Unsere Interviewpartnerin Inga Grieger von BMW i Ventures.
Foto: BMW i Ventures

Women in Tech: Inga Grieger von BMW i Ventures

BMW i Ventures ist der Corporate Venture Capital Fonds der BMW Group, der Geld und Ressourcen in Startups in allen Wachstumsphasen, verstärkt aber in Series A und B, investiert. Im Fokus stehen dabei die Bereiche Transport, Fertigung, Lieferkette und Nachhaltigkeit. Inga Grieger ist bei BMW i Ventures als Business Development Managerin tätig und konzentriert sich hierbei auf die Zusammenarbeit zwischen den BMW i Ventures Portfoliounternehmen und der BMW Group. Was genau ihre Tätigkeit umfasst, wie ihr eigener Werdegang ist und an wen sich der BMW i Ventures Fonds genau richtet, wollten wir von ihr im Interview erfahren.

Munich Startup: Um Dich genauer kennenzulernen, führe uns doch bitte durch die wichtigsten Meilensteine Deines beruflichen Werdegangs.

Inga Grieger: Gerne. Mein beruflicher Werdegang verläuft eher ungewöhnlich. Mein Schwerpunkt lag von Anbeginn auf dem Bereich Automobilindustrie, aber meine Positionen und Aufgabenbereiche haben sich mit der Zeit immer wieder stark verändert. Ich bin ausgebildete Automobildesignerin und habe ein Diplom in Transportation Design (Fachhochschule München) und ein Diplom in Betriebswirtschaftslehre (IWW). Das heißt, dass ich ursprünglich von der kreativen Seite komme.

Bevor ich zur BMW Group kam, lernte ich in verschiedenen Positionen die Lieferantenperspektive kennen. Bei der BMW Group war ich dann zehn Jahre in verschiedenen Positionen mit dem Schwerpunkt Interieur und digitale Produkte tätig. Gestartet habe ich im Marken-Designstudio BMW, mit der Zeit habe ich mich dann immer mehr auf den Bereich Innovationsmanagement spezialisiert. Es ging es also immer stärker darum, wie sich Design und technologische Innovationen zusammenbringen lassen.

Was meine Positionen ebenfalls immer mit sich brachten, war ein hoher Anteil an Kommunikation, sowie Vernetzung, um die verschiedenen Teams und Vorstellungen miteinander zu vereinen. Letztlich verbinde ich in meiner neuen Rolle als Business Development Managerin bei BMW i Ventures meine bisherigen Erfahrungen und Kompetenzen.

Munich Startup: Aktuell arbeitest Du als Business Development Managerin bei BWM i Ventures, dem Corporate-Venture-Capital-Fonds der BMW Group. An wen richtet sich der Fonds?

Inga Grieger: BMW i Ventures ist ein sehr agiler und flexibler Fonds, da wir unsere Investitionsentscheidungen eigenständig treffen. Im Fokus unserer Investitionen stehen ganz klar schnell skalierende Technologie-Startups aus dem automobilen Umfeld – in allen Phasen von der Seed- bis zur Wachstumsphase mit Schwerpunkt auf Series A und B. Wir sind in den USA, Europa und Israel aktiv. Dabei suchen wir sowohl nach innovativen Hardware- als auch Software-Lösungen in den Bereichen Fahrzeugentwicklung, smarte Produktion, intelligente Lieferkette, digitaler Vertrieb, Informationstechnologie und Nachhaltigkeit.

Nachhaltige Transformation in der Automobilbranche

Gerade auch mit der Auflage des zweiten Fonds in 2021 konzentrieren wir uns verstärkt auf Lösungen, die die nachhaltige Transformation in der Automobilbranche mitgestalten. Wir möchten Startups mit Potenzial dabei unterstützen, schnell zu skalieren und stehen ihnen mit unserem Know-how zur Seite – insbesondere unsere Automotive-Expertise und das große Netzwerk aus dem BMW-Kosmos ist für junge UnternehmerInnen spannend. Wir sehen, dass unsere Portfolio-Unternehmen das automobile Umfeld zukunftsfähig und klimafreundlicher machen. Dass wir so nah am Puls der Zeit sind, macht uns unglaublich stolz.

Munich Startup: Was genau umfasst Deine Tätigkeit dort?

Inga Grieger: Bei BMW i Ventures arbeite ich als Business Development Managerin, um die strategische Zusammenarbeit zwischen den Portfoliounternehmen und dem Ökosystem der BMW Group aufzubauen und zu stärken. Ich fungiere sozusagen als Bindeglied zwischen den BMW-i-Ventures-Portfoliounternehmen und dem BMW-Netzwerk. Dabei geht es viel um Kommunikation, aber auch um Gespür für disruptive Technologien für den Automobilsektor, gerade mit dem Blick auf nachhaltige Lösungen.

Gute Ideen auf Knopfdruck

Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?

Inga Grieger: Als Designerin lernt man bereits im Studium, gute Ideen auf Knopfdruck zu entwickeln. Da ich gerne nach vorne denke, fällt mir das durchaus leicht. Die besten Ideen kommen mir vor allem beim Laufen, wenn ich draußen in der Natur bin. Wenn ich auf langen Strecken unterwegs bin, mein Körper in Bewegung ist und sich die Gedanken im Flow entwickeln können, fühle ich mich inspiriert.

Munich Startup: Was sind Deine 3 liebsten Arbeitstools?

