Unicorn-Studie: Zahl der deutschen Einhörner hat sich vervierfacht

Die Zahl der deutschen Einhorn-Startups hat sich im vergangenen Jahr vervierfacht, so eine aktuelle Untersuchung. Der plötzliche Sprung hängt mit einem Investitionsstau im ersten Corona-Jahr 2020 zusammen. Doch die StudienautorInnen geben auch einen überaus positiven Ausblick in die Zukunft.

Anfang dieses Jahres zählte eine Studie der Beratungsgesellschaft EY 24 Unicorn-Startups in Deutschland. Ein Jahr zuvor waren es demnach nur 6 Jungunternehmen mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar gewesen. Alleine die 18 neuen Einhörner haben im vergangenen Jahr 7,1 Milliarden Dollar eingesammelt. Unter den 24 Einhörnern finden sich acht Fintechs, jeweils vier Unternehmen aus dem Online-Handel und der Mobilitätsbranche sowie drei aus dem Bereich Software & Analytics.

Das Berliner Fintech N26 konnte sich mit 1,7 Milliarden Dollar bisher das meiste Kapital aller deutschen Startups sichern. Dahinter folgen mit 1,4 Milliarden respektive 1,3 Milliarden Dollar die beiden Münchner Unternehmen Celonis und Flixmobility.

Auch die Gruppe hinter den Unicorn-Startups, nämlich Unternehmen, die seit ihrer Gründung mindestens 100 Millionen Dollar erhalten haben, wächst kräftig – von 39 auf 62. 41 dieser Top-Startups haben ihren Sitz in Berlin, 14 in München. Thomas Prüver, Partner bei EY, sagt:

„Das deutsche Startup Ökosystem hat im vergangenen Jahr einen großen Sprung nach vorn gemacht. Es haben so viele Jungunternehmen frisches Kapital erhalten wie nie zuvor, das Gesamtinvestitionsvolumen erreichte ein Rekordniveau und auch die Zahl der Einhörner hat sich vervielfacht.“

Er erwartet nach eigenen Worten, dass im laufenden Jahr zahlreiche weitere Unternehmen eine Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar erreichen werden. Der schnelle Anstieg der Zahl der Unicorn-Unternehmen im vergangenen Jahr lässt sich als Corona-Effekt erklären, so Prüver:

„Nach der Zurückhaltung im Jahr 2020 war der Anlagedruck bei den Investoren groß, die Schatullen voll. Gleichzeitig ist ein intensiver Wettbewerb um attraktive Zielunternehmen entbrannt, was die Bewertungen nach oben treibt. Und: Das Niedrigzinsumfeld und die Inflationserwartungen haben die Attraktivität alternativer Investitionsmöglichkeiten noch weiter erhöht.“

Hinzu komme, so Prüver, dass die Professionalisierung des Tech-Ökosystems in Deutschland deutlich zugenommen hat, vorangetrieben von dem Netzwerk und dem Kapital früherer erfolgreicher GründerInnen und InvestorInnen.

Für 2022 erwartet er ein anhaltend starkes Investitionsgeschehen in Deutschland. Dafür dürften auch neue Risikokapitalfonds sorgen, die am deutschen Markt aktiv sind. Allein im vergangenen Jahr erreichte das Gesamtvolumen der neu aufgelegten Fonds mit Deutschland-Fokus ein Volumen von 9,6 Milliarden Dollar. Im Vorjahr waren entsprechende Fonds mit einem Gesamtvolumen von 8,6 Milliarden US-Dollar aufgelegt worden. Prüver sagt:

„Die Chancen für vielversprechende Startups, Wachstumskapital zu erhalten, waren nie so gut wie heute.“

„Exit-Möglichkeiten haben sich massiv verbessert“

Auch das Exit-Geschehen hat im vergangen Jahr deutlich angezogen: Die Zahl der Fusionen und Übernahmen, in die Startups involviert waren, stieg im vergangenen Jahr gegenüber 2020 um 90 Prozent auf 171. Mehr als zwei Drittel der Transaktionen – 68 Prozent – gingen von ausländischen Investoren aus. Vor allem nordamerikanische Konzerne interessieren sich für deutsche Startups: Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 52 Übernahmen deutscher Jungunternehmen durch US-Unternehmen gezählt – 38 mehr als im Vorjahr. Unternehmen aus dem europäischen Ausland haben 49 deutsche Startups gekauft, asiatische Unternehmen haben 3 deutsche Jungunternehmen übernommen.

„Deutschland hat sich einen guten Ruf als Startup-Standort erarbeitet, die Sichtbarkeit des deutschen Startup-Ökosystems hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verbessert“,

sagt Prüver. Das erhöhe die Chancen der JungunternehmerInnen auf einen erfolgreichen Exit:

„Im vergangenen Jahr haben sich die Exit-Möglichkeiten massiv verbessert – sei es durch einen Börsengang oder den Verkauf an einen strategischen oder Finanzinvestor. Damit floss weiteres frisches Geld in das deutsche Startup-Ökosystem, was nun investiert werden kann.“