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Fraunhofer Venture Colab: „Startups können für das Matching auf uns zukommen“

Mehr als 70 Institute an über 40 Standorten – wer mit der Fraunhofer-Welt nicht vertraut ist, kann schnell den Überblick verlieren. Damit externe Startups mit einem konkreten Technologiebedarf auch den richtigen Partner auf Fraunhofer-Seite finden, darum kümmert sich das Colab von Fraunhofer Venture. Über den genauen Ablauf erzählt uns Chinyere Wirthmüller, Innovation Managerin bei Fraunhofer Venture.

Munich Startup: Wie ist Fraunhofer Venture aufgestellt, um GründerInnen und ForscherInnen zusammenzubringen?

Chinyere Wirthmüller, Fraunhofer Venture: Ahead ist unser Company-Builder innerhalb Fraunhofer. Das Colab ist ein Unterprogramm davon, das Kooperationsprojekte zwischen WissenschaftlerInnen und Startups fördert. 

Vom Prozess her sieht es für Startups so aus: Das Colab bietet eine Vorbereitungsphase für Ahead für Fraunhofer-Startup-Kooperationsprogramme an, welche mit einem Cooperation-Kickoff beginnt. Am Cooperation-Kickoff erfahren die Tandems, welche Voraussetzung für eine Ahead-Förderung erfüllt sein muss, wie sie das Projekt am besten starten und ausführen können. Außerdem kann das jeweilige Partner-Institut hier eine Kickoff-Finanzierung von 5.000 Euro erhalten, um sich auf Ahead zu bewerben. 

Dann werden die Tandems, die die Voraussetzungen erfüllen, zu unserem 4-tägigen Ahead Bootcamp eingeladen. Am Ende des Bootcamps gibt es eine Pitch-Session, bei der entschieden wird, wer in die 1. Phase von Ahead aufgenommen wird. Bei erfolgreichem Pitch wird dann dem Partner-Institut des Startups ein Projektbudget von 50.000 Euro zugesagt, welches für das gemeinsame Projekt aufgewendet werden soll. Diese erste Phase dauert zwischen 6 Wochen und 6 Monaten.

Das Ziel: Fraunhofer-Technologie an das Startup auszulizensieren

In dieser Phase bietet auch das Colab bestimmte Workshops an, die speziell für Fraunhofer-Startup-Kooperationen sind. 

Nachdem das Tandem eine bestimmte Reife im Projekt erreicht hat – es gibt dort einige Kriterien bezüglich Markt, Produkt, Team und Rechtliches – können sie sich für Phase 2 bewerben. Hier kann das Institut nochmals ein Projektbudget von max. 100.000 Euro für das Kooperationsprojekt beantragen. Ziel des Ganzen sollte sein, dass eine bestehende Fraunhofer-Technologie am Ende der Phase 2 an das Startup auslizensiert werden kann.

Munich Startup: Das Colab soll das Ahead-Programm für externe Startups öffnen – wie genau sieht das aus?

Chinyere Wirthmüller, Fraunhofer Venture: Mit dem Colab stehen den externen Startups nicht nur mehr Formate und Workshops im Rahmen von Ahead zur Verfügung, sondern auch das Projektbudget für die Partner-Institute ist signifikant höher. Wenn ein Tandem alle Phase erfolgreich durchläuft, kann sein Partner-Institut somit eine Finanzierung von max. 155.000 Euro für das gemeinsame Projekt erhalten. 

Munich Startup: Wie genau läuft eine Kooperation zwischen Startups und Fraunhofer-Instituten im Rahmen von Colab ab? Welche Benefits haben Startups?

Chinyere Wirthmüller, Fraunhofer Venture: Das Ziel der Kooperation soll ein Technologietransfer sein. Genauer gesagt soll bestehende Fraunhofer-Technologie in das Produkt des Startups integriert werden. Rechtlich gesehen ist das Ziel somit ein Lizenzvertrag zwischen Fraunhofer und dem Startup: das Startup bekommt Fraunhofer-Technologie und das Institut Lizenzen. Alle Benefits findet Ihr auch hier.

Aber konkret würde ich sagen: Zugang zu Fraunhofer-Technologie und methodische und finanzielle Unterstützung bei der Implementierung. 

Wie genau eine Kooperation abläuft ist unterschiedlich. Sobald wir sie miteinander gematcht haben und sie in Ahead aufgenommen worden sind, sehen wir das Tandem als ein Team, das ein Produkt auf den Markt bringen möchte und da eben noch Arbeit reinstecken muss. Also regelmäßige Treffen, Aufgabenverteilung und so weiter. 

Wichtig: Konkreter Technologiebedarf seitens des Startups muss vorhanden sein

Munich Startup: Wann ist ein Startup richtig bei Euch? Und wie geht es weiter, wenn ein Startup noch keine konkreten Kontakte zu einem Kooperationspartner auf Fraunhofer-Seite hat?

Chinyere Wirthmüller, Fraunhofer Venture: Es müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein:

  1. Das Startup braucht einen sehr konkreten Technologiebedarf. Und dieser Technologiebedarf muss wesentlich für die zukünftig geplante Geschäftstätigkeit sein – ein reines ‚Product Feature‘ ist zu wenig.
  2. Es muss schon bestehende Technologie bei Fraunhofer geben, die geschützt ist und später auslizensiert werden kann. 

Es ist kein Problem, wenn das Startup keinen Kontakt zu Fraunhofer hat. Dafür sind ja wir da. Es braucht lediglich einen sehr konkreten Technologiebedarf. Startups können dann für das Matching auf uns zukommen. Wir machen den Rest. Wir suchen nach einer passenden Technologie und vernetzten dann das Startup mit einem potenziellen Fraunhofer-Partner. 

Munich Startup: Gibt es bereits Erfolgsgeschichten, von denen Ihr berichten könnt?

Chinyere Wirthmüller, Fraunhofer Venture: Ja, die gibt es. Da es ja noch das gleiche Angebot wie bei Techbridge ist, gibt es da Erfolgsgeschichten von Monitorfish, Mecorad, Occulavis, Adiutabyte und noch einigen mehr.

Munich Startup: Wie geht es für Startups im Idealfall nach der Kooperation weiter?

Chinyere Wirthmüller, Fraunhofer Venture: Nach dem Ahead-Programm haben Startups die Chance auf ein FTTF-Investment. Dieser ‚Fraunhofer Tech Transfer Fund‚ ist ein Early-Stage-VC, der in Startups, die wesentlich auf Fraunhofer-Technologie basieren, früh investieren kann. In vier externe Startups, die Fraunhofer-Technologie in ihren Produkten verwendet, hat der VC auch bereits investiert.