"Wir vernetzen, bilden und befähigen die Innovatorinnen und Innovatoren von morgen."
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CDTM: Wie München Europas Innovationsführende ausbildet

Wie wird man zur Innovationsführerin von morgen? Beim Center for Digital Technology and Management (CDTM) treffen innovative Köpfe auf exzellente Lehre, echte Praxisprojekte und ein internationales Netzwerk. An diesem Münchner Innovationszentrum entstehen zahlreiche erfolgreiche Startups. Wie die Studierenden ausgebildet werden? Bottom-up, praxisnah und interdisziplinär. Einen Einblick in die Ausbildung am CDTM gibt Samuel Valenzuela, Teil des Management-Teams des CDTM. Das Interview ist der Auftakt zu einer Artikel-Reihe zum CDTM.

Munich Startup: Was ist das CDTM?

Samuel Valenzuela, CDTM: Lange Zeit wurde das CDTM einfach als gemeinsame Institution von TUM und LMU definiert, die Innovatorinnen und Innovatoren von morgen vernetzt, ausbildet und befähigt. 27 Jahre nach der Gründung ist das CDTM jedoch komplexer geworden: Um die Jahrtausendwende erkannten TU und LMU die Chance, traditionelle Hochschulbildung durch interdisziplinäre, projektbasierte Lehre zu ergänzen. Das CDTM ging also an den Start, um Studierende mit den nötigen Werkzeugen für den Umgang mit neuen Technologien auszustatten, wurde als Elitestudiengang im Elitenetzwerk Bayern (ENB) aufgenommen und wird zu etwas mehr als der Hälfte durch die Universitäten finanziert, unterstützt vom ENB. Die andere Hälfte der Finanzierung stammt aus projektbasierten Industrie- bzw. Hochschulkooperationen.

Im Kern bietet das CDTM ein Zusatzstudium im Bereich Technology Management. Mit einer Aufnahmequote von rund fünf Prozent erhalten nur die begabtesten und engagiertesten Studierenden die Möglichkeit, an dem Studienprogramm teilzunehmen und im Rahmen dessen reale Herausforderungen von Unternehmen anzugehen. Das CDTM hat sich zu einer lebendigen Community mit über 1.000 Alumni entwickelt und ist mittlerweile auch in Spanien aktiv. Ziel ist es, das führende Innovationsprogramm in Europa zu werden. Was ist CDTM also heute? Das CDTM ist ein Studienprogramm, eine Gemeinschaft, ein Förderverein, ein europäisches Netzwerk und wurde zuletzt auch durch ein Investitionsinstrument ergänzt. Müsste man das CDTM jedoch auf ein einziges Substantiv herunterbrechen, würde „Gemeinschaft“ oder auch „Community“ übrig bleiben: Das Besondere am CDTM ist die Zusammensetzung bemerkenswerter Menschen, die den Status quo in Frage stellen und sich gegenseitig dabei unterstützen, ihre Ideen jeglicher Art zum Leben zu erwecken.

Studentisches Engagement trifft auf agile Struktur

Munich Startup: Was macht das CDTM so einzigartig?

Samuel Valenzuela: Einzigartig am CDTM ist seine Bottom-up-Struktur. Der Aufbau des Studienprogramms und der Community ging von Anfang an maßgeblich von der Studierendenschaft aus. Wer ins Programm aufgenommen wird, übernimmt sofort Verantwortung. Alle Studierenden werden einer sogenannten „Taskforce“ zugeteilt, die operative Bereiche wie „Marketing“, „Community Building“, „Infrastruktur“ oder „Onboarding“ eigenständig betreut. Jede Person bringt eigene Perspektiven ein und gestaltet das CDTM aktiv mit.

Die Taskforces werden vom Management Team des CDTM koordiniert, das aus Promovierenden besteht. Diese leiten die Bildungs- und Betriebsaktivitäten des Centers und sind durch ihre enge Zusammenarbeit mit den Studierenden schnell in der Lage, Entscheidungen zu treffen. Das Management Team wird durch zwei Strukturen unterstützt: Das „Board of Professors“ berät bei strategischen Entscheidungen, während der Alumni-Förderverein zusätzliche ideelle und finanzielle Ressourcen, etwa für Stipendien, bereitstellt.

Das CDTM: Ein interdisziplinäres, karriereoffenes, impact-orientiertes Bildungsprogramm

Munich Startup: Was ist der Fokus Eures Programms und wie integriert Ihr aktuelle Tech-Trends?

Samuel Valenzuela: Wir haben eine klare Mission: Wir vernetzen, bilden und befähigen die Innovatorinnen und Innovatoren von morgen. Wir lehren Innovations- und Führungskompetenzen interdisziplinär und ganzheitlich. Zwar liegt der Fokus auf Digitalisierung und Technologie, doch wahre Innovation entsteht an den Schnittstellen verschiedener Disziplinen.

Das CDTM ist bekannt für seinen unternehmerischen Einfluss: Rund 20 Prozent aller deutschen Unicorns wurden von Alumni mitbegründet – bei nur etwa 50 neuen Studierenden jährlich. Oft mit Startup-Förderung verwechselt, sind wir kein Inkubator, sondern ein karriereoffenes, impact-orientiertes Bildungsprogramm. Unser Ziel ist es, Studierende dort zu befähigen, Innovation voranzutreiben, wo sie das größte Potenzial für Veränderung sehen – sei es in Startups, Konzernen, Forschung, NGOs oder der Politik.

