einen bisherigen Karriereweg hast Du?
Rosaria Di Donna: Bereits im Alter von 16 Jahren begann ich, erste berufliche Erfahrungen im Familienunternehmen meiner Eltern zu sammeln. Mein Studium der Betriebswirtschaftslehre führte mich an die Universität Mannheim, die Università Bocconi und die Copenhagen Business School, wo ich mich besonders auf Strategisches Management und Controlling konzentrierte. 2012 schloss ich mein Studium erfolgreich ab und gehörte zu den besten 10 Prozent meines Jahrgangs. Während dieser Zeit hatte ich die Gelegenheit, wertvolle internationale Erfahrungen in Städten wie Mailand, Paris, Madrid, Kopenhagen und Singapur zu sammeln.
Meine berufliche Reise führte mich zu namhaften Unternehmen wie Bosch, Porsche und Microsoft, wo ich in verschiedenen Führungspositionen tätig war. Dabei lag mein Schwerpunkt auf Consulting, Vertrieb, Markteintrittsstrategien sowie Partner- und Produktmanagement.
Im Jahr 2024 entstand gemeinsam mit meinen Mitgründern Mousa Abdelmaksoud (CTO) und Ariane Vogel (CPO) die Idee zu Familymind AI. Ein Jahr später, 2025, gründeten wir schließlich das Unternehmen.
Rosaria Di Donna: „Für mich ist Gründen eine Mission“
Munich Startup: Was hat Dich zur Gründung motiviert?
Rosaria Di Donna: Als Mutter habe ich selbst erfahren, wie herausfordernd es sein kann, Familie und Beruf zu vereinen. Gleichzeitig habe ich durch Gespräche mit FreundInnen und Familienmitgliedern immer wieder gespürt, dass der Mental Load – die unsichtbare Last der Organisation im Alltag – überwiegend Frauen trifft.
Mit 39 zu gründen, und das während ich unser zweites Kind erwarte, mag für manche mutig klingen. Für mich fühlt es sich einfach richtig an. Familymind AI entstand aus dem Wunsch heraus, Familien nicht nur zu entlasten, sondern auch Gleichberechtigung in den Alltag zu bringen. Für mich ist Gründen nicht nur eine berufliche Entscheidung – es ist eine Mission mit sozialem Impact.
Wir nutzen modernste Künstliche Intelligenz, um Familien im Alltag zu entlasten. KI wird oft als technologische Revolution beschrieben, aber sie muss auch im familiären Kontext zugänglich gemacht werden. Besonders Eltern – und hier vor allem Mütter – profitieren enorm von dieser Transformation. KI kann helfen, die unsichtbare mentale Last sichtbar zu machen, Aufgaben intelligent zu verteilen und Stress zu reduzieren.
Mit Familymind AI bieten wir eine Lösung, die nicht nur organisiert, sondern auch Verantwortung teilt. Eltern sollen eine faire Chance haben, ihre beruflichen und familiären Ziele in Einklang bringen zu können. Mein Ziel ist es, nicht nur das Leben einzelner Familien zu erleichtern, sondern auch die gesellschaftliche Wahrnehmung von Familien und Familienarbeit langfristig zu verändern.
Starkes Support-System
Munich Startup: Was hättest Du gerne vor Deiner ersten Gründung gewusst?
Rosaria Di Donna: Dass ein starkes Support-System alles ist. Ich bin unglaublich dankbar für die Unterstützung meiner Familie, meines Partners, meiner FreundInnen und meines Netzwerks – ohne sie wäre es nicht möglich. Ich hätte mir jedoch gewünscht, früher zu wissen, dass nicht alles perfekt sein muss, um loszulegen, dass man nie „bereit genug“ ist, dass ich in mich und meine Fähigkeiten, diesen Weg zu gehen, vertrauen kann. Die besten Ideen entstehen oft mitten im Leben.
Munich Startup: Wie ist Dein Unternehmen bislang finanziert?
