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Tech Open Air 2018: NASA-Talk und Networking am Späti

Tag zwei auf dem Tech Open Air 2018: Von der morgendlichen Yogasession über spannende Vorträge und Interviews bis hin zu Treffen mit „alten“ Bekannten war alles dabei. Außerdem kam die Frage auf: Ziehen wir alle bald aufs Land?

Der zweite Tag des TOA 2018 startet wesentlich entspannter als der erste: Die Schlangen am Einlass halten sich in Grenzen und der Groll über das lange Warten am Vortag scheint bei dem bunt gemischten internationalen Publikum längst verflogen. Denn schließlich lohnt es sich wesentlich mehr, den Fokus auf das umfangreiche Programm zu legen. Eine gute Planung ist Voraussetzung, um so viel Spannendes wie möglich mitzunehmen.

Tech Open Air 2018

Astronautin Jeanette Epps: Overcoming Obstacles

So geht es um 10 Uhr los auf der Bühne des Studio 1 im Funkhaus Berlin. Eine beeindruckende Kulisse. Auf dem Weg dorthin passiert man die Forest Stage, wo eine Gruppe von etwa 50 Menschen unter freiem Himmel gemeinsam Yoga macht. Der Einklang von Körper und Geist kommt hier also nicht zu kurz.

Gleich zu Beginn des Tages wartet das Tech Open Air mit einem besonderen Gast auf: Dr. Jeanette Epps, NASA-Astronautin und ehemalige Wissenschaftlerin bei der CIA, erzählt ihre Geschichte und die Hürden, die sie als schwarze Frau mit großen Ambitionen — in einer vermeintlich von Männern dominierten Welt — auf dem Weg zu ihren Zielen nehmen musste und immer noch nehmen muss. Denn obwohl sie eigentlich für zwei Raumfahrt-Missionen vorgesehen war, wurde sie Januar dieses Jahres überraschend und ohne Begründung aus dem Programm genommen. So wartet sie weiterhin auf ihren ersten Flug ins All. Die besonnene Art und Weise, mit der Epps mit diesem Rückschlag umgeht, beeindruckt das Publikum, das 45 Minuten lang an ihren Lippen hängt.

Networking am Späti

Weiter geht es mit einer Runde durchs Haus of Tech: Auf 4000 Quadratmetern haben Startups ihre Stände aufgebaut und suchen den Kontakt zu den Besuchern des Tech Open Air. Hier findet man auch die Google Stage, auf der kleine Talks geboten sind. Außerdem gibt es die Möglichkeit in der angrenzenden Co-Working-Area in Ruhe zu arbeiten oder sich im Networking-Bereich bei einem kalten Getränk zu unterhalten. Dieses bekommt man praktischerweise im Barbereich, standesgemäß „Späti“ genannt.


Die Crowd ist top

Auch Münchner Unternehmen haben den Weg nach Berlin auf sich genommen, um hier Kontakte zu knüpfen. Wir haben mit Maximilian Rast  gesprochen, seines Zeichens CMO bei ottonova, wie ihm und seinem Team das TOA gefällt.

Danke, dass Dir kurz Zeit nimmst, Max! Ihr seid bereits seit gestern hier auf dem Tech Open Air, wie ist der erste Eindruck?

Tech Open Air 2018
Maximilian Rast (3.v.l.) im Gespräch am Stand von ottonova.
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Also am Morgen hat man das Gefühl, die Leute müssen erst noch aufwachen, da ist alles noch ein wenig langsam. Aber danach wird es richtig cool. Es sind viele Leute hier, die wirklich interessiert sind. Wir waren auch schon bei ein paar anderen Events, wo wir dachten, dass wir die Zielgruppe antreffen würden, aber dann am Ende etwas ernüchtert waren. Hier haben wir hingegen das Gefühl, dass sehr gute Gespräche dabei sind, die Leute sehr interessiert sind und verstehen, was wir machen. Insofern ist das sehr spannend für uns.

Nimmt man als Aussteller selbst auch etwas vom Programm der Konferenz mit oder ist man dafür zu beschäftigt?

Kaum. Also unser Co-Founder Frank Birzle, der gestern hier war, hat gestern einen Vortrag auf der Innovation Stage gehalten, aber ich bin hier größtenteils am Stand. Gerade weil das Interesse und die Gespräche da sind.

Was ist für Dich das „Top“ der Veranstaltung? Und gibt es auch einen „Flop“ bzw. etwas, das man besser machen könnte in deinen Augen?

Top ist auf jeden Fall die „Crowd“. Viele spannende Leute, die hier sind. Da macht es Spaß, in den Austausch zu gehen. Gerade bei uns ist das Thema Vertrauen aufbauen sehr wichtig und das geht eben im persönlichen Gespräch sehr gut. Wir sind nunmal keine hundert Jahre alt wie die Allianz und dieses Problem werden wir auch in den nächsten hundert Jahren nicht lösen können. Deshalb suchen wir eben andere Wege und die Gespräche hier sind einer davon.

Einen richtigen Flop gibt es nicht wirklich. Was ich etwas schade finde, ist die Positionierung der Innovation Stage (Anm. d. Red.: Die Innovation Stage befand sich in der Mitte des Ausstellungsbereiches). Die geht hier ein bisschen verloren. Ich glaube, es gab einige coole Vorträge, von dem, was ich so gesehen habe, die in dem Raum auch gerade wegen der Lautstärke etwas untergehen.

Dann wünsche ich noch viel Erfolg auf dem Tech Open Air und vielen Dank für das Gespräch!

Gerne.


Wie Connected Mobility unser Leben verändern wird

Auf der von Maximilian Rast angesprochenen Innovation Stage hält Kay Herget, Head of Marketing, Strategy and Business Development bei BOSCH SoftTec, eine Vortrag mit dem Titel „How will Connected Mobility change the way we live?“. Dabei stellt er die These auf:

„The future of mobility is automated, electrified, shared and: connected. This will open up possibilities for whole new business models and lifestyles.“

Er geht davon aus, dass die Mobilität der Zukunft sowohl auf unsere Städte als auch die Gesellschaft an sich bedeutenden Einfluss nehmen wird. So prophezeit er weniger Autos  dank effizienter Sharing-Modelle mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln, ein Ende der Parkplatzproblematik und vor allem: ruhigere Städte.

Kommt jetzt die Stadtflucht?

Eine spannende Frage sei es, wie Menschen zukünftig ihre Zeit im Auto nutzen werden, wenn sie nicht mehr selbst fahren müssen. Arbeiten zum Beispiel sei sicherlich sehr wahrscheinlich. Eine mögliche Konsequenz, sagt Herget, könnte sein, dass wieder mehr Menschen aufs Land ziehen, da ein Wohnsitz in der Stadt nun nicht mehr zwingend notwendig wäre, wenn man bereits auf dem Weg zum Arbeitsplatz mit der Arbeit beginnen kann. Die Möglichkeiten der Nutzung scheinen ihm aber schier unerschöpflich.

In etwa so unerschöpflich wie die Menge an Vorträgen, die beim Tech Open Air geboten sind. Egal, für welche Branche man sich interessiert, man kommt hier auf seine Kosten. Auch dass man neue Dinge und vor allem Menschen kennenlernt, ist unumgänglich. Und das ist ja auch nicht das Schlechteste.