Was Gründer beim Businessplan beachten sollten

Gründer stehen zu Beginn ihres Wirkens vor der Herausforderung, einen Businessplan zu schreiben, um realistisch einzuschätzen, wo die Reise mit dem eigenen Business hingehen soll. Doch wie hat dieser auszusehen? Was ist wichtig? Und wo muss man aufpassen? Wir haben mit Fabian Brunner, Startup-Coach und Koordinator des „Münchener Businessplan Wettbewerbs“ (MBPW) bei Baystartup, gesprochen und die bedeutendsten Tipps für Startups eingeholt.

Was sind die ersten Schritte, wenn ein Gründer einen Businessplan schreiben möchte? Welche Informationen benötigt man dafür — und wie kann Baystartup unterstützen?

Auf der Baystartup-Webseite steht unser Handbuch zur Businessplanerstellung zum kostenlosen Download zur Verfügung. Das Handbuch erklärt beispielhaft, wie ein fertiger Businessplan aussieht. Für diejenigen, die sich ganz neu mit dem Thema Businessplanning beschäftigen, gibt es unzählige Videos, Fachbücher und Musterbusinesspläne oder Pitchdecks von erfolgreichen Unternehmen im Internet, mit denen man sich schon mal eine Vorstellung davon machen kann kann, wie so ein fertiger Plan dann grob am Ende aussieht. Für die genaue Umsetzung, Fragen und den Feinschliff gibt es unsere kostenfreien Businessplanning Workshops, sowie die Bayerischen Businessplan Wettbewerbe.

Kein Platz für Unsachlichkeit und Schwärmereien

Was sind die häufigsten Fehler bei der Erstellung eines Businessplans?

„Den“ Businessplan gibt es nicht. Ein Businessplan für eine Existenzgründung in der Gastronomie hat zum Beispiel ganz andere Kennzahlen als einer aus dem IKT-Bereich. Ein Businessplan ist auch kein Produkt, das in Stein gemeißelt ist, sondern dient eher als eine Erklärung der jetzigen Situation und einer Vorstellung davon, wo man in den nächsten fünf Jahren mit seiner Idee und seinem Team stehen möchte. Die größten Fehler sind Unsachlichkeit, Ungenauigkeit und das Schwärmen von der eigenen Idee. Beim Businessplanning geht es primär um das Geschäft. Er ist kein Verkaufskatalog des Produkts, der Lösung oder der angebotenen Dienstleistung.

Neben Businessplänen gibt es auch noch die Möglichkeit, mit ausformulierten „Pitchdecks“ zu arbeiten. Die Vorarbeit und Vorüberlegungen für das, was letztlich im Dokument steht — egal ob Pitchdeck oder klassischer Businessplan — ist dabei gleich.

Der Businessplan ist ein dynamisches Dokument

Wie strikt müssen sich Unternehmer an den Businessplan halten? Gibt es einen Spielraum für Änderungen?

Ein Businessplan oder ein ausformuliertes Pitchdeck besteht aus Fakten, die in der Gegenwart bekannt sind und Annahmen, die aufgrund von logischen Zusammenhängen und intensiver Recherche eintreffen könnten. Bei Baystartup sprechen wir ungern vom „Businessplan schreiben“, sondern betiteln die Inhalte, die wir vermitteln, lieber als „Businessplanning“ um klarzustellen, dass es sich um ein dynamisches Dokument handelt.

Ein Plan, der 2019 verfasst wird, kann und wird nicht vorhersagen, was in 2024 wie passieren wird. Der Plan ist daher tatsächlich als ein Plan mit Zielsetzungen zu betrachten. Er spiegelt wider, ob die Gründer die Kontrolle über die Gegenwart haben, also ausreichend recherchiert und ausreichend Erfahrungen über sich selbst und andere Stakeholder gesammelt haben, und ob sie darauf basierend realistische Annahmen für die Zukunft treffen können. Es gibt viele Methoden und Techniken die sogar sagen, dass ein Businessplan überflüssig sei, da Methoden wie Lean Startup, Design Thinking oder Agile Development den Businessplan obsolet machen.

