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„Eine Konferenz zum über den Tellerrand blicken“ — Das Fazit zur SXSW 2018

Drei Tage SXSW liegen hinter mir und es ist an der Zeit, ein Fazit zu ziehen. Dafür habe ich mich bei einigen anderen bayerischen Teilnehmern umgehört. Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Wurden Erwartungen erfüllt? Und was hat sie überrascht?

Die letzten Tage durfte ich mit einer Gruppe deutscher Teilnehmer, größtenteils aus München und Bayern, im Innovation Camp etwas außerhalb des Stadtzentrums von Austin verbringen. Hier haben die Organisatoren Lisa Kohl und Florian Bergmann mehrere Airbnb-Häuser in einer ganz gewöhnlichen Nachbarschaft gemietet. Es hat sich eine Gruppendynamik entwickelt, die von den Teilnehmern als besonders gewinnbringend eingestuft wurde. Mit einigen von ihnen habe ich gesprochen, inwiefern ihre Erwartungen erfüllt wurden und wie sie die SXSW für sich persönlich einordnen.

„Eine Konferenz über die ganze Welt“

Andreas Zeitler, Gründer und CEO von Vuframe (Regensburg)

„Ich bin eigentlich mit wenig Erwartungshaltung hergekommen, weil ich sehr spontan zur Gruppe hinzugestoßen bin. Ich habe es aber bisher als sehr interessant empfunden, weil man sowohl in Themen eintauchen kann, die den eigenen Arbeitsalltag betreffen, in meinem Fall sind das Technologien wie VR und AR, mit denen ich mich täglich beschäftige, als auch komplett neue Themen. Ich war zum Beispiel bei einem Vortrag der NASA zum Thema „Entdecken neuer Planeten“, was einfach komplett neue Einblicke gibt. Das war für mich auf jeden Fall ein unerwartetes Highlight. (…) Ich mag es, in fremde Fachbereiche reinzuschauen und dazu gibt es hier unglaublich viele Möglichkeiten. Das besondere an der SXSW im Vergleich zu anderen Konferenzen ist, dass sie nicht fachbezogen ist, sondern eigentlich eine Konferenz über die ganze Welt, die sämtliche Themen abdeckt von Technologie zu Gesellschaft und Kultur und Politik. Einfach eine Konferenz für wirklich jeden. Ich würde auf jeden Fall wieder hierherfahren.“



Robin Hartmann, Projektleiter Bereich Games im WERK1 (München)

„Das ist meine erste SXSW, ich bin mit sehr offenen Erwartungen hergekommen, da ich die Reise sehr kurzfristig geplant habe. Für mich war aber von Anfang an klar, dass ich mit Lisa und Flo ins Village gehe, um Teil der Gruppe zu sein, weil ich schon auf anderen Reisen die Erfahrung gemacht habe, dass eine Gruppendynamik in diesem Kontext fantastisch ist. Man lernt alle Teilnehmer kennen und die Kontakte, die man hier knüpft helfen einem später immer wieder. Jedem, der die Gelegenheit hat, kann ich nur empfehlen, mal an so etwas teilzunehmen.

Ich hatte keine großen Erwartungen an die SXSW. Ich habe nur immer wieder gehört, dass es cool sein soll. Mir war klar, dass der Games-Bereich hier noch nicht so ausgereift ist wie auf einer GDC (Anm. d. Red.: Game Developers Conference), die jetzt nächste Woche in San Francisco startet. Wir haben hier in Austin zwei Veranstaltungen, einmal eine Release Party von Travian Games und ein Games Dinner, wo sich bayerische und Games-Unternehmer aus Austin zusammensetzen und connecten. Auch der Münchner Bürgermeister Josef Schmid ist mit dabei, das ist ziemlich cool. Mal sehen, inwiefern man hier Kooperationen noch ausbauen kann.

„Fear of missing out is real here“

Zum Inhalt der Konferenz: Die SXSW ist für mich ein Event zum über den Tellerrand schauen. Vor allem in den ersten Tagen habe ich nicht viel Spezifisches zu meinem eigenen Thema gefunden, was sehr verrückt ist, weil Du hier so unglaublich viele Themen parallel hast. Fear of missing out is real here. Man kann wirklich auf gar keinen Fall alles mitkriegen. Man kann versuchen, sich ein paar Highlights zu setzen, man sollte sich aber auch immer Alternativen überlegen, weil die Schlangen teilweise riesig sind und auch die Wege zwischen den einzelnen Locations lang sein können. (…)

Ich habe vor allem etwas aus Themen herausgezogen, die gar nichts mit meinem Hauptbereich zu tun haben. Zum Beispiel fand ich einen NASA-Talk total spannend, wo ich etwas über Quanten-Computing erfahren konnte, außerdem über Bereiche von Blockchain, gefühlt jeder dritte Talk hier. Gleichzeitig ist es spannend zu schauen, wie sich Unternehmen hier präsentieren. Worauf legen sie gerade Wert? In welche Richtung gehen Trends? Wie werden gerade Gespräche geführt? Ich finde es sehr faszinierend, dass das alles über die ganze Stadt verteilt stattfindet. Ich kann mir hier viele Eventformate abschauen und Learnings mitnehmen über die Art wie hier über Themen gesprochen wird. Und wie schon gesagt: Einfach über den Tellerrand hinausschauen. Meine Empfehlung ist definitiv, hier mit einem klaren Ziel herzukommen. Auch wenn das klare Ziel ist, über den Horizont zu schauen. Sich einfach nur treiben lassen, wie ich es hier von anderen mitbekommen habe, finde ich nicht so gut, weil ich denke, dass man dann noch mehr Probleme bekommt, sich auf Dinge zu fokussieren und am Ende alles verpasst.“



Saskia Aicher, Head of Brand Activation, Häberlein & Mauerer (München)

„Ich habe immer nur mitbekommen, wie begeistert die Leute von der SXSW zurückkamen in den letzten Jahren und habe mir deswegen gedacht, dass ich mir das auch unbedingt mal ansehen will. Meine Erwartung war, dass die Themen sehr spannend und inspirierend sein würden, dachte aber zunächst, es wäre ein bisschen mehr wie eine Art Messe, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sich die Action wirklich über die ganze Stadt verteilt. Das ist total überwältigend, wenn man hier ankommt. Deswegen wollte ich mich erst mal einfach treiben lassen und gucken, was passiert. Ich finde es wirklich extrem spannend und inspirierend hier. Ich denke es ist wichtig, dass man sich nicht nur die Themen anschaut, in denen man sich gut auskennt. Sich zum Beispiel auf einen Talk wie den mit Melinda Gates einzulassen oder einfach allgemein auf Themen, die einem im täglichen Leben nicht ständig begleiten, fand ich sehr cool und nehme das auch als Learning mit: offen bleiben für neue bzw. unbekannte Dinge. Zur SXSW würde ich im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder fahren.“

Für mich persönlich war die Konferenz eine unheimlich spannende und inspirierende Erfahrung, die ich nur jedem wärmstens empfehlen kann. Denn thematisch kommt hier wirklich jeder auf seine Kosten und die Art und Weise wie Themen aufbereitet und präsentiert werden, in einem unglaublich coolen Setting, das die Stadt Austin bietet, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe, ist mehr als beeindruckend. In diesem Sinne: Thank you, Austin! Keep it weird!


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