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Tech Trends und Horrorszenarien: Tag 3 auf der SXSW

Der dritte Tag auf der SXSW hat wieder einige spannende Programmpunkte im Angebot. Am begehrtesten ist wohl der Auftritt von Tesla-Chef Elon Musk, der zur Q&A-Session lädt. Und wieder einmal steht man vor der schwierigen Aufgabe, sich für diverse Veranstaltungen und damit gleichzeitig gegen andere zu entscheiden.

Nachdem ich die letzten beiden Tage jeweils die Modelle „Planung“ und „treiben lassen“ ausprobiert und miteinander verglichen habe, habe ich mich heute eindeutig wieder für Planung entschieden. Nicht übertrieben, aber ein paar Eckpfeiler sollte man sich bei dem umfangreichen Programm schon setzen.

Die Zeit der Smartphones ist vorbei

So geht es um 11 Uhr zu Amy Webbs „2018 Emerging Tech Trends Report“. Die Gründerin des „Future Today Institute“ ist eine renommierte Autorin, die Zukunftsthemen und -trends identifiziert und in besagtem Report zusammenfasst. Sämtliche Erkenntnisse, das betont sie gleich zu Beginn ihres Vortrags, teilt sie kostenlos mit der Welt. Denn ihre Intention ist in erster Linie, dass Trends nicht verschlafen werden.

Sie macht gleichzeitig darauf aufmerksam: Nicht alles, was trendy ist, ist ein Trend. In ihrer sehr gehaltvollen und beeindruckenden Präsentation pickt sie ein paar wegweisende Trends aus dem Report heraus und stellt diese verständlich und pointiert vor. Währenddessen twittert sie zeitgleich mit ihrem Account einige der wichtigsten Kernaussagen. So prophezeit sie 2018 das Ende des Smartphones und läutet das Zeitalter der Smart Glasses und Digital Assistants ein.

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Auch ordnet sie das Thema AI realistisch ein: die Angst vor der „Herrschaft der Maschinen“ bezeichnet sie als übertrieben. Gleichzeitig müsse man sich im Klaren darüber sein, dass Künstliche Intelligenz nicht kommt, sondern schon längst in unserem täglichen Leben Anwendung findet. Einige hätten sich die Implementierung von AI vielleicht vom Gefühl her anders vorgestellt, das ändere aber nichts an der Tatsache, dass sie längst bei uns angekommen ist.

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Sie geht außerdem noch auf Biotech-Trends und einige andere Industrien ein. Für die jeweiligen Trends präsentiert Webb mögliche Zukunftsszenarien und bewertet deren tatsächliches Eintreffen mit prozentualen Wahrscheinlichkeiten: Vom Optimalfall bis zum katastrophalsten Ausgang, den man sich ausmalen kann. Ich bin nicht der einzige im Publikum, den einige Vorstellungen merklich beunruhigen.

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Doch Webb macht uns Hoffnung: Noch ist es nicht zu spät, noch können wir Einfluss nehmen. Dennoch bleibt ein teils mulmiges Gefühl zurück. Doch viel mehr das, richtig viel mitgenommen zu haben. Man merkt, wie umfangreich das Thema Tech Trends ist und wie viel Arbeit in dem vorgelegten Report steckt. Wer also Interesse hat, ein wenig in die Zukunft zu blicken, dem sei der Download und die Lektüre des „2018 Emerging Tech Trends Report“ wärmstens empfohlen. Für mich persönlich war Amy Webbs Vortrag inhaltlich bisher der mit Abstand beste. Genau für solche Erkenntnisse und auch die Art und Weise der Präsentation – verständlich, spannend, pointiert — lohnt es sich, nach Austin zu fahren. Dem stimmen viele andere Besucher, mit denen ich mich austausche, zu.

Die SXSW und ihre Happy Little Accidents

Da ich am Nachmittag zur Interactive Keynote mit Melinda Gates gehen möchte — man muss dazu sagen, dass ich mich damit gegen Arnold Schwarzenegger entschieden habe, der zeitgleich nebenan im Hilton auf der Bühne steht — beschließe ich, mir frühzeitig einen Platz im Ballroom D im Convention Center zu sichern, und lande damit bei einem Talk mit Marketing-Ikone Bozoma Saint John. Diese, ehemals unter anderem bei Apple Music tätig, ist mittlerweile mit der Mission betraut, die Marke Uber zu retten. Dort ist sie seit letztem Jahr als Chief Brand Officer im Einsatz. Die Marketingspezialistin begeistert mit Authentizität und Charisma und geht mit Hingabe auf Fragen aus dem Publikum ein. Diesen Aufritt zu sehen, ist wieder einer dieser kleinen glücklichen Zufälle, die einen auf der SXSW gefühlt an jeder Ecke überraschen können.

 

Dazu kommt, dass das Panel mit Melinda Gates, der Ehefrau von Bill Gates, mit dem sie gemeinsam die Bill & Melinda Gates Foundation gegründet hat und leitet, hoffnungslos überlaufen ist und ich gefühlt einer der wenigen Glücklichen bin, der sich einen Platz im Saal sichern konnte. In der Diskussion geht es vor allem um Themen wie Gleichberechtigung und Diversität. Auch die Initiatorin der Time’s Up Bewegung Nina Shaw sitzt in der Runde. Alles in allem ein guter und wichtiger Programmpunkt, der aber leider nach einer halben Stunde etwas abflacht. Nichtsdestotrotz bin ich froh, dabei gewesen zu sein.

Nach einem Rundgang durch die Exhibition Hall, die im Vergleich zu allem anderen auf der SXSW schon mehr an andere Events und Messen, die man bisher besucht hat, erinnert, neigt sich der Tag auch schon wieder dem Ende entgegen. Die Zeit auf diesem Festival rast und man hat immer das Gefühl, noch so viel sehen zu wollen. Doch ich bin zufrieden mit Tag 3 in Austin, der für mich inhaltlich gesehen der bisher wertvollste war.


SXSW 2018: Zwischen Schlangestehen und Standing Ovations

Tag 2 auf der SXSW: Wer zu spät kommt, geht eben woanders hin

„Eine Konferenz zum über den Tellerrand blicken“ — Das Fazit zur SXSW 2018

Florian Deglmann

Der Exil-Nürnberger erforschte bis April 2019 als Redakteur die Münchner Startup-Szene.

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