One Mission und das ‚Female Investors Network‘

Mit One Mission gibt es nun eine Münchner Initiative, die mehr Diversität in Münchner Startups bringen will. Gleichzeitig will die vom Gründerzentrum Werk1 gegründete Initiative es Female Founders einfacher machen, an Investorengelder zu kommen.

Die Initiative One Mission gibt es seit Dezember 2019. Nicht mal ein Jahr später konnten die Gründerinnen ein großes Netzwerk aufbauen und innerhalb dieses Netzwerks viele Kontakte miteinander verknüpfen. Zusätzlich gibt es verschiedene Formate, um die geplanten Maßnahmen umzusetzen. Dabei sieht sich One Mission als Bindeglied zwischen den verschiedenen Initiativen in München, Bayern und Deutschland.

Um Gründerinnen den Zugang zu Investments zu erleichtern hat sich One Mission mit der Venture-Capital-Firma Primecrowd zusammen getan. Denn Svenja Lassen, Managing Director bei Primecrowd, hat ein ‚Female Investors Network‘ geschaffen, das sich genau diesem Thema annimmt.

Wir haben mit einer Inititatorin von One Mission, Maike Wursthorn, Startup-Managerin im Werk1, und mit Svenja Lassen gesprochen.

Startups: Weniger als 16 % sind Female Founders

Munich Startup: Stellt Euch bitte kurz vor! Was macht One Mission und wer seid Ihr?

Maike Wursthorn: One Mission kämpft für mehr Gender-Diversity im deutschen Startup-Ökosystem. Laut dem Deutschen Startup Monitor 2020 liegt der Anteil der Startup-Gründerinnen bei nur 15,9 %. Das möchten wir ändern!

Maike Wursthorn ist eine der Initiatorinnen von One Mission.

Initiiert wurde One Mission von meinen zwei Werk1-Kolleginnen, Vanessa Provenzano und Marlene Eder, und mir, Maike Wursthorn. Durch die Einbettung in das Werk1 greifen wir auf ein erstklassiges Startup-Know-how, ausgezeichnete Kontakte und eine bestehende Infrastruktur zurück.

Munich Startup: Wieso findet Ihr es wichtig, dass in Deutschland mehr Frauen gründen?

Maike Wursthorn: Weil so unglaublich viel Potenzial verloren geht! Frauen und Männer sind in der deutschen Bevölkerung ungefähr gleich vertreten, aber der Anteil der Gründerinnen im Startup-Ökosystem liegt bei nur 15,9 %? Das passt nicht zusammen.

Innovativer durch verschiedene Blickwinkel und Meinungen

Munich Startup: Hat Eure Initiative auch konkrete Auswirkungen auf das Werk1 als Gründerzentrum?

Maike Wursthorn: Unser Ziel ist es, die Gender-Diversity der Startupteams im Werk1 auf 35 % zu erhöhen. Mit dem Werk1 als Vorreiter möchten wir die Geschlechterdiversität in Gründungsteams regional und bundesweit vorantreiben.

Munich Startup: Wie profitieren Startups von diversen Teams?

Maike Wursthorn: Diverse Teams sind durch verschiedene Erfahrungen, Blickwinkel und Meinungen innovativer und effizienter. Wenn man sich von Anfang an divers aufstellt und zum Beispiel ein Produkt mit einem vielfältigen Team entwickelt, spricht man automatisch einen größeren KundInnenstamm an – das erhöht die Erfolgschancen. Gleichzeitig wird das Unternehmensimage positiv gestärkt und man fördert Toleranz in der Gesellschaft.

Die One Mission Challenges

Munich Startup: Ihr habt fünf Challenges identifiziert, und mehrere Maßnahmen daraus abgeleitet. Stellt das doch bitte kurz vor.

Maike Wursthorn: In unserem Kick-off-Workshop im Dezember 2019 haben wir zusammen mit unseren 30 TeilnehmerInnen fünf Key-Challenges für Unternehmerinnen herausgearbeitet: Netzwerk, Mindset, Familie und Beruf, Geschlechterstereotypen und Finanzierung.

Uns war es aber besonders wichtig, den Fokus auf konkrete Maßnahmen zu legen. So haben wir zu jeder Challenge Maßnahmen formuliert, die wir im Rahmen von One Mission umsetzen. Dabei spielen eine starke Community, hervorragende Infrastruktur und entsprechende Sichtbarkeit eine große Rolle. Diese Maßnahmen setzten wir in unterschiedlichen Formaten mit verschiedenen Partnern um.

Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten besonders wichtig

Munich Startup: Und was davon ist das Dringlichste, Maike?

Maike Wursthorn: Jede Challenge bringt Handlungsdruck und Relevanz mit sich, im Startup-Ökosystem ist der Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten aber besonders wichtig. Dort besteht ein deutliches Delta zwischen männlichen und weiblichen GründerInnen. Umso mehr freuen wir uns über die tolle Zusammenarbeit mit dem Female-Investor-Network von Primecrowd.

