Das Münchner Startup Social Bee bezeichnet sich als soziale Zeitarbeitsfirma. Was das heißt? Das Unternehmen fungiert als Bindeglied zwischen Arbeitgebern und Flüchtlingen und gibt speziell Geringqualifizierten eine Perspektive in Deutschland.
Was Social Bee sonst noch neu, anders und besonders macht — wir haben nachgefragt und uns mit einem der Gründer, Maximilian Felsner, unterhalten.
1. Wer seid Ihr und was macht Ihr?
Wir zwei Gründer, Zarah Bruhn und ich, kennen uns schon aus Erstsemester-Zeiten in Mannheim und wollten beide zur Verbesserung der Situation geflüchteter Menschen beitragen. Um das Ganze möglichst professionell und nachhaltig gestalten zu können, haben wir einen sozialunternehmerischen Ansatz gewählt.
Als erste soziale Zeitarbeitsfirma sind wir das Bindeglied zwischen Arbeitgebern und geringqualifizierten Flüchtlingen. Neben einem Arbeitsplatz bieten wir unseren Angestellten sozialpädagogische Betreuung, Sprachkurse, Teilqualifikationen sowie ein Freizeit- & Kulturprogramm.
Unser Ziel ist es, unsere Mitarbeiter nach spätestens 1,5 Jahren in eine Ausbildung oder qualifizierte Festanstellung zu vermitteln. Wir wollen Integration in Deutschland fördern. Damit grenzen wir uns von herkömmlichen Personaldienstleistern ab.
2. Aber das gibt’s doch schon längst!
Leider nicht! Unser Ansatz der sozialen Zeitarbeit ist bisher neu. In der Zeitarbeitsbranche als auch in der Geflüchtetenhilfe sind wir mit unserem Projekt einzigartig, Wir gehen einen unkonventionellen Weg, weil wir die Welt der Sozialorganisationen mit der Wirtschaft verknüpfen und so versuchen, die unterschiedlichen Ansätze und Denkweisen zum Vorteil aller zu nutzen.
3. Was sind die drei Hauptzutaten für Euer Erfolgsrezept?
Engagement mit Hand und Herz, gesunder Pragmatismus und das Vertrauen in das Potential der Geflüchteten.
4. Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft?
Es läuft sehr gut, wir haben mit der Operative losgelegt und kommen schnell voran. Das Feedback ist von allen Seiten sehr positiv. Wir merken, dass wir das Richtige tun.
Der erste Großkunde ist bereits an Bord und wir professionalisieren uns stetig.
5. Was bedeutet München für Euch?
München steht exemplarisch für die Willkommenskultur in Deutschland. Die Bilder des Engagements der Ehrenamtlichen und der Geflüchteten am Hauptbahnhof gingen um die Welt. Es ist schön, diese Arbeit von hier aus weiterzuführen und jetzt die langfristige Integration von Geflüchteten anzugehen.
Natürlich sind wir auch froh über die Infrastruktur, die München bietet. Die Unterstützung durch das LMU Entrepreneurship Centers hat uns sehr geholfen, die Gründerszene ist vielfältig und insbesondere die Social Entrepreneurship Szene hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt.
6. Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?
Zum Unicorn werden wir sicherlich nicht. Unser Anspruch ist es, ein solides Unternehmen aufzubauen, um als verlässlicher Partner Geflüchteten zu helfen und die gesamtgesellschaftliche Situation zu verbessern. Für uns als Sozialunternehmer zählt vor allem gesellschaftliche Wirkung.
Aktuell halten sich in Deutschland über eine Million Geflüchtete im Alter von 18 bis 50 Jahren auf, die über keine nachweisbaren Qualifikationen verfügen. Gleichzeitig sind am deutschen Arbeitsmarkt 150.000 Stellen offen, die mit geringqualifizierten Arbeitskräften besetzt werden könnten – Tendenz steigend.
Dennoch befinden sich 80 % aller Geflüchteten trotz hoher Motivation in Langzeitarbeitslosigkeit. Und das, obwohl 85 % aller Arbeitgeber mit Flüchtlingen arbeiten möchten. Es wäre unverzeihlich, wenn unsere Gesellschaft diese Herausforderung nicht löst.
Wir möchten hierzu einen langfristigen und dauerhaften Beitrag leisten – und hierfür bieten wir einen guten Ansatz.
7. Helles oder Prosecco?
Helles, was sonst? 🙂