Die drei Everdrop-Gründer Chris Becker, Daniel Schmitt-Haverkamp und David Löwe.
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Everdrop: Mehr Tabs, weniger Plastikflaschen

Das Münchner Startup Everdrop möchte die Welt ein bisschen sauberer machen – und zwar nicht nur durch putzen, sondern vor allem durch den Verzicht auf unnötigen Verpackungsmüll. Wie genau, das haben uns die drei Gründer Chris Becker, Daniel Schmitt-Haverkamp und David Löwe im Interview erklärt.

Laut dem Plastikatlas der Heinrich Böll Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland wurden zwischen den Jahren 1950 und 2015 weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Den größten Anteil davon machten Einwegprodukte und Verpackungen aus. Ein Münchner Startup, dass etwas gegen den Verpackungsmüll unternehmen will, ist Everdrop. Und zwar mit einem Ansatz, der so einfach ist wie effektiv: Tabs statt Plastikflaschen.

Tabs, Wasser, fertig – Bad-, Glas- und Allzweckreiniger von Everdrop. (Foto: Everdrop)

Etwas ausführlicher: Everdrop bietet Haushaltsreinigungsprodukte wie Bad- oder Allzweckreiniger in Tab-Form an, die in wiederverwendbaren Flaschen aufgelöst werden können. VerbraucherInnen können damit Einwegplastik vermeiden – weil sie nicht immer neue Plastikflaschen kaufen müssen – und CO2-Emissionen, die bei herkömmlichen Putzmitteln durch den Transport von Wasser entstehen, einsparen. Und trotzdem putzen.

1,3 Millionen Wegwerfplastikflaschen eingespart

Hinter dem Unternehmen stehen die Gründer Chris Becker, Daniel Schmitt-Haverkamp und David Löwe. Seit 2019 sind sie mit Everdrop auf dem Markt und positiv überrascht, wie gut ihr Produkt angenommen wird:

„Offen gesprochen, hatten wir alle nicht damit gerechnet, dass wirklich so viele Menschen Lust haben und bereit sind, ihr Konsumentenverhalten für nachhaltige Produkte zu ändern. Wenn man davon ausgeht, dass 1 Tab eine neu gekaufte Flasche Putzmittel vermeidet, konnten wir Stand heute bereits über 1,3 Millionen Wegwerfplastikflaschen einsparen.“

Und dabei ist ihre Idee alles andere als neu. Aber der Zeitgeist stimmt:

„Chemiker hatte die Tabs bereits in den 80er Jahren schon entwickelt. Damals wollte sie keiner haben, denn die Plastik-Flaschen mit der bunten Flüssigkeit waren neu und heiß begehrt. Heute aber findet ein Wandel in der Gesellschaft statt. Der Klimawandel und die Vermüllung unseres Planeten hat ein Ausmaß angenommen, dass die Menschen ein Bedürfnis verspüren, zu handeln.“

Die Produktfamilie wurde vor kurzem durch das Everdrop-Waschmittel erweitert. (Foto: Everdrop)

Vor kurzem hat das Startup sein Portfolio um ein Waschmittel-Konzept erweitert. Die Innovation daran: Das Everdrop-Waschmittel wird an die jeweilige Wasserhärte vor Ort der VerbraucherInnen angepasst. Damit soll es möglich werden, unnötige Tenside beim Waschen einzusparen. Die jeweilige Wasserhärte wird dabei übrigens durch die Postleitzahl der KundInnen ermittelt. Die Gründer sind von ihrem Ansatz überzeugt.

„Auch beim Waschmittel ist der Hebel enorm. Waschmittel ist der größte chemische Eintrag ins Abwasser im Haushalt. Mit unserem innovativen Konzept spart der Kunde nur durch Eingabe seiner Postleitzahl durch unser Wasserhärtekonzept bis zu 50 Prozent Tenside.“

Greenwashing vs. Nachhaltigkeitssiegel

Wie bei allen Produkten, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahne schreiben, kommt natürlich auch bei Everdrop die Frage auf: Wie nachhaltig sind ihre Produkte wirklich – abgesehen von dem sehr offensichtlichen Aspekt, dass durch die Tab-Lösung jede Menge Plastikflaschen eingespart werden können. Eine Frage, die auch die Gründer umtreibt:

„Die größte Herausforderung ist und war es bis heute, in einer Welt voller Greenwashing-Angebote, die möglichst nachhaltigsten Komponenten für unsere Produkte zu sourcen.“

Nach eigenen Angaben sind ihre Tabs frei von Mikroplastik, vegan und gemäß den Kriterien des OECD-Messverfahrens leicht abbaubar. Die Everdrop-Flaschen bestehen aus recyceltem PET und die Tab-Verpackungen aus Altpapier. Was allerdings noch fehlt: ein Nachhaltigkeitssiegel. Aber auch daran arbeitet man, wie David Löwe gegenüber dem Online-Magazin Utopia versichert. Mit einem entsprechenden Siegel sollen VerbraucherInnen klar erkennen können, dass sowohl der Produktionsprozess als auch die Inhaltsstoffe den Ansprüchen der Umweltverträglichkeit entsprechen.

„Das Ziel ist ganz klar Nachhaltigkeits-Unicorn!“

Und wo soll die Reise hingehen?

„Das Ziel ist ganz klar Nachhaltigkeits-Unicorn! Und das steht und fällt damit, ob das Thema Nachhaltigkeit weiterhin für die Gesellschaft so eine hohe Relevanz haben wird und somit die Kaufentscheidung bestimmt. Im Moment sprechen alle Signale dafür.“

Und auch die Signale von Investoren-Seite sehen gut aus. So konnte Everdrop vor kurzem in einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde einen sechsstelligen Betrag einsammeln. Als Business Angels beteiligen sich unter anderem Christoph Behn mit Better Ventures, die Lillydoo-Gründer Sven Bauer und Gerald Kullack, sowie Sebastian Merkhoffer, Gründer und CEO von Fitvia. Mit dem frischen Kapital will sich das Münchner Startup an die internationale Expansion wagen und weitere nachhaltige Produkte für den Haushaltsbereich auf den Markt bringen. Es gibt noch viel zu tun –beziehungsweise viel Plastik zu vermeiden.