Das Gründerteam von Orbem: Miguel Molina, Maria Laparidou und Pedro Gómez (v. l. n. r.)
Foto: Orbem

Orbem: „Wir verbinden Bildgebung mit KI“

Das Münchner Startup Orbem verknüpft Bildgebungstechnologien wie die Magnetresonanztomographie (MRT) mit künstlicher Intelligenz. So kann das internationale Gründungsteam im Gründerzentrum Gate günstige und schnelle MRTs in vielfältigen Anwendungsszenarien einsetzen. Gestartet hat Orbem mit einem Produkt für die Geflügelindustrie.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Orbem? Stellt Euch bitte kurz vor!

Orbem: Wir sind Maria, Miguel und Pedro. Eigentlich Dr. Maria Laparidou, Dr. Miguel Molina und Dr. Pedro Gómez, wir haben nämlich alle eine wissenschaftliche Karriere eingeschlagen bevor wir uns dann doch für diese ganz andere Startup-Welt entschieden haben. Zwei von uns, Miguel und Pedro, promovierten im Bereich künstliche Intelligenz in der Magnetresonanztomographie-Bildgebung an der TUM. Maria promovierte zur embryonalen Entwicklung von Hühnern an der LMU und wechselte danach für eine Forschungsstelle an die TUM. Ohne diese sehr einmalige Kombination wäre Orbem tatsächlich gar nicht möglich gewesen, aber dazu später noch mehr. In unserem Startup ist Maria als CSO für Forschung und Innovation, Miguel als CTO für die Produktentwicklung und Pedro als CEO für alles andere verantwortlich.

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Orbem: Ganze Industrien verschwenden Ressourcen und schöpfen nur einen Bruchteil ihres Potenzials aus, weil sie – buchstäblich – nicht unter die Oberfläche ihrer Produkte, Prozesse und Daten sehen können. Wir verbinden Bildgebungstechnologien (wie die Magnetresonanztomographie) mit künstlicher Intelligenz, um neue Erkenntnisse zu generieren und die schwierigsten Probleme unserer Kunden zu lösen. Unser erstes Produkt klassifiziert Hühnereier vor dem Schlupf, um Milliarden ansonsten verschwendeter Eier als Nahrungsmittel nutzbar zu machen.

Orbem: Generieren Bilder für Algorithmen

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Orbem: Klar, die Magnetresonanztomographie (MRT) ist nichts neues. MRTs kennen viele aus dem Krankenhaus, weil es zwar einerseits eine ganz wunderbare Technologie mit unheimlich viel Potenzial ist, aber andererseits auch so teuer, dass sie bisher fast nur im klinischen Kontext eingesetzt wird.

Wir nutzen künstliche Intelligenz, um günstige, schnelle und vielfältig einsetzbare MRTs zu bauen. Indem wir keine Bilder für ÄrztInnen, sondern für Algorithmen generieren, öffnen wir die Tür zu einer Vielzahl neuer Einsatzmöglichkeiten – zum Beispiel eben in der Geflügelindustrie.

In Gesprächen mit Investoren

Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?

Orbem: Hardware ist schwierig und teuer. Das wurde uns schon so einige Male schmerzhaft bewusst. Eine falsche Designentscheidung ist da nicht so einfach zu korrigieren wie das bei Software der Fall ist. Auch das initiale Kapital für unseren ersten Prototypen, mehrere Hunderttausend Euro, aufzutreiben war eine Herausforderung. Zuletzt steht die Geflügelindustrie technologischer Innovation nicht immer aufgeschlossen gegenüber – gerade, wenn sie in Form eines MRT-Scanners ist. Wir konnten aber zum Glück auch hier einige Pioniere finden, die das Potenzial unseres Produkts erkannt haben und uns in der Entwicklung unterstützen.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Orbem: In einem Jahr möchten wir unser Team auf 16 Vollzeit-MitarbeiterInnen verdoppelt und unsere Geräte in zwei Brütereien installiert haben. Dahinter stehen einige Meilensteine in der Produktentwicklung, besonders im Hinblick auf die Geschwindigkeit und Genauigkeit der Klassifikationsalgorithmen. Zudem sind wir in Gesprächen mit Investoren, um unser angestrebtes Wachstum zu finanzieren.

Sein aktuelles Team plant Orbem auf 16 Vollzeitstellen aufzustocken.

Starkes Ökosystem für Hardware-Startups

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Orbem: München war für uns ein Glücksgriff. Wir kommen ursprünglich aus Griechenland, Spanien und Mexiko. Und die zwei aus unserer Sicht besten Universitäten Deutschlands haben uns in München zusammengebracht. Gerade die TUM hat uns in der Anfangsphase unserer Gründung stark unterstützt. Hinzu kommt ein schnell wachsendes Ökosystem, das schon heute gerade im Hardware-Bereich enorm viele und hochwertige Innovationen hervorbringt. Zuletzt wird mit Angeboten wie dem Center for Digital Technology and Management (CDTM) ein einmaliger Pool an ‘entrepreneurial talents’ geschaffen. Diese sind für junge Startups wie uns als erste MitarbeiterInnen unheimlich wertvoll und gründen natürlich auch selbst immer wieder, was München als Startup-Standort noch attraktiver macht.

Remote-Cooking mit dem internationalen Orbem-Team.

Munich Startup: Selbst kochen oder liefern lassen?

Orbem: Selbst kochen! So wie bei unserem Remote-Cooking-Event, bei dem unser Team ein indisches und ein mexikanisches Gericht gekocht hat. Zwar mit gemischtem Erfolg, aber umso mehr Spaß.