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Messbar klimafreundlich – Das Mehrweg-To-Go-System von Relevo

Mit einem Mehrweg-To-Go-System für die Gastronomie will Relevo dem Einwegverpackungsmüll an den Kragen. Welchen Plan das Münchner Startup genau verfolgt, berichten uns die drei Gründer Aaron Sperl, Gregor Kolb und Matthias Potthast im Interview.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!

Relevo: Relevo ist als Anbieter von Mehrweg-To-Go-Geschirr die einfache, digitale Komplettlösung zur nachhaltigen Essensausgabe für Gastronomen und Endverbraucher. Wir bieten als digitale Mehrweglösung mit App ein pfandloses Verleihsystem an, das Partner ohne Umstellung ihres laufenden Prozesses als Pay-per-Use-System nutzen und Endverbraucher somit bequem und kostenlos Nachhaltigkeit leben können. Wir, das sind Gregor (34, Physiker und Mathematiker), Aaron (33, Handelsfachwirt) und Matthias (31, Betriebswirt) und ein Team von 30 hochmotivierten Weltrettenden. Zusammengefunden haben wir 3 Gründer uns über die Idee und die gemeinsame Vision Einwegverpackungen überflüssig zu machen.

1 Millionen weggeworfene Einwegverpackungen stündlich

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Relevo: Jährlich werden in Deutschland allein über 9 Milliarden Einwegverpackungen weggeschmissen. Dies sind ca. 1 Millionen stündlich. Wir finden, das ist einfach Müll. Denn neben der Umweltverschmutzung und dem unnötigen Ressourcenverbrauch entstehen auch jede Menge klimaschädliche CO2-Äquivalente. Und die Corona-Pandemie hat die Nutzung von To-Go & Take-Away noch einmal explodieren lassen, wie die überfüllten Mülleimer in unseren Straßen traurig berichten. Mit Relevo machen wir diese umwelt- und klimaschädlichen Einwegverpackungen überflüssig.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Relevo: Mehrwegsysteme gibt es schon lange, genau genommen seit den 1970er Jahren, in denen Pfand als vielversprechende Lösung in unterschiedlichen Bereichen eingeführt wurde. Leider hat sich über die Jahre hinweg Pfand jedoch nicht als der erhoffte Heilsbringer erwiesen. Denn Pfand bedarf zum einen Integrationsaufwände bei dem Gastronom (Pfandhandling und -Rücklagen) und zum anderen ist der Pfandbetrag für Endverbraucher immer ungünstig: Bei der Ausgabe zu hoch und bei der Rückgabe zu gering. Mit Relevo und unserem smarten Mehrwegsystem können wir all diese Probleme beheben und einen tatsächlich messbaren klimafreundlichen Beitrag leisten. So müssen Gastronomen keinerlei Prozesseingriffe in Kauf nehmen, das Mehrweggeschirr nicht vorfinanzieren und Endverbraucher kostenlos Gutes tun, ohne für „den Pfandbetrag erst einen Kredit aufnehmen zu müssen“. Außerdem können wir als Full-Service-Betreiber Gastronomen pro-aktiv nachbeliefern und Endverbraucher an eine kurzfristige Rückgabe erinnern, sodass wir den Kreislauf auch nachhaltig betreiben können.

Durch Lockdown zum Pivot gezwungen

Munich Startup: Gab es bereits einen Punkt, an dem Ihr beinahe gescheitert seid?

Relevo: Mit Relevo wollten wir am 16. März 2020 starten und hatten alles für unseren Go-Live vorbereitet und waren entsprechend voller Vorfreude. Bis am Freitag den 13. (März) der 1. Corona-Lockdown verkündet wurde und somit erst einmal alles auf Eis lag. Die folgenden Wochen waren sehr zäh und voller Ungewissheit, noch mehr als eh schon. Wir mussten also schon durch unser Worst-Case-Scenario durchgehen – wann sonst hatten alle Gastronomien geschlossen?! Die „Ruhe-Phase“ hat uns allerdings zu einem Pivot gezwungen, in dem wir unser Geschäftsmodell entschlacken konnten und durften anschließend Anfang Juni 2020 mit voller Power richtig durchstarten, auf heute ein Team von über 30 MitarbeiterInnen innerhalb von nur 12 Monaten.

Foto: Relevo

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Relevo: In den vergangen Monaten konnten wir bereits stark wachsen und mehrere hunderttausende Einwegverpackungen einsparen. Das steigert allerdings nur weiter unsere Motivation und Ambition. Wir sehen uns zukünftig als die klare Nummer 1 für Mehrwegsysteme in Europa. Und mit unserem neuen Gastro-Partner Duni Group können wir auf ein super Netzwerk zugreifen. Darüber hinaus haben wir durch unsere digitale Lösung die Möglichkeit, unseren NutzerInnen zukünftig diverse value-added Services anzubieten und somit einen urbanen, nachhaltigen Lifestyle noch einfacher zu gestalten.

München umkämpft auf dem Mehrwegmarkt

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Relevo: München ist als Standort für uns super! Zum einen gibt es zahlreiche tolle Talente für uns als Unternehmen, zum anderen ein existierendes Ökosystem an anderen Startups, das inspiriert und sich gegenseitig befruchtet. Und auch als Startort für ein Mehrwegsystem war München genau richtig. Denn keine andere deutsche Stadt war auf dem Mehrwegmarkt so umkämpft wie München. Dies hat uns direkt von Beginn an alles abverlangt und zu Höchstleistung angespornt. Und heute können wir voller Stolz sagen in München Marktführer im Food-To-Go Bereich zu sein.

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?

Relevo: Uns sind die Herausforderungen mit der Klimakrise und Umweltbelastung sehr bewusst und wir sehen noch einen gewaltigen (Müll-)Berg an Arbeit vor uns. Der To-Go-Konsum steigt weiter, so auch die umweltschädlichen Einwegverpackungen und damit unsere Ambitionen. Unser Atem ist entsprechend sehr ausdauernd und wir freuen uns auf die kommenden Jahre.

Regina Bruckschlögl

Nach eigenen Startup-Erfahrungen blickt sie als Redakteurin von Munich Startup nun aus einer anderen Perspektive auf die Münchner Startup-Szene – und entdeckt dabei jeden Tag, wie vielfältig das Münchner Ökosystem ist. Startup Stories, die erzählt werden wollen!

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