Die Gründer und Geschäftsführer von Abracar, Orhan Köroglu und Sebastian Jost (v.l.).
© Abracar

Abracar: „Die richtigen Mitarbeiter sind erfolgsentscheidend“

Das Münchner Startup Abracar hat sich mit seiner Plattform für Autoverkäufe von Privatpersonen an Privatpersonen rasant entwickelt. 2016 von Orhan Köroglu und Sebastian Jost als Spin-off der Allianz Gruppe gegründet, wuchs das Unternehmen innerhalb kürzester Zeit zu einem der größten deutschen Online-Autovermittler. Kürzlich erhielten die Münchner außerdem eine Finanzierung von 11,5 Millionen Euro. Wir wollten von Gründer und Geschäftsführer Orhan Köroglu wissen, wie er und sein Team den Fokus bewahren, den Arbeitsalltag strukturieren und was er anderen schnell wachsenden Unternehmen rät. Ein Interview.

Munich Startup: Orhan, als wir vor zwei Jahren gesprochen hatten, wart Ihr erst einige Monate am Markt, konntet aber schon gute Umsätze vorweisen. Im Juli 2019 vermeldet Ihr einen Rekordabsatz in der ersten Jahreshälfte. Wie haben sich Eure Umsatzzahlen entwickelt? Wo steht Ihr heute?

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Orhan Köroglu

Orhan Köroglu: Wir haben es seit der Gründung innerhalb kürzester Zeit zu Deutschlands größtem Fahrzeugvermittler von Privat zu Privat geschafft. Diesen Erfolg hätten wir uns vor drei Jahren nicht vorstellen können. Mit dem Rekordwachstum im ersten Halbjahr erreichen wir voraussichtlich mehr als 7.500 Fahrzeugverkäufe in 2019. Damit vermittelt Abracar im Jahr 2019 ein Fahrzeugvolumen von insgesamt über 100 Millionen Euro und rangiert unter den Top-30 der Gebrauchtwagenhändler in Deutschland.

Schritt für Schritt: Wie Abracar neue Produkte effizient launcht

Gemeinsam mit dem Münchner Startup Fintecsystems habt Ihr mit „Abrapay“ eine eigene Überweisungs-Lösung gelauncht, kürzlich kam eine neue App für Gutachter dazu. Wie entscheidet Ihr, wann Ihr welche neuen Produkte launcht?

Bei der Implementierung neuer Services gehen wir Schritt für Schritt vor. Zunächst schauen wir uns an, welche Prozesse im Vermittlungsprozess für das Fahrzeug entscheidend sind und noch sehr manuell stattfinden. Im nächsten Schritt analysieren wir, wie wir den Prozess automatisieren und effizient für Mitarbeiter, Partner und Kunden gestalten können. Bei Abrapay wollten wir nicht warten bis es eine standardisierte, digitale Lösung am Markt für Transaktionen dieser Größenordnung gibt. Also haben wir sie – gemeinsam mit Fintecsystems – selbst entwickelt.

Für die Gutachter-App half uns unser Netzwerk und der tägliche Austausch mit den Gutachtern. So ist es uns jetzt gelungen, eine App zu entwickeln, die selbst digital-skeptische Kfz-Sachverständige überzeugt. Der intelligente Preis-Algorithmus war übrigens eine der ersten Entwicklungen von Abracar, da die Preisfindung und Anpassung auf Basis von Daten einer der entscheidenden Faktoren im Verkaufsprozess ist.

Fokus, Zielorientierung und Alltagstools

Ihr arbeitet an vielen Entwicklungen parallel. Wie behaltet Ihr dabei den Fokus?

Für uns ist Digitalisierung ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Deshalb definieren wir zusammen mit unserem Head of Product eine klare Entwicklungs-Roadmap. Dabei verfolgen wir stets das Ziel, den Autoverkauf so transparent, sicher und einfach wie möglich zu machen. Oft bedingen sich die Entwicklungen oder wir stellen in der Planung fest, dass wir Sachen kombinieren können.

Stichwort Arbeitsalltag: Welche Tools sind für Dich beim Arbeiten unverzichtbar?

Für den schnellen Austausch nutzen wir Dropbox und Slack. Mit diesen Tools kann ich unabhängig vom Ort auf alle Dokumente und die Kommunikation zugreifen und an wichtigen Entscheidungen teilnehmen. Zur Organisation im Entwicklungsteam nutzen wir Trello und Github. Essentiell für das gesamte Team ist unser internes — selbst entwickeltes — CRM-System für das Management von Fahrzeugbeständen und Interessenten.

Der Firmensitz von Abracar in der Nähe vom Bavariapark. © Abracar

„Dem Teamaufbau Aufmerksamkeit schenken“

Nicht nur Eure Angebote wachsen, auch Eure Mitarbeiterzahl. Kommunikationswege, Spirit usw. verändern sich. Wie geht Ihr damit um? Euer Rat für andere Startups, die schnell wachsen?

Mittlerweile sind wir über 40 Mitarbeiter hier in München. Im Schnitt haben wir also seit unserer Gründung pro Monat einen Mitarbeiter eingestellt. Wir hatten beide bereits Gründungserfahrung, aber der Aufbau eines guten Teams verlangt dennoch viel ab und braucht seine Zeit. Für den digitalen und Service-orientierten Fokus von Abracar sind die richtigen Mitarbeiter erfolgsentscheidend. Wir können daher jedem Gründer ans Herz legen, dem Teamaufbau die nötige Aufmerksamkeit zu schenken.

Und wo seht Ihr Euch in fünf Jahren?

Wir wollen die professionelle Vermittlung zum besten Preis und geringsten Aufwand für den Verkäufer fest am Markt etablieren. Wer in fünf Jahren an den einfachen Autoverkauf zum besten Preis denkt, denkt an Abracar.

Danke Dir, Orhan, für das Update und die Einblicke.