Die Bohème-Gründer Amadeo Gaigl, Mohsen Fazeliniaki und Vincenzo Di Salvo (v.l., Foto: Bohème)

Kaffeehauskultur 2.0 — 7 Fragen an… Bohème!

Bohème möchte das Flair des zeitunglesenden Kaffeehausbesuchs in die digitale Ära bringen. Anstatt einer Papierzeitung am althergebrachten Stock, stellt der Wirt seinen Kunden in der Bohème-App redaktionelle Medien zur Verfügung. Wir haben mit den Gründern gesprochen.

1.      Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch und Euer Produkt / Eure Dienstleistung bitte kurz vor!

Wir die Founder, Mohsen, Vincenzo und Amadeo, sind allesamt Kaffee-Kultur-Enthusiasten mit einer Leidenschaft für Qualitätsjournalismus. Wenn es nach uns geht, muss die europäische Kaffeehauskultur gerade in digitalen Zeiten neu aufblühen. Nämlich sind Cafés nicht nur Orte für guten Kaffee, sondern auch eben Orte voll von Inspiration und spannenden Themen, die es zu entdecken gilt. Nicht umsonst werden seit jeher Zeitungen und  Magazine für die Gäste zur Verfügung bereitgestellt.

Nur im Unterschied zu damals greifen die Gäste kaum noch zu den Zeitungen, sondern nehmen lieber ihr Smartphone in die Hand. Genau für diese Zielgruppe wollten wir etwas Cooles bauen. Dafür gibt’s jetzt die kostenlose Bohème-App, in der unsere Nutzer die spannendsten Paid-Inhalte der Verlage völlig Gratis und ohne nervige Abo-Angebote lesen können. Den Service bezahlen hierfür unsere Location-Kunden, sprich die Cafébetreiber.

2.      Aber das gibt’s doch schon längst!

Klar, spannende Artikel  in Zeitungen und Magazinen gibt’s nun schon etwas länger… und auch digitales Lesen ist jetzt nicht gerade neu.

Aber Paid-Inhalte in coolen Locations auf einer App entdecken und entspannt lesen, ohne ständig mit Abo-Angeboten genervt zu werden, ist neu. Dabei arbeiten wir mit iBeacon-Technologie und können den Lesemoment super easy und unkompliziert anbieten — ohne, dass sich der Nutzer dabei registrieren oder in ein Netz einwählen muss. Die App erkennt dank eines kleinen iBeacon-Senders, dass der Gast sich im Café befindet und schaltet ihm gleich alle Artikel kostenlos auf seiner Bohème-App frei.

3.      Was sind die drei Hauptzutaten für Euer Erfolgsrezept?

Wir sind überzeugt, es liegt an folgenden drei Punkten:

1. Wir sind alle nicht aus der Medien-Branche… das hilft uns vielleicht, ein wenig naiv oder auch einfach mal pragmatischer an die Sache ran zu gehen. Selbst, wenn man dabei entdeckt, dass manches was man sich vorstellt, nicht funktioniert, kann man das ganz ohne Idealismus beiseite packen. Dabei gelingt es uns stetig, wirklich relevante Angebote für den Nutzer und unseren Location-Kunden zu bauen. Ich denke gerade im Publishing-Bereich fällt es einigen schwer, über die lange erfolgreichen Print-Strategien hinaus zu denken.

2. Unsere Location-Partner und Cafés schaffen eine tolle Atmosphäre, in der sich unsere Nutzer auch echt wohlfühlen können und entweder eine Auszeit vom hektischen Alltag mit einem Long-read gönnen oder doch einfach aus Neugier die Drei-Minuten-Story entdecken.

3. Die Bohème-App kommt zur richtigen Zeit… Qualitätsjournalismus entdecken ohne nerviges Registrieren ist einfach eine gute Sache.

„Die Pendler lieben es“

4.      Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft?

Derzeit haben wir richtig Spaß an der Entwicklung.  Wir sprechen mit den ganz großen Verlagen Deutschlands. Außerdem konnten wir zusätzliche zu den coolen Cafés, die wir bereits in München haben, einen Teil der Deutschen Bahn als Kunden und Partner gewinnen.  Das ist natürlich für ein gebootstrapptes Startup, wie wir eins  sind, ein enormer Erfolg, auf dem wir aufbauen können.

Und mit unserem innovativen Partner, der Südostbayernbahn, haben wir da genau die Richtigen an der Seite. Uns ist dort für Corporate Verhältnisse eine rekordverdächtig schnelle Umsetzung gelungen. Und die Pendler lieben es. Es gab sogar eine Pendlerin, die sich extra ein neues Smartphone wegen der Bohème-App und des angebotenen Service gekauft hat.

5.      Was bedeutet München für Euch?

Der einzige echte Münchner im Team ist Amadeo. Aber auch die anderen fühlen sich nach langen Auslandsaufenthalten überall in der Welt hier in München dann doch richtig wohl.

München, finden wir, ist schon ein besonderer Startup-Standort. Gerade Institutionen wie die Gründerzentren der Unis, wie das LMU Entreprenuership Center, oder die vielen Incubator- und Accelerator-Programme, wie z.B. das Media Lab oder Google Launchpad, in denen wir auch sein durften, sind gute Anlaufstellen für spannende Projekte. Die Qualität und Substanz, mit der dann neue Konzepte auf dem Markt kommen, ist schon sehr hoch. Auch das Netzwerk an innovativen Unternehmen, anderen Startups und Gründern, die für Austausch immer offen sind, ist enorm.

Wir würden auch jederzeit wieder in München gründen.

6.      Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?

Klar haben wir das Ziel „next Unicorn“ vor Augen und mit unseren großen Partnern wie Süddeutsche Zeitung, Red Bull Media House oder der Südostbayern Bahn,  Tochter der Deutschen Bahn Regio, sind wir auch auf einem guten Weg, was zu bewegen.

Wir üben auch schon mal recht fleißig mit allen Startup-Klischees, die dazu gehören, wie übermäßigem Club-Mate-Trinken, lange Gründerbärte wachsen lassen und  mit Retro-Methoden Kaffee kochen im Office. 😉

Übrigens, Fails gibt’s natürlich auch. Gehören einfach beim Gründen dazu. Und solange man daraus rechtzeitig die richtigen Schlüsse zieht, wird daraus auch kein Epic Fail.

7.     Schwabinger 7 oder Bob Beaman?

Beide nicht… dann doch eher das Café Jasmin.

Vielen Dank, hat großen Spaß gemacht!