Zwischenbilanz: Was bringen E-Scooter?

Wie komme ich von A nach B? Großstädter haben bei Fortbewegungsmitteln die Qual der Wahl. Im Juni ist mit dem E-Scooter eine weitere Option hinzugekommen und konnte sich seitdem gut etablieren, wie eine aktuelle Befragung zeigt.

Seit fünf Monaten sind E-Scooter auf deutschen Straßen zugelassen. Viel wurde im Vorfeld über Sinn, Unsinn und Gefahren der elektrischen Tretroller diskutiert. Anfang September gaben mehr als jeder Dritte in einer Yougov-Umfrage an, als Fußgänger Angst vor E-Scootern zu haben — der Höchstwert unter allen Verkehrsmitteln.

Abseits subjektiver Empfindungen versucht nun eine Befragung der Unternehmensberatung ‚The Nunatak Group‘ Licht in die tatsächliche Nutzung von E-Scootern zu bringen. Im Rahmen seiner Studie ‚New Urban Mobility‘ befragte das Unternehmen je 250 Menschen in Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt zu ihrem Mobilitätsverhalten.

E-Scooter bei den Jüngeren besonders beliebt

Den Spitzenplatz unter den von den Befragten genutzten Mobilitätsangeboten belegt Car-Sharing von Dienstleistern wie Share Now, Flinkster und Sixt Share mit 30 Prozent. Dahinter folgt Bike-Sharing mit 21 Prozent, wie es die MVG und die Bahn anbieten. 18 Prozent nutzen derzeit geteilte E-Scooter. Ride-Hailing (z.B. Reach Now, Uber Pop) und Ride-Pooling (z.B. Isartiger, Clevershuttle) sind etwa gleichauf bei knapp 16 Prozent. Das Sharing von klassischen (E-)Rollern belegt mit 9 Prozent den abgeschlagenen sechsten Platz.

Wenig überraschend werden E-Scooter von jüngeren Befragten deutlich häufiger genutzt als von älteren: Bei den 18-25-Jährigen fahren 43 Prozent mit den Elektrorollern, 29 Prozent der 26-35-Jährigen, 19 Prozent der 36-45-Jährigen, 9 Prozent der 46-55-Jährigen und nur 4 Prozent derer zwischen 56 und 65 Jahren.

E-Scooter-Kunden sind darüber hinaus am treuesten. Mehr als jeder vierte Nutzer der Tretroller fährt mehrmals die Woche mit ihnen. Beim Carsharing liegt dieser Wert gerade einmal bei etwas mehr als 10 Prozent. Dies könnte sich mit dem starken Interesse junger Kunden an E-Tretrollern und deren generell überdurchschnittlicher Nutzung von Share-Dienstleistern zusammenhängen.

Verdrängen E-Scooter die Öffentlichen?

Ein anderes Ergebnis ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker der insgesamt über 30.000 E-Scooter, die in deutschen Städten auf Kunden warten: Am häufigsten ersetzen Fahrten mit dem E-Scooter die öffentlichen Verkehrsmittel, Fußwege und Fahrten mit dem eigenen Fahrrad. Immerhin jeder Fünfte gibt jedoch an, für die Nutzung eines E-Scooters schon das eigene Auto stehengelassen zu haben.

Münchner wollen bessere Öffis, mehr Radwege — und eine City-Maut

Die Studienteilnehmer hatten die Gelegenheit, sich zu überlegen, welche drei Maßnahmen sie treffen würden, wären sie Bürgermeister für Verkehr in ihrer Stadt. 63 Prozent würden den öffentlichen Nahverkehr verbessern. Der Initiator der Studie Jérôme Nonnenmacher von Nunatak hat Munich Startup zusätzlich exklusiv Ergebnisse der Münchner Befragten zur Verfügung gestellt. Diese zeigen sich mit 61 Prozent etwas zufriedener mit den Öffentlichen. Auf dem zweiten Platz der Wunschliste rangieren mit 57 Prozent unter allen Befragten und 51 Prozent unter den Münchnern bessere Radwege. Auf dem dritten Rang in Deutschland (22 Prozent) und dem fünften in München (20 Prozent) folgt der Wunsch nach mehr Ladesäulen für Elektroautos. Wichtiger noch ist den Münchnern eine City-Maut (24 Prozent) und die Umwandlung von Parkplätzen in Grünflächen (20 Prozent). Beide Punkte werden mutmaßlich wegen des hohen Verkehrsaufkommens in der bayerischen Landeshauptstadt deutlich stärker nachgefragt als unter allen Befragten mit 18 und 19 Prozent.

Auch bei der Wahl der Mobilitätsdienste gibt es Unterschiede zwischen den Ergebnissen aus München und ganz Deutschland. So nutzen Münchner mit 16 Prozent deutlich seltener Bike-Sharing als der deutsche Durchschnitt. Und auch unter den Kunden von Bike-Sharing-Angeboten nutzen nur 7,5 Prozent diese mehrmals wöchentlich. Bundesweit liegt dieser Wert doppelt so hoch. Die Studie gibt allerdings keine Auskunft über die Gründe für die schwache Nachfrage nach geteilten Fahrrädern in München.