Andauernd auf Zahlen zu starren, macht auf Dauer mutlos und unkreativ. Denn der Anteil der Gründerinnen in Deutschland dümpelt immer noch bei kläglichen 19 Prozent vor sich hin und will einfach nicht ansteigen. Ähnlich düster sieht es bei den weiblichen Business Angels aus: Nur rund 15 Prozent der InvestorInnen, die Startups in der sensiblen Frühphase mit Kapital und Know-how begleiten, sind Frauen – ein Tropfen auf den heißen, männlich dominierten Investmentstein. Und gerade, weil diese Schieflage so offensichtlich ist und sich hartnäckig hält, kämpfen Female Founders, Netzwerke und Verbände unermüdlich weiter.
Im Zuge dieser starren Lücke machen sie vor allem laut und deutlich auf strukturelle Probleme aufmerksam: Fehlendes Kapital, stereotype Investitionsmuster und ungerechte Funding-Mechanismen. Der Weg zur Gleichberechtigung im Gründungsökosystem bleibt steinig – aber der Druck wächst. Das wissen alle längst. Auch wir von Encourage Ventures schlagen in diese Kerbe. Und haben dafür ein entsprechendes Positionspapier auf den Weg gebracht, worin wir auf die dringendsten Handlungsfelder im Startup-Ökosystem hinweisen, wenn es um Gender Equality geht. Wir zeigen beispielsweise auf, wie genau mehr Wagniskapital für Gründerinnen mobilisiert werden kann oder wie es ihnen erleichtert werden kann, überhaupt systematischen Zugang zu Wagniskapitalquellen zu bekommen.
Zaghafter Fortschritt: Mehr Kapital und erste politische Signale
Tatsächlich hat sich trotz übermächtiger Venture-Capital-Strukturen auch schon ein bisschen was in die richtige Richtung bewegt: Seit 2017 hat sich beispielsweise die Anzahl der Risikokapital-Finanzierungen für weiblich geführte Startups fast verdoppelt, das investierte Kapital hat sich sogar vervierfacht. Ein Hoffnungsschimmer, wenn auch auf niedrigem Niveau.
Auch politisch bewegt sich etwas: Der aktuelle Koalitionsvertrag verspricht großzügige Kapitalspritzen für die Wachstumsfinanzierung und kündigt mit „Start-up-in-a-day“ ambitionierte Maßnahmen zum Bürokratieabbau an – zumindest auf dem Papier. Wie schnell aus wohlklingenden Versprechen konkrete Erleichterungen im Förderdickicht werden, bleibt allerdings abzuwarten.
„Mental Fit“ statt nur Geld: Was Startups wirklich stark macht
Trotz dieses Versprechens sollte der große Kapital- und Fördersog Gründerinnen aller Industriefelder nicht darüber hinwegtäuschen, worin der eigentliche, oft unsichtbare Grund liegt, weshalb sie in ihren unternehmerischen Ambitionen ausgebremst werden. Vielen ist immer noch nicht klar: Gesundes Wachstum hängt nicht am Kapital allein. Mentale Stärke ist die unverzichtbare Grundlage für Wachstum und Innovation – das gilt nicht nur für Female Founder, sondern für alle Startups. Was bringt schließlich die überzeugendste Pitchstory, wenn die Gründerin oder der Gründer ins Straucheln gerät – oder im schlimmsten Fall trotz aller Red Flags stur an einer Idee festhält? Gerade in ihre Außenwirkung investieren GründerInnen oft enorm viel Energie, um mit ihrem fortschrittlichen Geschäftsmodell und dem entsprechenden Tech-Stack zu glänzen. Sie tüfteln an digitalen Lösungen und möglichst schnell skalierbaren Use Cases, legen dabei aber häufig auch eine gewisse Unbedarftheit und überoptimistische Planung an den Tag. Kritisches Feedback ist bei solch einem hohen zeitlichen und finanziellen Invest dann oft nicht so gern gesehen. Was hier leicht übersehen wird: Ohne den Mental Fit bleibt auch die brillanteste Vision ein Risk Play – echte Innovation braucht innere Stärke und Resilienz.
Ohne Resilienz kein Wachstum
Damit gerade Gründerinnen sich in solchen Phasen nicht durch mentale Blockaden ausbremsen lassen, brauchen sie ein Sparring mit erfahrenen InvestorInnen, die sich leicht in ihre Situation hineinversetzen, Motivationen und Vorgehensweisen 1:1 nachvollziehen können und situativ Hilfestellung geben. Genau hier setzen wir von Encourage Ventures an.
Den Weg für Gründerinnen ins Unternehmertum zu ebnen, verstehen wir als Gemeinschaftsaufgabe. Jede/r InvestorIn, jede/r MentorIn leistet dabei einen Teil – das ist ein zentraler Bestandteil unserer Mission. Während sich Männer oftmals in vertrauter Runde die großen Deals zuschieben, bauen wir das Fundament – organisatorisch, finanziell und persönlich –, auf dem zukunftsfähige Geschäftsmodelle abheben können.
