Sub Capitals: KI-basierte Investmentstrategie

Das Münchner Fintech Sub Capitals wurde 2017 gegründet, und bietet seinen KundInnen eine automatisierte, auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende Investmentstrategie. Seit unserem letzten Interview 2020 ist viel passiert. Die beiden Gründer Franz Liebermann und Marius Siegert geben uns ein Update.

Munich Startup: Als wir das letzte Mal gesprochen haben, habt Ihr gesagt, dass Sub Capitals mehr Gleichberechtigung an den Finanzmärkten erreichen will und investieren mit KI sich etablieren soll. Konntet Ihr dieses Ziel erreichen?

Franz Liebermann, Sub Capitals: Ich würde sagen: Ja, zum Teil. Der Weg zu mehr Gleichberechtigung ist lang, auch auf den Finanzmärkten. Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass wir mit unserem Start einen wichtigen Grundstein dafür gelegt haben. Denn wir haben die Einstiegshürde, um mit KI zu investieren, von mehreren Millionen auf 100 Euro gesenkt. Jetzt wird Schritt für Schritt mehr Chancengleichheit in den Markt gebracht, weil Privatanleger Zugang zu einer Anlageklasse haben, die ihnen bisher verschlossen war. Etabliert ist diese Art des Investierens damit noch lange nicht. Aber es ist ein Anfang.

„Vertrauen der Branche gewonnen“

Munich Startup: Welche Hindernisse sind Euch auf dem Weg dahin begegnet?

Marius Siegert, Sub Capitals: Die wohl größte Herausforderung eines jeden Startups ist unserer Meinung nach der so genannte „Product Market Fit“, den wir im letzten Jahr bei der Markteinführung einer neuen Fintech-App am eigenen Leib erfahren durften. Das Problem war nicht das Produkt an sich, sondern die Finanzierung einer App in unsicheren Zeiten mit irrsinnig hohen Kundenakquisitionskosten, den sogenannten CAC.

Es hat auch eine Weile gedauert, bis wir das Vertrauen der Branche gewonnen haben. Aber nach 30 Monaten Live-Handel am Finanzmarkt mit KI konnten wir beweisen, dass wir keine Eintagsfliege sind. Heute werden wir als vertrauenswürdiges Finanztechnologieunternehmen wahrgenommen und das öffnet einige Türen. Aber Vertrauen, gerade in der Finanzbranche, braucht immer Zeit. Das war ein großes Learning.

Munich Startup: Wie hat sich Eure Lösung weiterentwickelt?

Franz Liebermann: Die Antwort spiegelt sich ein bisschen im ersten Teil unserer Antwort mit den Hindernissen. Nachdem wir entschieden haben, die App einzustellen, war für uns klar: Nicht in jedem Markt ist die Disruption der beste Weg. Oft muss man, wie am Kapitalmarkt, die bestehende Infrastruktur transformieren und nicht neu erfinden. So ist es in der Branche ein sehr zielführendes Vorgehen mit einem Ansatz zu arbeiten, der sich „Embedded Finance“ nennt.

Sub Capitals: Markteintritt mit KI-Zertifikat

Wir bei Sub Capitals bilden mittlerweile die gesamte Wertschöpfungskette von Data Science bzw. KI im Asset Management ab. Beginnend bei den Daten, mit denen wiederum die KI-Modelle trainiert werden, bis hin zu den fertigen Handelsstrategien, basierend auf den KI-Modellen. Die KI-basierten Handelsstrategien, die wir jetzt mit dem Emittenten unserer Produkte – der UBS – aufsetzen, sind damit nur das obere Ende des ganzen Prozesses. Neben dem Launch unseres KI-Zertifikats mit der UBS arbeiten wir aktuell daran, die gesamte Wertschöpfungskette bei Finanzinstituten in verschiedenen Bereichen über eine Plattform für institutionelle Kunden zur Verfügung zu stellen. Wir haben bereits zahlreiche Anfragen von interessierten Kunden und erste Plattform-Projekte, um die Handelsstrategien mit Machine Learning auf den Stand der Technik zu bringen.

