Foto: Jennifer Dussileck / Finway

Jennifer Dussileck: „Ich bin ein Struktur-Analyse-Zahlen-Typ“

Das 2020 gegründete Münchner Startup Finway digitalisiert mit seiner Softwarelösung den Finanzbereich in Unternehmen. Mit dem Komplettpaket des Fintechs können Unternehmen all ihre Ausgaben digital verarbeiten und steuern. Hinter Finway stehen drei GründerInnen, eine davon ist Jennifer Dussileck. Von ihr wollten wir wissen, was sie zum Gründen motiviert hat, wie sie ihre Prioritäten setzt und ob gerade eine gute Zeit zum Gründen ist.

Munich Startup: Was hat Dich zur Gründung motiviert?

Jennifer Dussileck, Finway: Ich kam auf den Bereich Entrepreneurship, weil ich etwas bewirken wollte. Ich hatte ein Praktikum in New York gemacht und dort einige Gründer kennengelernt. Ich fand es unglaublich inspirierend eine eigene Idee umsetzen zu können, gleichzeitig hatte ich bei meinen bisherigen Berufserfahrungen – die ich dennoch sehr schätze – das Gefühl, dass ich zu wenig vorantreiben kann. Zu Finway kam ich dann allerdings über einen großen Zufall. Ich habe meinen Mitgründer auf einer Startup-Konferenz in St. Gallen kennengelernt. Ich hatte nicht unbedingt vor sofort nach meinem Studium zu gründen, aber als sich diese Chance aufgetan hat, wusste ich, dass ich sie ergreifen muss. Vor allem weil unser Ansatz mit Finway genau das vereint, was mich schon immer begeistert hat – Rechnungswesen & Finanzen.

Munich Startup: Hattest Du Vorbilder beim Gründen?

Jennifer Dussileck: Tatsächlich weniger die „bekannten“ GründerInnen, sondern vielmehr Personen in meinem persönlichen Umfeld haben mich dahingehend inspiriert. Ich finde es beeindruckend, wenn jemand ein eigenes Unternehmen aufbaut – egal ob das nun als typisches Startup bezeichnet wird oder nicht. Letztendlich kann man sich von jedem / jeder Selbstständigen etwas abschauen. Man muss es nur dem eigenen Kontext richtig zuordnen können.

„Drei Köpfe kommen auf mehr als nur einer“

Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?

Jennifer Dussileck: Bei mir passiert das meist im Gespräch mit anderen. Die Gedankengänge von Dritten zu hören, löst bei mir indirekt auch oft neue, weitergesponnene Ideen aus. Generell bin ich ein Fan davon, Ideen aus dem Team zu schöpfen. Ich denke einfach drei Köpfe kommen auf mehr als nur einer.

Munich Startup: Dein größtes Talent?

Jennifer Dussileck: Ich bin ein Struktur-Analyse-Zahlen-Typ. Ich bin gut darin, komplexe Themen auf einzelne Teile runterzubrechen, einen Plan aufzusetzen und die konkrete Umsetzung aufzuzeigen. Außerdem rechne ich gerne Szenarien durch, versuche zu verstehen, was einzelne Inputs wiederum für Auswirkungen haben können, und was man anhand von vergangen Daten für Trends erkennen kann. Wobei die Vergangenheit ja immer nur bedingt einen Blick auf die Zukunft bieten kann.

Munich Startup: Wie gehst Du mit Zweifeln um?

Jennifer Dussileck: Zu oft fresse ich sie leider noch in mich rein. Aber letztendlich habe ich gemerkt, dass es mir am meisten hilft, mit vertrauten Personen darüber zu sprechen. Die Meinungen von Anderen einzuholen, hilft mir mit einer anderen Perspektive auf die Dinge zu schauen. Zweifel nehme ich oft sehr persönlich und dann fällt es mir schwer, davon Abstand zu nehmen – über anderen Personen funktioniert das aber gut.

Munich Startup: Die drei übelsten Vorurteile, die Dir beim Gründen begegnet sind?

Jennifer Dussileck: „Das wird nicht funktionieren“ – ist denke ich der Satz, den jedeR GründerIn am meisten hört – zumindest in irgendeiner Art und Weise. Darüber hinaus bin ich allerdings noch keinen Vorurteilen begegnet.

Wochenstruktur mit Thementagen

Munich Startup: Wie setzt Du Prioritäten? Und welche?

Jennifer Dussileck: Ich versuche mir regelmäßig immer wieder vor Augen zu rufen wo wir gerade stehen und welches unsere größten Herausforderungen sind. Ich denke es ist wichtig, immer mal wieder aus der Vogelperspektive auf das Unternehmen zu schauen, damit man sich nicht im Alltag verliert. Auch wenn immer viele wichtige und dringende Themen anstehen, muss man sich auch bewusst Zeit für Projekte nehmen, die erst langfristig oder indirekt Wirkung zeigen werden. Am Anfang einer Woche setze ich mir die Prioritäten und teile diese dann auf einzelne Tage auf. Gerade versuche ich Thementage einzuführen, z.B. Teamthemen am Freitag, Finanzthemen am Montag. Das klappt aber auch nicht immer, denn der Alltag ist meistens chaotischer als gewollt. Es kommen spontan wichtige und dringende Sachen auf, die deinen Plan zunichte machen. Für mich als Planerin ist das dann manchmal schwer hinzunehmen, aber ich denke auch das ist bei einer Gründung normal.

Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?

Jennifer Dussileck: Wenn man will, findet man immer einen Grund nicht zu gründen. Deswegen ist das Wichtige: Einfach machen, Dinge ausprobieren & dabei schnell lernen. Zu einer erfolgreichen Gründung gehört viel, unter anderem zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, aber das vorherzusagen ist glaube ich unmöglich.

Frauen und Männer nicht auf ihr Geschlecht reduzieren

Munich Startup: Findest Du es wichtig, dass in Deutschland mehr Frauen gründen?

Jennifer Dussileck: Ja, ich finde mehr Frauen sollten sich trauen zu gründen. Ich finde es schwierig nachzuvollziehen, wieso es immer noch so wenig Frauen gibt, die gründen. Ich denke zum Teil liegt es an dem Verhalten unserer Gesellschaft und wie wir vor allem Mädchen und Jungen kategorisieren. Mir wäre es wichtig, dass wir eine Gleichstellung in der Gesellschaft erreichen und dass sowohl Frauen als auch Männer nicht auf ihr Geschlecht reduziert werden.

Munich Startup: Was liegt auf Deinem Schreibtisch gerade ganz oben?

Jennifer Dussileck: Momentan beschäftige ich mich mit der Präsenz von Finway abseits der Kundenansprache, vor allem für unsere generelle Markenbekanntheit und das Recruiting. Außerdem evaluiere ich auch welche Partnerschaften für Finway zukünftig sinnvoll sein könnten und wie diese genau ausschauen. Das hat dann zum Teil auch etwas mit der Produktvision und dem Weg in den nächsten Jahren zu tun.

Munich Startup: Was macht Dich glücklich?

Jennifer Dussileck: Bei Finway, wenn ich sehe wie das ganze Team an einem Strang zieht, sich gegenseitig pusht und jedeR Finway voranbringen möchte und wenn erfreuliche Nachrichten von einem Kunden reinkommen weil er/sie so happy mit unserem Produkt ist. Abseits der Arbeit, wenn ich mit dem Mountainbike die Berge hoch- oder runterfahren kann, wenn ich Zeit mit Freunden oder Familie verbringe oder gutes Essen zu mir nehme.