Steffi Czerny auf der DLD Conference 2019 in München.
© Daniel Grund

Den Wandel als Chance begreifen – Steffi Czerny im Interview

Yoko Ono, Mark Zuckerberg und Ursula von der Leyen — die internationale Konferenz- und Innovationsplattform Digital Life Design (DLD) kann große Namen. Das dürfte auch an ihrer Mitgründerin und Geschäftsführerin Steffi Czerny liegen, die bestens vernetzt seit Jahren bekannte SpeakerInnen für die DLD-Events in München, New York, Tel Aviv, Brüssel und Singapur akquirieren kann. Wir wollten im Interview von ihr wissen, wie DLD überhaupt entstanden ist, wie sie den Innovationsstandort München einschätzt und ob sie, trotz weltweiter Krisenherde, positiv in die Zukunft blickt.

Munich Startup: Frau Czerny, DLD — kurz für Digital, Life, Design — wurde 2005 von Ihnen mitgegründet. Können Sie kurz erklären, was im Rahmen dieser Konferenz- und Innovationsplattform bereits alles passiert ist?

Steffi Czerny: Ursprünglich war DLD ein kleines, intimes Treffen von Freunden, und wir sind natürlich stolz, was daraus geworden ist. Heute steht DLD für Europas führende Innovationskonferenz, an der Visionäre aus aller Welt teilnehmen. Gründer wie Mark Zuckerberg (Facebook), Jan Koum (Whatsapp) oder Kevin Systrom (Instagram) standen bei DLD auf der Bühne, lange bevor sie zu den weltweit erfolgreichsten Unternehmern zählten. Unser Ziel ist es, Gespräche anzuregen, die Grenzen überschreiten, und gemeinsam nach Antworten auf die anspruchsvollsten Fragen zu suchen, die sich durch den digitalen Wandel ergeben. Von einer Einzelveranstaltung hat sich DLD zu einer Reihe von Konferenzen und Events entwickelt, die unter anderem in München, New York, Tel Aviv, Brüssel und Singapur stattfinden. Unter den Rednern, die wir im Laufe der Jahre begrüßen durften, waren Norman Foster, Arianna Huffington, Tony Fadell, Satya Nadella, Lady Gaga, Sheryl Sandberg, Jack Dorsey, Alanis Morissette, Ai Wei Wei und viele andere.

Munich Startup: Im Januar findet die DLD Conference wieder in München statt. Als Speaker werden unter anderem die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen und Evan Spiegel, der Gründer und CEO von Snap, erwartet. Thematisch steht die Konferenz unter dem Motto „What are you adding?“. Was genau erwartet die Teilnehmer?

Steffi Czerny: Die digitalisierte, globalisierte Welt bietet uns große Chancen, sie stellt uns aber auch vor gewaltige Herausforderungen. Ich bin überzeugt, dass jeder von uns die Möglichkeit hat, sich aktiv einzubringen — im Business, durch gesellschaftliches, wissenschaftliches oder politisches Engagement, aber auch im persönlichen Leben. Mit dem diesjährigen Motto „What are you adding?“ wollen wir den jetzt notwendigen internationalen Diskurs mit herausragenden Vorbildern unserer Zeit anregen. Dabei geht es nicht nur um den interdisziplinären Austausch, sondern auch um Best-Practice-Beispiele und -Lösungen, die wir auf der Bühne vorstellen werden.

Großes Interesse daran, die Veränderungen der Welt besser zu verstehen

Die Teilnehmer erwarten spannende Talks und Diskussionen von führenden Politikern und Unternehmenslenkern, Tech-Pionieren und Investoren, aber auch Umweltaktivisten und Künstlern, die als Seismographen unserer Zeit wichtiger Bestandteil des DLD-Programms sind. Neben künstlicher Intelligenz und Robotik, Führung und Politik werden wir uns mit dem Klimawandel und nachhaltigem Konsum, Kunst und Kreativität sowie dem neuen Aufbruch ins Weltall beschäftigen.

Munich Startup: Sie selbst sind Journalistin und aktuell Geschäftsführerin der DLD Media GmbH. Wie genau hat sich Ihre große Affinität zu digitalen Themen entwickelt? Und mussten Sie viel Überzeugungsarbeit leisten, um eine Zukunftskonferenz wie DLD 2005 ins Leben zu rufen?