Konkret muss nun mit dem Produktlaunch mit der UBS als Emittent keine App mehr gedownloadet werden, sondern jede Anlegerin und jeder Anleger kann unser Produkt über den eigenen Broker kaufen (WKN: UBS5C2). Die Kunden betten damit ein Wertpapier in ihr Portfolio ein, das mit KI investiert. Wir nutzen also die bestehende „Infrastruktur“ des Kunden, ganz im Sinne der “Embedded Finance”. Gehandelt werden kann das Produkt, das die Wertentwicklung der KI widerspiegelt, über die Börse Frankfurt und Stuttgart oder direkt mit UBS. Wir managen also nicht mehr das gesamte Portfolio, wie zuvor in der App geplant, sondern nur noch einen vom Kunden klar definierten Teil und können so das Portfolio weiter diversifizieren, da die KI unabhängig vom Gesamtmarkt agieren kann.

Mehr Augenmerk aufs Personalmanagement

Munich Startup: Und wie sieht es finanziell bei Euch aus?

Marius Siegert: Wir Gründer investieren unsere Zeit wie auch die Ersparnisse, die übrig bleiben, zu einem großen Teil in Sub Capitals. Ebenso werden wir mindestens 50% unserer privaten Portfolios in unser neues KI-Zertifikat investieren. Nicht die optimale Diversifikation, aber wir sind von unserem Ansatz überzeugt.

Wenn die Frage mehr in Richtung der Liquidität von Sub Capitals ging, so sind wir derzeit sehr gut finanziert und haben für die strategische Ausrichtung in der Szene sehr bekannte Investoren.

Munich Startup: Welche Learnings konntet Ihr im Gründerteam bisher mitnehmen?

Franz Liebermann: Unser Motto seit 2017 und auch bei der Entwicklung von KI ist trial and error. Nur so konnten wir in einem so schnell wachsenden Bereich immer auf dem neusten Stand der Anwendungen und Forschungsveröffentlichungen sein. Das Gleiche gilt aber nicht für den Aufbau des Unternehmens an sich. Wir haben mittlerweile eine Größe erreicht, wo wir Verantwortung für unsere Mitarbeitenden übernehmen und Finanzierungsrunden und Arbeitsbeginne sehr gut timen müssen. Denn auch wir hatten leider Lay-Offs in 2022 im Rahmen des Pivots zur App. Und das soll uns nicht noch einmal passieren.

Nächster Meilenstein: Lösung für institutionelle Kunden

Munich Startup: Welche Rolle spielte das Münchner Ökosystem auf Eurem bisherigen Weg?

Marius Siegert: Wir sehen uns als ein sehr universitätsnahes Spin-off der TU München und der Hochschule München. Nicht nur, weil der Großteil des Teams von diesen Universitäten kommt. Sondern auch weil uns die Startup-Förderprogramme des SCE und der UnternehmerTUM für die ersten Jahre nach Start sehr weit gebracht haben. Alles in allem fühlen wir uns mit der hohen Dichte an Asset Managern hier in München sehr wohl und laden alle immer wieder herzlich zu uns ins Werk1 auf einen Kaffee ein.

Munich Startup: Auf welche Milestones arbeitet Ihr als nächstes hin?

Franz Liebermann: Wir arbeiten, wie schon erwähnt, an einer Lösung, um institutionelle Investoren mit veralteter Infrastruktur und geringer Datennutzung mit KI im Investmentprozess zu ergänzen und das Ganze zu einer Plattformlösung für KI im Asset Management auszubauen. Dafür haben wir bereits erste Partner. Allerdings möchten wir uns zunächst auf unseren Markteintritt mit unserem KI-Zertifikat konzentrieren und sind damit unserem Ziel nun zunächst ein Stück nähergekommen: mehr Gleichberechtigung an den Finanzmärkten.