Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?
Julian Hoffmann: Aiina Robotics hilft Bauunternehmen, die Produktivität auf Baustellen zu steigern und dem Arbeitskräftemangel zu begegnen. Wir entwickeln intelligente, modulare Roboter mit fortschrittlichen Sicherheitsfunktionen, die es unserer technologischen Lösung ermöglichen, sich in komplexen, sich ändernden Umgebungen zurechtzufinden.
Unser erster Use Case ist gleich der härteste Job auf der Baustelle: das Hochdruckwasserstrahlen für die Betonsanierung. Das muss gemacht werden, um alten Beton, der Risse bekommt, zu erneuern. Es ist ein extrem harter Job, den man maximal eine halbe Stunde am Stück machen kann, wonach man direkt eine ebenso lange Pause braucht. Wir schießen bei dieser Arbeit mit Überschallgeschwindigkeit und 3.000 bar Druck Wasser aus einer Lanze auf den Beton. So was lässt man lieber einen Roboter machen, sobald die den Job übernehmen können!
Neue Art der Sicherheitstechnologie für die Arbeit mit Robotern
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Julian Hoffmann: Wir grenzen uns von der Konkurrenz durch eine revolutionäre Sicherheitstechnologie ab, die am Lehrstuhl für Robotik, Künstliche Intelligenz und Echtzeitsysteme der TU München entwickelt wurde. Mit der Ausgründung aus unserem Lehrstuhl ermöglichen wir es unseren Robotern, sicher Seite an Seite mit Menschen zu arbeiten. Außerdem ermöglicht es unser softwarebasierter Ansatz, das Sanieren von komplizierten Oberflächen wie Ecken, Kanten und Säulen erstmals zu automatisieren, womit wir technologische Pionierarbeit leisten.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?
Julian Hoffmann: Die Gründung fing mit meiner Bachelorarbeit an, die ich bei unserem Professor Matthias Althoff schrieb, der uns bei der Ausgründung begleitet. Ich habe meinen Co-Founder Claus Carste direkt danach mit ins Boot geholt und parallel zu unserem Masterabschluss in Robotik und KI an der TUM mit Lena Pätzmann und Nicola Kolb das Team vervollständigt. Das Thema war von Anfang an sehr nah an der Industrie dran, wo wir uns nach existierenden Problemen umgeschaut haben. Das Team hat von Beginn an einfach funktioniert: Es ist klar, wer welche Aufgaben übernimmt und wo wessen Stärken liegen. Wir waren uns sehr schnell sicher, dass wir diese Challenge gemeinsam angehen möchten.
Aiina: Von der Bachelorarbeit zum Robotik-Startup
Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?
Julian Hoffmann: Unsere größte Herausforderung ist – und wird auch noch in Zukunft sein –, ein technisch robustes Produkt zu bauen, das mit den Bedingungen auf der Baustelle klarkommt und zuverlässig funktioniert. Dafür müssen wir testen, testen, testen. Das braucht einen langen Atem.
Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?
Julian Hoffmann: In einem Jahr möchten wir ein funktionierendes Produkt auf der Baustelle haben, das das Leben unserer Kundinnen und Kunden erheblich erleichtert. In fünf Jahren möchten wir unsere Vision von autonomen Robotern auf der Baustelle so weit ausgebaut haben, dass unser modulares System einen großen Teil des Prozesses der Bauwerksanierung begleiten kann, sodass wir unsere dringend sanierungsbedürftige Infrastruktur in Deutschland schneller wiederherstellen können.


Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?
Julian Hoffmann: Ich kann mir keinen besseren Standort vorstellen – vom forschungsstarken Umfeld der TUM, aus der wir ausgründen, über die TUM Venture Labs bis hin zur UnternehmerTUM ist der Support überall zu spüren. Es ist toll, von gründungsbegeisterten Menschen umgeben zu sein, die Bock haben, mit anzupacken und etwas erreichen möchten.
Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?
Julian Hoffmann: „Hardware is hard“ – wir haben einen langen Atem und glauben, dass es sich auszahlt, geduldig zu sein. Wir möchten ein nachhaltiges, stabiles Unternehmen aufbauen, das in einer bisher noch unautomatisierten Branche zu echten Veränderungen führt. Das kann nicht über Nacht geschehen, aber wir fühlen uns gut auf die noch vor uns liegenden Challenges vorbereitet.