Wir sind der Meinung, dass das eine das andere nicht ausschließt, sondern dass Methoden komplementär zueinander sind. Kurz gesagt: Eine durchdachte Finanzplanung, ein Sprint im Vertriebsmodell, ein A/B-Test im Pricing oder der Business Model Canvas und so weiter sind keine Methoden oder Herangehensweisen, die grundsätzlich gegensätzlich sind. Es liegt am Unternehmer, wie er diese Methoden und die Ergebnisse, der er daraus ableitet, miteinander verbindet. Ein Businessplan bildet hierfür den Rahmen und gibt dem Unternehmen einen zeitlichen Horizont.

Basiswissen mittels Workshops aneignen

Kann ein Business Model Canvas einen Businessplan ersetzen?

Ersetzen kann der Business Model Canvas den Businessplan meiner Ansicht nach nicht. Allerdings kann ein Business Model eine gute Ausgangsposition für einen Businessplan sein. Ein Business Model Canvas kann auch eine sehr gute Hilfe sein, wenn man vor der Herausforderung steht, das Geschäftsmodell an neue und sich verändernde Marktgegebenheiten anzupassen. Ich persönlich bin ein Fan vom Business Model Canvas und empfehle ihn als Start für die Erstellung eines Businessplans.

Wo erhalten Gründer Hilfe bei der Erstellung ihres Businessplans?

Bei uns natürlich! Mein Kollege Sebastian Bock und ich halten Grundlagenworkshops und Kompaktworkshops in ganz Bayern, natürlich auch in München. Es gibt folgende Themengebiete: 1. Geschäftsidee, 2. Marketing und Vertrieb sowie 3. Finanzplanung. Die drei Schwerpunkte der Workshopinhalte sind dabei auf die Anforderungen im MBPW abgestimmt.

Die Workshops sind darauf ausgerichtet, den Teilnehmern möglichst viele und gute Informationen mitzugeben, damit sie beim Wettbewerb die vorderen Plätze einnehmen. Alle Gründer, die beim Wettbewerb ihre Unterlagen einreichen, erhalten darauf Feedback von unserer Expertenjury. Momentan arbeiten wir dafür mit wir circa 300 ehrenamtlichen Juroren — das sind Universitätsprofessoren, erfolgreiche Unternehmer, hochrangige Corporates, Consultants, Investoren — aus ganz Bayern zusammen. Sie lesen die Einreichungen und geben fundiertes, schriftliches Feedback auf die Pläne. Ein Team erhält in der Regel Rückmeldung von 8 bis 10 Experten auf seine Einreichung. Das ist manchmal Gold wert und gibt den Gründern wichtige und marktnahe Informationen dazu, was sie wie in ihrem Geschäftsmodell noch verbessern können oder wo noch nachgehakt werden muss.

Phase 2 des MBPW läuft

Wie funktioniert der MBPW? Wer kann teilnehmen und was ist dabei drin für die Startups?

Teilnehmen kann grundsätzlich jeder. Umso technologischer und skalierbarer die Idee und das dazugehörige Business Model ist, desto höher sind die Gewinnchancen für die Teams. Startups können sich aussuchen, ob sie einen Businessplan oder ein ausformuliertes Pitchdeck einreichen wollen. Die Teams erhalten neben dem Feedback der Juroren die Chance, in das Baystartup-Finanzierungscoaching aufgenommen zu werden. Hier arbeiten wir je nach Bedarf mit den Teams zusammen auf eine Finanzierungsrunde hin. Zusätzlich gibt es Geldpreise von insgesamt über 48.000 Euro zu gewinnen.

Der Wettbewerb ist in drei Phasen gegliedert:

Phase 1 ist gerade beendet, hier soll ein 7-seitiges Ideenkonzept eingereicht werden — mit Executive Summary, Infos zu Produkt oder Dienstleistung, sowie Markt und Wettbewerb der Geschäftsidee sollten darin enthalten sein.

Wer hier noch nicht mitgemacht hat — Startups können als Quereinsteiger auch in Phase 2 einsteigen: Deadline ist der 26. März 2019. In dieser Phase ist ein 20-seitiges Grobkonzept einzureichen. Gefordert wird ein grober Businessplan mit Infos zu Marketing und Vertrieb sowie Geschäftsmodell, Chancen und Risiken für das Unternehmen.

Ab Phase 3 wollen unsere Juroren dann einen kompletten etwa 30-seitigen Businessplan inklusive Finanzplanung sehen. Abgabefrist ist der 4. Juni 2019.


Fabian Brunner Baystartup

Fabian Brunner, Startup-Coach und Koordination MBPW bei Baystartup. (Foto: Baystartup – Andreas Gebert)