Steffi Czerny: Ich würde mich eher als einen neugierigen als einen besonders technikaffinen Menschen beschreiben, der ein großes Interesse daran hat, die Veränderungen in unserer Welt besser zu verstehen. Diese Neugier hat mich in den 90er-Jahren im Auftrag von Hubert Burda in die USA gebracht, um eine Innovation namens Internet näher zu untersuchen. Hierbei wurde mir schnell klar, dass sich mit dem Internet sämtliche Bereiche unseres Lebens verändern werden. Mein Interesse war geweckt, diesen Wandel besser zu verstehen, um ihm positiv begegnen zu können. Hubert Burda, der israelische Investor Yossi Vardi und ich haben deshalb gemeinsam DLD gegründet, weil wir der Überzeugung waren, dass es eine Innovationskonferenz braucht, die Antworten auf die wichtigsten Fragen der Digitalisierung findet. Hierfür musste ich nicht viel Überzeugungsarbeit leisten — im Gegenteil, Hubert Burda hat mich von Anfang an inspiriert und unterstützt, diese Plattform ins Leben zu rufen!

Munich Startup: Würden Sie sagen, Sie mussten sich als Frau in einer nach wie vor männlich dominierten Digitalbranche besonders durchsetzen? Und gibt es Frauen, die Sie in diesem Zusammenhang besonders beeindruckt haben?

Steffi Czerny: Ich habe mich als Frau nie diskriminiert oder zu wenig beachtet gefühlt. Vielleicht haben mich gerade die Männer anfänglich etwas unterschätzt, aber dies sehe ich eher als Vorteil, da ich sehr unerschrocken und direkt auf Personen zugehen konnte, ohne dass mir dies übel genommen wurde. Im Laufe meiner Karriere bin ich vielen tollen Frauen begegnet, die mich immer noch begleiten und inspirieren. Besonders prägend war für mich aber sicherlich meine Mutter, die mich alleine großgezogen hat und mit viel Elan und Durchsetzungskraft durchs Leben geschritten ist. Sie hat mich in meiner Unerschrockenheit und dem Freiheitsdrang, die Welt selbst zu erobern, nie gebremst und hierfür bin ich sehr dankbar!

München muss sich nicht verstecken, nur besser vernetzen

Munich Startup: DLD hat seine Wurzeln in München. Wenn es um Innovation und Zukunftstechnologien geht — wie stark schätzen Sie die bayerische Landeshauptstadt im Vergleich zu nationalen und internationalen Mitspielern ein? Wo sehen Sie Optimierungsbedarf?

Steffi Czerny: München beheimatet exzellente Startups und Techkonzerne, die sich mit Zukunftsthemen beschäftigen und an Innovationen arbeiten, die die Welt verändern werden. Sowohl im nationalen Vergleich — zum Beispiel mit Berlin — als auch im internationalen Vergleich muss sich München nicht verstecken!

Ich würde mir jedoch wünschen, dass sich Startups und Big Player, Investoren und Universitäten in München noch besser vernetzen und enger zusammenarbeiten, um die Innovationskraft der Stadt weiter zu stärken. Mit unseren DLD-Veranstaltungen wollen wir diese Vernetzung fördern und immer wieder neue Impulse setzen.

Munich Startup: Wenn es um Lösungen großer Zukunftsfragen geht, spielen Startups eine wichtige Rolle. Gibt es ein Startup aus München, das Sie nachhaltig beeindruckt hat? Wenn ja, welches und warum?

Steffi Czerny: Mich beeindruckt Konux sehr mit seinem Gründer Andreas Kunze, der außerordentlich gut vernetzt.

Munich Startup: Ihr Blick ist im Rahmen des DLD immer nach vorne gewandt. Blicken Sie trotz digitaler Revolution, Klimakrise und schwierigen politischen Verhältnissen weltweit positiv in die Zukunft?

Steffi Czerny: Es ist unbestritten, dass wir vor großen Veränderungen stehen, die sämtliche Bereiche unseres Lebens in einer rasanten Geschwindigkeit verändern werden. Es bringt aber nichts, den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass das alles irgendwann vorbei ist! Nur wenn wir den Wandel als Chance begreifen, können wir ihm positiv begegnen. Nur wenn wir die Digitalisierung besser verstehen, macht sie uns keine Angst mehr. Und nur wenn wir uns selbst einbringen — politisch, gesellschaftlich oder im Bereich der Wissenschaft — können wir die Welt von morgen aktiv mitgestalten.

Munich Start: Vielen Dank, Frau Czerny, für das Interview.