Foto: Dan Taylor

Jan Böhmermann auf der Bits & Pretzels: „In der Wirtschaft gibts nichts zu holen außer Geld“

Nach der Eröffnung am Sonntagmorgen präsentiert das Startupfestival Bits & Pretzels eine ganze Reihe prominenter Speaker. Jan Böhmermann fragt nach dem Sinn des Unternehmertums. Nico Rosberg zeigt sich als Kenner der Mobilitätsbranche und beantwortet eine Frage, die Formel-1-Fans schon immer umtreibt.

Böhmermann kokettiert zunächst mit seinem Ruf als Unruhestifter, den er sich mit seiner „Schmähkritik“ am türkischen Präsidenten Erdogan erworben hat. Gleich zu Beginn betont der ZDF-Mann, zur Abwechslung mal keine Staatskrise auslösen zu wollen. Dann geht es aber doch gleich wie erwartet offensiv weiter: Über Bayern spricht er als „autoritär organisierte Volksgemeinschaft“, reißt Witzchen über das Alter der ZDF-Zuschauer, den Startup-Jargon und die schlechten Arbeitsbedingungen in Lieferstartups.

„In der Wirtschaft gibts nichts zu holen außer Geld“

Den Startup-Bezug seiner Rede hängt Böhmermann an zwei Produkten auf, die es an Bord einer Billigfluglinie zu kaufen gebe: Chocolate Balls und Smoothies. Die Quintessenz: Was ist es schon Wert, seine Energie in Unternehmertum zu investieren, wenn am Ende ein so banales Produkt herauskommt. Das kann man anregend oder überheblich finden, doch Böhmermann hat gleich einen Alternativvorschlag:

„Wären diese jungen Menschen mit all ihrer Energie nicht vielleicht besser aufgehoben in der Kommunalpolitik, zum Beispiel oder in der Landespolitik, irgendwo, wo man seine Wünsche und Träume verwirklichen kann, ohne dem Diktat der Gewinnmaximierung unterworfen zu sein?“

Überhaupt tauge das Unternehmertum nicht zur Sinnsuche:

„Könnte es eventuell sein, dass Wirtschaft als Selbstverwirklichung auserzählt ist? In der Wirtschaft gibts eigentlich nichts zu holen außer Geld. Es wird wahrscheinlich niemand einer App jemals ein Denkmal errichten.“

Vom Rennfahrer zum Mobilitätsinvestor

Am Montagmorgen können die Zuhörer dann doch noch den Eindruck gewinnen, dass Technologie und Unternehmertum womöglich einen gewissen Einfluss auf die Welt haben. Der ehemalige Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg erzählt im Gespräch mit Britta Weddeling, der Handelsblatt-Korrespondentin im Silicon Valley, seine Sicht auf die Mobilitätsbranche und präsentiert sich als gut informierter Brancheninsider. Mit seinem Leben als Rennfahrer habe er abgeschlossen. Sein eigenes Startup befinde sich gerade im Aufbau, noch könne er aber nichts genaues sagen, außer dass es um „sustainable technology“ gehe.

Rosberg, der enge Kontakte zur deutschen Autobranche und Verkehrspolitik pflegt, sieht die europäische Mobilitätsindustrie in der gefährlichen Situation, von amerikanischen und chinesischen Digitalfirmen zum Hardware-Lieferanten degradiert zu werden.

Von der amerikanischen Offenheit gegenüber Neuem zeigt er sich begeistert. So bringen US-Startups bei unklarer Gesetzeslage ihre Produkte zuerst einmal auf die Straße und der Gesetzgeber versucht den Betrieb dann zu ermöglichen. In Deutschland dagegen sehe man nur, dass das illegal ist.

Eine unangenehme Folge des Technik-Optimismus musste Rosberg, der als Investor bei Elon Musks Unternehmen SpaceX engagiert ist, jedoch machen: Bei einer autonomen Fahrt in einem Tesla auf einer öffentlichen Straße interpretierte die Software die Einfahrt in einen Tunnel falsch und reagierte mit einem lebensgefährlichen Ausweichmanöver.

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„Progress equals happiness“

Nachdem seine Gesprächspartnerin Britta Weddeling berichtet, dass im Silicon Valley — sie selbst eingeschlossen — unentwegt gearbeitet werde, mit überlangen Arbeitstagen und ohne Urlaub, überrascht Rosberg mit einem Bekenntnis zum strukturierten Arbeitstag: Er halte es eher mit dem kompletten Gegenteil und lege Wert auf ein glückliches Privatleben. Ein gutes Leben verbessere schließlich die Leistung. Außerdem sei für ihn Routine wichtig und er lese viel:

„Progress equals happiness.“

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Nach seinem Talk bleibt noch Zeit für eine Frage aus dem Publikum. Ein Zuhörer möchte Rosbergs Antwort auf einen alten Diskussionspunkt in der Formel 1 wissen: Was ist wichtiger, Fahrer oder Auto? Rosberg antwortet überraschend konkret: Das Können der Fahrer mache Unterschiede im Bereich von Zehntelsekunden, das Auto dagegen kann ganze Sekunden ausmachen. Wäre auch das geklärt.