Die Gründer von Kyon Energy (v.l.): Adrian Kapsalis, Florian Antwerpen und Philipp Merk.
© Kyon Energy

Kyon Energy: Batteriespeichersysteme für die Energiewende

Ein wichtiger Baustein der Energiewende sind Speichersysteme, die die nachhaltig erzeugte Energie speichern und wieder abgeben können, wenn Wind- und PV-Anlagen weniger Leistung bringen. Das Münchner Startup Kyon Energy entwickelt, projektiert und betreibt genau solche Speichersysteme und setzt dabei auf Batterien. Wir haben mit den Gründern gesprochen.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Kyon Energy: Kyon Energy entwickelt, projektiert und betreibt netzgekoppelte Batteriespeichersysteme. Diese stabilisieren das Stromnetz und ermöglichen eine saubere, nachhaltige und sozialverträgliche Energieversorgung mit erneuerbaren Energien. Sie speichern Strom zu Zeitpunkten, an denen überschüssige Energie nicht benötigt wird und speisen diesen bei hoher Nachfrage wieder ins Netz. So reduzieren sie Engpässe im Netz und starke Schwankungen im Strompreis. Insgesamt können dadurch mehr erneuerbare Energien zugebaut werden.

Und das ist enorm wichtig, denn Deutschland hat sich große Ziele gesteckt: Bis 2030 sollen 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen bezogen und konventionelle, planbare Energiequellen schrittwiese abgeschaltet werden. Gleichzeitig zeigen die aktuellen Ereignisse, dass unser Stromnetz unabhängiger werden muss. Für die Energiewende ist der Ausbau erneuerbarer Energien zentrale Voraussetzung, doch unsere Strominfrastruktur ist nicht auf die hohen Volatilitäten ausgelegt. Instabilitäten im Stromnetz, hohe Strompreise und vermehrte Überlastung sind die Folgen.

Aktuell führen diese Volatilitäten in Verbindung mit den fehlenden Speicherkapazitäten sogar dazu, dass erneuerbare Erzeugungsanlagen immer wieder abgeschaltet werden müssen. Im Jahr 2021 ist allein dadurch eine absolute Menge von 5,82 TWh Strom verloren gegangen. Damit hätte man über 2 Millionen Haushalte ein Jahr lang versorgen können.

Und genau hier setzen wir mit Kyon Energy an. Wir leisten durch unsere Batteriespeichersysteme einen aktiven Beitrag zur Energiewende und ermöglichen eine stabile Strominfrastruktur.

Kyon Energy nutzt Speichersysteme im zwei- bis dreistelligen Megawatt-Bereich

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Kyon Energy: Tatsächlich noch nicht wirklich. Batteriespeichersysteme gibt es aktuell hauptsächlich im kleineren Maßstab, beispielsweise für die Heimspeicherung in Verbindung mit PV-Anlagen oder solche für Gewerbebetriebe. Wir skalieren deutlich größer: Unsere Speichersysteme verfügen über Leistungen im zwei- bis dreistelligen Megawatt-Bereich und werden direkt an Netzknotenpunkten angeschlossen. Somit tragen sie netzübergreifend zu dessen Stabilisierung bei. Dieser Markt von Batteriegroßspeichern ist noch sehr jung und extrem dynamisch. Innerhalb kürzester Zeit konnten wir Kyon Energy als einen der Marktführer in Deutschland etablieren. Allein 2022 sind wir für etwa 20 Prozent des Zubaus von ungefähr 500 MW Speicherleistung im gesamten Markt verantwortlich.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Kyon Energy: Die Motivation hinter Kyon Energy war von Anfang an, die Energiewende voranzutreiben. Es ist für uns kaum nachvollziehbar, warum sich die letzten Jahre hier so wenig getan hat. Die aktuellen politischen Entwicklungen zeigen hier eindrucksvoll, wie wichtig es ist, sich auf eine stabile, unabhängige und kostengünstige Energieversorgung verlassen zu können. Das ist letztendlich auch der Grund, warum wir Kyon gegründet haben.

Das Gründerteam hinter Kyon Energy besteht aus Energiewirtschaftsexperte Florian Antwerpen, sowie den beiden Seriengründern Philipp Merk und Adrian Kapsalis. Philipp und Adrian haben vor Kyon Energy bereits das VC-finanzierte Startup Loewi gegründet und erfolgreich verkauft.

„Die wirtschaftlichste Option, um kurzfristig die dringend benötigte Flexibilität in die Netze zu bringen“

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Kyon Energy: Eine große Herausforderung liegt in der Regulatorik des Strommarktes, welche aktuell nicht auf den hohen Zubau an erneuerbaren Energien und Speichern ausgelegt ist. Batteriespeicher sind allerdings aus heutiger Sicht die wirtschaftlichste Option, um kurzfristig die dringend benötigte Flexibilität in die Netze zu bringen. Marktakteuren wird es allerdings regulatorisch sehr schwer gemacht, diese Flexibilität den lokalen Netzen anbieten zu können.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Kyon Energy: Für das kommende Jahr streben wir die europäische Expansion an. In fünf Jahren sind wir europäischer Marktführer in der Entwicklung von Batteriegroßspeichern und haben damit einen wichtigen Impact in Bezug auf den Ausbau und die Nutzung erneuerbarer Energien.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Kyon Energy: Wir sind große Fans der Münchner Startup-Szene. Es gibt kaum einen anderen Standort in Europa, an dem der Zugang zu Talenten und Kapital vergleichbar gehebelt wird, wie in München. Durch die Top-Universitäten, die UnternehmerTUM, sowie Initiativen wie z.B. Manage&More oder CDTM ist unternehmerisches Denken und Handeln oft schon im Studium ein Thema. Das sorgt einerseits für Neugründungen, hilft aber auch bestehenden Startups, gute Leute zu finden und schafft zugleich ein einmaliges Netzwerk. Gleichzeitig gibt es kaum eine Stadt mit einer höheren Lebensqualität – die Verbindung aus Startup-Kultur, Natur und Biergarten ist dann doch einmalig.

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?

Kyon Energy: Langer Atem. Anders funktioniert es sowieso nicht. Ein nachhaltig funktionierendes Unternehmen aufzubauen ist unserer Meinung nach nur mit einer langfristigen Perspektive möglich.