Das Gründerteam von Code Gaia (v.l.n.r.): Niklas Schönstein, Markus Adler und Till Kundrun.
Foto: Code Gaia

Code Gaia: Lösung für Nachhaltigkeitsmanagement

Durch eine neue europäische Richtlinie wird der Nachhaltigkeitsbericht für viele Unternehmen verpflichtend – auch für viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Code Gaia will mit seiner Software-as-a-Service-Lösung diese Unternehmen in ihrem Nachhaltigkeitsmanagement unterstützen. Wie genau, das erklärt uns Markus Adler, einer der Gründer, im Interview.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Markus Adler, Code Gaia: Die Nachhaltigkeitsberichtspflicht kommt für viele Unternehmen ab 2024. Bis spätestens 2030 wird sie fast alle Unternehmen und auch Selbstständige betreffen. Wir von Code Gaia vereinfachen das Nachhaltigkeitsmanagement für Unternehmen mittels Software – quasi Sustainability-as-a-Service. Unsere KundInnen können innerhalb von nur vier Stunden alle relevanten Daten ins Code-Gaia-Portal laden und einen ersten Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Unsere Automatisierungsprozesse vermeiden ein Excel-Chaos, da verschiedene Datenquellen, wie Eingangsrechnungen und smarte Fragebögen direkt von der Software integriert werden. Das spart jede Menge Zeit. Wir unterstützen unsere KundInnen natürlich bei diesen ersten Schritten mit unseren individuellen NachhaltigkeitsexpertInnen – von der Erstellung des personalisierten Nachhaltigkeitsdashboards sowie der Definition der gewünschten Nachhaltigkeitsziele, des Berichts- bzw. Analyseumfangs und den Berichtszeitraum.

Die Unternehmen erhalten ihren Nachhaltigkeits-Status-quo dann übersichtlich in einem Dashboard und nach anerkannten Standards in Kennzahlen aufbereitet, sodass sie auch zu den Anforderungen ihrer Stakeholder passen. Über das Dashboard können die Nachhaltigkeits-Reports mit einem Klick auch direkt gedownloadet werden – zum Beispiel als Factsheets oder ESG-Report. Zudem bieten wir auch eine Optimierungslösung an, die direkt im Tool integriert und datenbasiert ist – ohne teure Tagessätze.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Markus Adler: Ja, auch andere Anbieter haben Lösungen, um Daten für Nachhaltigkeitsberichte zu zentrieren und daraus ESG-Reportings zu erstellen. Die Software von Code Gaia arbeitet jedoch auch mit einer Künstlichen Intelligenz, die die Prozesse vereinfacht, früher als andere Lösungen in der Datenerhebung startet und beteiligten Personen viel kleinteilige Arbeit abnimmt.

Eigene Erfahrungen mit Nachhaltigkeitsberichten führen zur Gründung

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Markus Adler: Die Idee zu Code Gaia entstand während meiner Zeit im Bankensektor und meiner ersten Gründung. Ich musste damals selbst Nachhaltigkeitsberichte schreiben und habe miterlebt, wie kompliziert, zeitaufwendig und umfangreich eine vollständige Datenerhebung sein kann. Mein Co-Gründer Niklas Schönstein war aber der Überzeugung, dass wir diese Prozesse auch sehr gut automatisieren könnten. Mit Till Kudrun als dritten Co-Gründer haben wir dann 2020 Code Gaia – damals noch unter dem Namen Spenoki – ins Leben gerufen. Zu dem Zeitpunkt war noch nicht klar, wie umfangreich die Berichtspflicht werden würde und wie hoch der daraus resultierende Bedarf nach unserer Lösung sein könnte.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Markus Adler: Für uns war es ein entscheidender Punkt, den Bedarf an Nachhaltigkeitsberichten der Unternehmen mit unserer Vision zu verknüpfen, da ExpertInnen nur die zu erwartende Nachfrage, aber nicht die Vision hinter Code Gaia gesehen haben. Wir glauben daran, dass es unsere Aufgabe ist, die Natur für unsere Nachkommen zu erhalten und wir eine Hebelkraft haben, die wir dafür aktiv einsetzen.

Anderen GründerInnen kann ich nur ans Herz legen, das Produkt klar an eine Vision zu knüpfen und Kritik an dieser ernst zu nehmen. Gleichzeitig sollten sie aber nie den Glauben an das Team und das Geschäftsmodell verlieren. Wir haben es geschafft, Produkt und Vision miteinander zu verknüpfen. So konnten wir in der Pre-Seed-Runde Business Angels von uns überzeugen und waren durch den zusätzlichen Umsatz über Pilotkunden finanziell abgesichert.

Erste Anlaufstelle für KMU

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Markus Adler: Im kommenden Jahr müssen viele Unternehmen erstmalig verpflichtend ihre ESG-Bemühungen reporten. Hier wollen wir für KMU als erste Anlaufstelle bereitstehen. In fünf Jahren werden wir dann die führende ESG-Management- und Reporting-Lösung für KMU in Europa sein. Bis dahin wollen wir 2500 KMU dabei helfen, ihre Prozesse in Sachen Nachhaltigkeitsmanagement wirtschaftlicher zu gestalten, damit die eingesparten Kosten in die Umsetzung von Maßnahmen für eine lebenswerte Zukunft investiert werden können. Diese Vision motiviert mich jeden Tag aufs Neue.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Markus Adler: Erst vor Kurzem ist München zur neuen Startup-Hauptstadt Deutschlands ernannt worden – und das zurecht. Wir bemerken den Startup-Geist an (fast) jeder Ecke in München. Das liegt nicht zuletzt auch an den starken Universitäten und den Programmen sowie Plattformen, die die Entwicklung von Startups fördern. Es ist ein super Netzwerk aus GründerInnen, UnterstützerInnen und InvestorInnen entstanden, das einen wertvollen Austausch der Gründerteams ermöglicht. Hinzukommen wichtige Entwicklungszentren internationaler Tech-Unternehmen wie z. B. von Google. Die gegenseitige Unterstützung steht ganz oben für Münchner GründerInnen und kann in unserem Headquarter im Incubator Werk1 am Ostbahnhof jeden Tag aufs Neue erlebt werden.

Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?

Markus Adler: Sowohl als auch. Wir haben mit Code Gaia zur richtigen Zeit das richtige Produkt entwickelt – keine Frage. Unsere Software wird in den kommenden Jahren viele Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit sehr stark entlasten. Wir sind gleichzeitig aber auch ein Hidden Champion: Denn wie stark Nachhaltigkeitsberichte und ESG-Reportings sie in Zukunft beeinflussen werden, haben viele Unternehmen noch gar nicht auf dem Schirm. Wir sind jedoch da, um Unternehmen zu unterstützen.

Regina Bruckschlögl

Nach eigenen Startup-Erfahrungen blickt sie als Redakteurin von Munich Startup nun aus einer anderen Perspektive auf die Münchner Startup-Szene – und entdeckt dabei jeden Tag, wie vielfältig das Münchner Ökosystem ist. Startup Stories, die erzählt werden wollen!

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