Kern des CDTM ist unsere interdisziplinäre Community. Studierende aus unterschiedlichsten Disziplinen lernen voneinander und miteinander, arbeiten an realen Herausforderungen und entwickeln konkrete Lösungen. Darüber hinaus bieten wir wöchentliche Events und Diskussionen zu Themen wie Gründermentalität oder innovativer Forschung an. Aktuelle Technologietrends integrieren wir gezielt durch projektbasiertes Lernen, Wahlkurse, Hackathons und weitere Initiativen, die von unseren Studierenden angestoßen werden.

Munich Startup: Wie stellt Ihr Praxisnähe sicher?

Samuel Valenzuela: Um eine praxisnahe Lernerfahrung zu gewährleisten, wählen wir (Industrie-)Partner aus, deren Projekte konkrete Ergebnisse erfordern und den Studierenden gleichzeitig die Freiheit geben, den gesamten Innovationsprozess zu durchlaufen – von der Problemanalyse und Ideenfindung bis hin zur Lösungsentwicklung. Jede Projektphase wird durch gezielte, lösungsorientierte Workshops unterstützt, die stets den praktischen Nutzen in den Vordergrund stellen.

Internationale Perspektiven als Chance zum Wachstum

Munich Startup: Welche Bedeutung hat der Auslandsaufenthalt für Euch?

Samuel Valenzuela: Früher war ein Auslandsaufenthalt Voraussetzung für den Abschluss am CDTM, heute bieten die aktuellen Regelungen mehr Flexibilität. Dennoch bleibt internationale Erfahrung ein wichtiger Teil unserer Kultur, um neugierige und global denkende Persönlichkeiten zu fördern. Ein Aufenthalt im Ausland erweitert den Horizont, fördert neue Perspektiven und hilft, unterschiedliche Kollaborationsstile, Technologien und Denkweisen kennenzulernen.

Wir haben Partnerschaften mit führenden Institutionen wie zum Beispiel mit der UC Berkeley, die unseren Studierenden große Chancen bieten. Gleichzeitig unterstützen wir studentische Initiativen und ermutigen, eigene Ziele zu verfolgen. Viele unserer Alumni arbeiten weltweit an Spitzenuniversitäten, in Startups oder bei VCs und bieten unseren Studierenden Mentoring sowie lokale Kontakte. So entsteht ein starkes, informelles Netzwerk, das den Auslandsaufenthalt bereichert. Für uns ist der Auslandsaufenthalt eine Chance zum Wachstum und für wertvolle Einblicke, die in die CDTM-Community zurückfließen.

Munich Startup: Was bietet Ihr über das Curriculum hinaus?

Samuel Valenzuela: Zusätzlich zu unserem Kerncurriculum haben wir regelmäßig Electives, die unterschiedlichste Themen betreffen. Diese Themen sind von der Community für die Community und beinhalten alles von Self-Leadership über Meditation bis hin zu Brain Computer Interfaces und Carbon Dioxide Removal. In der Community laufen unterdessen so viele dezentrale Initiativen, dass es manchmal schwer ist, zu allen Themen up-to-date zu sein. Es gibt Roundtables, Initiativen, Sportgruppen, Hackathons und mehr.

Munich Startup: Ihr nehmt pro Batch nur 25 Leute auf. Wie trefft Ihr die Auswahl?

Samuel Valenzuela: Wir haben einen zweistufigen Bewerbungsprozess, in dem zunächst durch den Lebenslauf und anschließend durch Auswahlgespräche die Qualifikationen sowie der persönliche Fit der Bewerbenden evaluiert werden. Im Laufe der Jahre haben wir identifizieren können, welche Faktoren besonders wichtig für eine starke und interdisziplinäre Klassenzusammensetzung sind.

Je mehr man sich einbringt, desto mehr nimmt man mit

Munich Startup: Warum ist das CDTM trotz des hohen Workloads so attraktiv?

Samuel Valenzuela: Am CDTM gibt es eine bewährte Grundregel: Je mehr man sich einbringt, desto mehr nimmt man aus der Erfahrung mit. Der hohe Workload ist ein zentraler Bestandteil des Programms, denn er zeigt unseren Studierenden, wie viel sie in kurzer Zeit erreichen können. Dass so viele diesen Einsatz bereitwillig leisten, spricht für das Engagement der jungen Generation für Innovation.

Munich Startup: Ihr habt keinen „offiziellen“ Startup-Fokus im Programm. Wie kommt es dazu, dass so viele Alumni erfolgreiche Unternehmen gegründet haben?

Samuel Valenzuela: Die Menschen, die wir im Center begleiten dürfen, gehören zu genau denen, die mit viel Drive, Ambition, Durchhaltevermögen und Passion ihre Themen verfolgen. Das, was ihnen dabei noch fehlt, kommt durch unsere Community und Kursinhalte hinzu und hilft ihnen, Selbstwirksamkeit zu entwickeln. In der Vergangenheit hat genau diese Mischung viele unserer „Centerlings“ in Richtung Entrepreneurship inspiriert. Heute ist es so, dass das CDTM für Entrepreneurship bekannt ist. Einige Studierende bewerben sich also schon genau mit dem Thema im Hinterkopf.

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