Rosaria Di Donna: Familymind AI wird durch öffentliche Förderprogramme wie das Exist-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft, Forschung und Klima, die Social Impact Republic, und das Netzwerk UnternehmerTUM finanziert und unterstützt. Diese Programme bieten uns Zugang zu einem großartigen Netzwerk und MentorInnen. Parallel arbeiten wir daran, uns frühzeitig profitabel und unabhängig aufzustellen sowie strategische Investoren zu gewinnen, die nicht nur finanziell, sondern vor allem langfristig inhaltlich unsere Mission unterstützen.
Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?
Rosaria Di Donna: Definitiv in Bewegung in der Natur – sei es bei einem Spaziergang, Radfahren oder während ich meinem Kind auf dem Spielplatz zusehe. Kinder haben eine unglaublich inspirierende Sicht auf die Welt und oft bringen sie mich auf neue Ideen. Und diese Ideen sind in der Regel viel einfacher und weniger komplex gestrickt und dadurch unglaublich stark.
Munich Startup: Was sind Deine 3 liebsten Arbeitstools?
Rosaria Di Donna: Miro – für klare Visualisierungen und Zusammenarbeit im Team. Teams – für schnelle, effektive Kommunikation und Wissensaustausch. Headset und Noise-Cancelling-Funktionen – egal, wo ich bin, mit wem ich gerade online spreche, ich bin professionell und kann mich voll auf das Gespräch konzentrieren.
Munich Startup: Dein Top-Tipp zum Thema “Pitchen”?
Rosaria Di Donna: Authentizität ist der Schlüssel. Menschen investieren nicht (nur) in Ideen, sondern in die Menschen dahinter. Erzähle Deine Geschichte – ehrlich, emotional und mit Leidenschaft.
„Jetzt ist der Moment zu zeigen, dass Innovation von Vielfalt lebt“
Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?
Rosaria Di Donna: Ja, absolut. Die Herausforderungen von Familien – sei es mentale Belastung, Zeitmanagement oder Gleichberechtigung – sind aktueller denn je. Es ist die perfekte Zeit, um mit einer sozialen Innovation wie Familymind AI einen echten Unterschied zu machen. Gerade für Frauen in Tech ist jetzt der Moment, mutig zu sein und zu zeigen, dass Innovation von Vielfalt lebt.
Munich Startup: Auf welche Technologie oder Branche würdest Du bei Deiner nächsten Gründung setzen?
Rosaria Di Donna: Definitiv wieder auf eine Kombination aus Technologie und sozialem Impact. KI hat das Potenzial, nicht nur Effizienz zu schaffen, sondern auch echte gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Ich würde mich weiterhin auf Themen konzentrieren, die unsere Gesellschaft verbessern.
Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Gründungsstandort München noch verbessert werden?
Rosaria Di Donna: München bietet großartige Netzwerke und Fördermöglichkeiten, aber wir brauchen mehr Sichtbarkeit für weibliche Gründerinnen. Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Coworking-Spaces wären ebenfalls ein Game-Changer für Eltern. Es sollte normal sein, dass Mütter auf der Bühne stehen – schwanger, mit Kleinkindern oder ohne. Es bedarf mehr solcher Bilder in sozialen Netzwerken. Role-Models sind der Schlüssel, um GründerInnen Mut zu machen.
Karma hits hard
Munich Startup: Welchen Gründer oder welche Gründerin würdest Du gerne einmal persönlich treffen? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?
Rosaria Di Donna: Ich würde gerne Zuckerberg, Musk, Bezos & Co treffen und sie folgendes fragen: „Warum gestaltet Ihr die Zukunft nur für die Hälfte der Weltbevölkerung? Glaubt Ihr nicht daran, dass eine diverse, inklusive und vor allem unbiased Tech-Landschaft allen zugutekommt?“ Anschließend würde ich ihnen drei Worte mit auf den Weg geben: „Karma hits hard.“
Ich bin überzeugt, dass nichts und niemand Frauen oder Minderheiten in Tech aufhalten kann. Wir holen uns unseren Platz – nicht, weil er uns gegeben wird, sondern weil wir ihn gestalten und unsere Gesellschaft ihn dringend benötigt.