Munich Startup: Svenja, fokussierst Du Dich als Investorin und Initiatorin des Female-Investor-Network auf die Finanzierung?

Svenja Lassen: Ja, wir finanzieren Startups durch die Investoren unseres Netzwerks. Aber mein besonderer Fokus liegt darauf, die Diversität bei der Finanzierung und bei uns im Netzwerk zu fördern, also mehr Frauen als Investorinnen zu gewinnen und sie überhaupt auf das spannende Thema Startup-Finanzierung aufmerksam zu machen. Und parallel möchten wir mehr Gründerinnen dazu bewegen, sich um eine Finanzierung zu bewerben. Denn auch ihnen bieten wir mit dem Investorinnen-Netzwerk besondere Services und Unterstützung.

Das Investorinnen-Netzwerk

Munich Startup: Seit wann gibt es das Investorinnen-Netzwerk?

Svenja Lassen: Anfang 2020 haben wir ein Forschungsprojekt zusammen mit der IUBH durchgeführt zum Thema ‘weibliche Business Angels in Deutschland’ – und aufgrund der Ergebnisse und Wünsche der befragten Frauen haben wir das Female-Investors-Network im Mai gestartet. Aktuell sind bereits 50 Frauen registriert. Ich bin aber mit vielen weiteren im Austausch und wir wachsen jeden Monat.

Munich Startup: Wie funktionieren die Investments?

Svenja Lassen: Wer sich auf unserer Website als InvestorIn registriert, bekommt regelmäßig geprüfte Startups vorgestellt, die wir in der Investment-Kampagne betreuen. Erste Infos zum Unternehmen sind im Investoren-Cockpit einsehbar. Bei Interesse meldet man sich zu einem Meetup mit den GründerInnen an, um diese kennenzulernen. Wer investieren möchte, zeichnet einen LOI (Letter of Intent, Anm. d. Red.) über den Betrag – bei uns ab 10.000 Euro möglich – und wir poolen alle Investoren in einer Treuhandgesellschaft, damit es für das Startup nur eine juristische Person ist.

Munich Startup: Erhalten Gründerinnen wirklich schwieriger eine Finanzierung? Was ist an der Aussage dran?

Svenja Lassen: Zumindest belegen das die Zahlen der BCG-Studie von 2019: Während ein von Gründern geführtes Startup in Deutschland im Schnitt 10,6 Millionen Euro einsammeln kann, erhalten Gründerinnen mit durchschnittlich 3,5 Millionen Euro knapp ein Drittel. Über alle Phasen der Gründungsfinanzierung hinweg haben rein weibliche Startups eine 40-prozentig geringere Chance als Männer, in der wichtigen zweiten Runde an Wachstumskapital zu gelangen. In der dritten Runde liegt die Wahrscheinlichkeit für Frauen sogar um 90 Prozent niedriger. Und zudem beträgt der Anteil von Partnerinnen in deutschen Wagniskapital-Firmen (VC) nur vier Prozent.

One Mission und Female Investors Network Primecrowd
Svenja Lassen hat das Investorinnen-Netzwerk ins Leben gerufen.

Tipps für Startup-Gründerinnen

Munich Startup: Welche Tipps hast Du für Frauen, die für ihr Startup eine Finanzierung suchen?

Svenja Lassen: Zu uns zu kommen, natürlich! Aber im Ernst: ich meine damit, dass es spezielle Anlaufstellen wie unser Investorinnen-Netzwerk braucht, um gezielt Gründerinnen zu fördern. Sie haben spezielle Herausforderungen, bei denen wir unterstützen wollen. Und dazu gehört eben auch, sie gezielt Investorinnen vorzustellen, denn unter Frauen wird anders kommuniziert als unter Männern oder in gemischten Teams. Das hat man bei unserem Female-Founders- und Investors-Meetup mit One Mission im Werk1 gesehen – dort haben Gründerinnen nur vor Frauen gepitcht. Das gibt es ansonsten nicht in der Szene.

Munich Startup: Auf wen gehen Startups zu, wenn sie mit Euch ins Gespräch kommen wollen?

Maike Wursthorn: Schreibt uns gerne eine kurze Mail und folgt uns auf LinkedIn und Instagram. Wir freuen uns auf einen Austausch mit verschiedenen Anknüpfungspunkten!

Svenja Lassen: Wir bitten jedes Startup, die Unterlagen zur Prüfung auf unserer Website hochzuladen, damit unsere Analysten es aufbereiten und wir es im Team besprechen können. Danach nehmen wir in jedem Fall Kontakt auf. Aber ich freue mich auch über Gründerinnen, die sich direkt bei mir per Mail melden, wenn sie besondere Fragen haben.