Und weil nicht selten das fehlende Mindset gesundes Wachstum ausbremst, haben Netzwerke oder Mentoring für uns denselben Stellenwert wie Dealflows, Due Diligence oder Direct Investments. Anders ausgedrückt: Innovation und Investment gehen Hand in Hand mit Kooperation, Transparenz und Verbundenheit. Denn beim dauernden Blick auf das große Ganze übersehen viele sich selbst und ihre eigene Wirkung im Funding-Prozess. Unser Netzwerk aus über 700 weiblichen Business Angels – auch über Deutschland hinaus, etwa in Frankreich und Österreich – versteht unter Netzwerken im Übrigen alles andere als den netten Kaffeeplausch zwischen Gründerin und Investorin.
Kritischer Dialog in der Anfangsphase zahlt sich strategisch aus
Was zählt, ist echter Austausch auf Augenhöhe. Und: Es gibt keine dummen Fragen. Gerade in der frühen Phase brauchen GründerInnen verlässliche Verbindungen, die sich nicht nur menschlich, sondern auch strategisch auszahlen. Ob durch kluges Sparring oder ehrliches Mentoring – die richtigen Impulse zur richtigen Zeit können den entscheidenden Unterschied machen. Doch das gelingt nur mit einem offenen, ungeschönten Dialog – auch über persönliche Themen wie Akzeptanz, Glaubwürdigkeit oder Selbstwert. Denn wer ein Unternehmen führen will, muss nicht nur ein Geschäftsmodell tragen, sondern auch sich selbst.
Solche oder ähnliche Punkte spielen normalerweise in Fundraising-Prozessen eine eher untergeordnete Rolle und kommen daher viel zu kurz. Sie sind aber am Ende nicht selten der Grund dafür, warum es mit der Kapitalerhöhung nicht funktioniert oder GründerInnen sich sogar vom Traum des eigenen Unternehmens ganz verabschieden müssen. Auch ein enges Mentoring hat gerade in der Anfangsphase, in der GründerInnen häufig noch sehr unsicher sind, viele Vorteile.
Vertrauen als Basis für gesundes Wachstum
Im Kern geht es darum, ein echtes Vertrauensverhältnis aufzubauen – frei von falschen Vorstellungen oder unausgesprochenen Vorbehalten. Dieses Vertrauen ist das Fundament für jede erfolgreiche Zusammenarbeit. Dafür braucht es Offenheit auf beiden Seiten: Die Bereitschaft, sich wirklich aufeinander einzulassen, kritische Erfolgsfaktoren frühzeitig auf den Tisch zu legen, unterschiedliche Perspektiven auf Markt und Lösungsansätze auszutauschen – und vor allem: zuzuhören und voneinander zu lernen.
Ob als MentorIn oder InvestorIn: Je besser wir die Erwartungen, Ziele und Denkweisen unserer Mentees und GründerInnen verstehen, desto wirksamer können wir unser Insiderwissen einsetzen. Dann öffnen sich Türen – zu Anschlussfinanzierungen durch VCs oder Family Offices, zu ersten Lighthouse-Projekten, zu strategischen Partnerschaften. Und wir können dabei helfen, Geschäftsmodelle auf Herz und Rentabilität zu prüfen – bevor es der Markt tut.
Es geht auch um den gesellschaftlichen Impact
Dieser intensive Austausch gibt Business Angels nicht nur ein Gefühl dafür, wie viel Potenzial in der Idee steckt – und ob ein Investment in Frage kommt. Vielmehr erlaubt er eine tiefere Einschätzung: Reichen fachliche Kompetenz und persönliche Stärke aus, um mit Überzeugung und Selbstvertrauen für das eigene Vorhaben einzustehen? Genau diese Haltung macht in jeder Finanzierungsrunde den entscheidenden Unterschied. GründerInnen profitieren dabei doppelt – denn erfahrene InvestorInnen bringen nicht nur Kapital, sondern auch Motivation mit: Ökonomisch, aber ebenso oft getragen von hedonistischen oder altruistischen Beweggründen. Es geht ums Business – und immer stärker auch um den gesellschaftlichen Impact.
Female Invests als Gemeinschaftsaufgabe
Gerade Startups mit erkennbarem Social Impact haben hier besonders gute Chancen. Denn was wir brauchen, ist echte Verbundenheit – zwischen allen AkteurInnen im Startup-Ökosystem. Ein intensives Miteinander entfacht Motivation, schafft kreative Räume, in denen Ideen, Minimum Viable Products (MVPs) und Geschäftsmodelle entstehen – und manchmal auch wieder verworfen werden dürfen.
Große Projekte und nachhaltige Veränderungen gelingen nur, wenn Gleichgesinnte gemeinsam anpacken und andere mitziehen. Ob es um mentale Stärke gegen das Female-Investment-Gap geht oder darum, Kapitalvergabe an Gründerinnen endlich zur Selbstverständlichkeit zu machen – genau diese Art der Zusammenarbeit macht den Unterschied. Für Encourage Ventures ist sie einer der zentralen Schlüssel: Zur Stärkung von Innovationskraft in Krisenzeiten und zur Förderung echter Team-Diversität im Ökosystem.