Inga Grieger: Als erstes fällt mir Google Tasks ein. An sich simpel vom Gedanken, in der Praxis ist es für mich Gold wert: alle Aufgaben sind im Kalender integriert und am Ende des Tages kann ich alle abgeschlossenen To-dos abhaken. Das fühlt sich einfach gut an. Für die Zusammenarbeit mit KollegInnen setze ich viel auf Confluence. Das Tool ist leicht verständlich und anwenderfreundlich. Und wenn ich abseits der Laufstrecke kreativ arbeiten möchte, greife ich oft zu Miro – einem online Whiteboard. Es ist klasse, dass man all seine Ideen jederzeit digital zur Verfügung hat.

Munich Startup: Was macht einen guten Pitch für Dich aus?

Inga Grieger: Auf jeden Fall ein authentischer Auftritt. Mit der Zeit erkennt man recht schnell, ob jemand nur eine Rolle spielt. Gerade auch für den Erfolg von GründerInnen ist es aus meiner Sicht entscheidend, dass sie authentisch bleiben und sich nicht verstellen. Dazu kommt ein Gründerteam, das für die Idee brennt und diese Passion auch transportieren kann. Last but not least schauen wir, ob die Business-Idee kundenzentriert gedacht ist und eine nachhaltige Transformation in der Automobilbranche vorantreiben kann.

„Heute können sich viele GründerInnen die InvestorInnen aussuchen“

Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Wenn ja, warum?

Inga Grieger: Absolut! Ich denke, es ist einfacher denn je, mit einer guten Idee zu gründen. Vor allem auch, weil heute Wissen immer und jederzeit verfügbar ist. Hinzu kommt, dass das Bild sich sichtlich gewandelt hat: Heute können sich viele GründerInnen die InvestorInnen aussuchen. Gerade dann sind Mehrwerte, die BMW i Ventures als CVC und der Expertise aus der BMW Group bieten kann, von Vorteil.

Wir befinden uns in einer aufregenden Zeit, vieles ist im Wandel. So entsteht auch immer ein Nährboden für Innovationen. Es ist klasse zu sehen, welche Technologien entwickelt werden, um den Automobilsektor klimafreundlicher aufzustellen.

Munich Startup: Auf welche Technologie oder Branche würdest Du zukünftig setzen? 

Inga Grieger: Nach wie vor finde ich die Digitalisierung als einen der wichtigsten Technologietrends, in dem noch unheimlich viel Potenzial steckt. Es gibt den Leitspruch: „Alles was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert“. Richtet man sich nach dieser Maxime, stehen wir erst am Anfang. Die Digitalisierung wirkt branchenübergreifend und findet in jeglichen Bereichen Anwendung. Ich bin gespannt, wohin uns die Digitalisierung noch bringt. Ich bin davon überzeugt, dass sie unser Leben vereinfacht und dazu beiträgt, insgesamt klimafreundlicher zu agieren.

Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Gründungsstandort München noch verbessert werden?

Inga Grieger: BMW i Ventures hat bewusst einen Standort im Silicon Valley und in München – die bayerische Hauptstadt ist schließlich einer der wichtigsten IT-Standorte Europas. Das Isar Valley kann sich sehen lassen und entwickelt sich ständig weiter. Es gibt inzwischen viele Anlaufpunkte für GründerInnen, die Stadt unternimmt viel für ein innovatives Ökosystem. Wir werden in den nächsten Jahren auch mehr Deals in Europa und Deutschland sehen.

Gründen einfacher machen

Grundsätzlich wünsche ich mir, dass Gründen in Deutschland noch einfacher wird. Denn die Hürden liegen leider immer noch sehr hoch. Damit werden wertvolle Innovationen, die wir für ein klimafreundliches und zukunftsweisendes Wirtschaften brauchen, ausgebremst.

Munich Startup: Welchen Gründer oder welche Gründerin würdest Du gerne einmal persönlich treffen? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?

Inga Grieger: Aufgrund meiner Tätigkeit darf ich viele großartige GründerInnen, die sich sowohl bei uns vorstellen als auch die GründerInnen unserer rund 60 Portfoliounternehmen, treffen. Von ihnen abgesehen würde ich sehr gerne Walt Disney treffen, um ihn und seine Kreativität zu erleben. Ihn zeichnen zu sehen, sich mit ihm darüber zu unterhalten wie die Walt Disney Company über das Jahrhundert gewachsen ist, fände ich sehr spannend. Das Unternehmen schafft es, viele Menschen weltweit zu unterhalten – ein wichtiges Gut.

In meinem Job geht es viel darum, wie Technologie zum Klimaschutz beitragen kann. Daher fände ich es sehr spannend mich mit Anna Alex, Gründerin von Planetly, zu unterhalten. Mit der Gründung der SaaS-Plattform für das Ermitteln, Kompensieren und Reduzieren von CO2-Emissionen in Unternehmen hat sie den richtigen Riecher bewiesen.

Zu guter Letzt denke ich aus beruflicher Sicht, aber auch als leidenschaftliche Läuferin, an den österreichischen Unternehmer Dietrich Mateschitz. Die Art und Weise, wie er die Marke Red Bull aufgebaut hat und wie die Geschichten um das Getränk heute noch erzählt werden, finde ich immer wieder eindrucksvoll.

Regina Bruckschlögl

Nach eigenen Startup-Erfahrungen blickt sie als Redakteurin von Munich Startup nun aus einer anderen Perspektive auf die Münchner Startup-Szene – und entdeckt dabei jeden Tag, wie vielfältig das Münchner Ökosystem ist. Startup Stories, die erzählt werden wollen!

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