Das Team von Smart4Diagnostics
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Smart4Diagnostics: Digitales Tracking für Blutproben

Smart4Diagnostics will den Prozess rund um die Blutabnahme digitalisieren. Hilfe erhielt das Münchner Medtech-Startup bei diesem Vorhaben durch den Accelerator Startup Creasphere.

Ende 2017 trat das Gründerquartett von Smart4Diagnostics mit einem klaren Ziel an: Der Molekularbiologe Yannick Böge, der Mediziner Malte Dancker, die Informatikerin Julia Flötotto und der Betriebswirtschaftler Hans Maria Heyn wollten eine digitale Lösung entwickeln, um die nahtlose Qualitätskontrolle von Blutproben zwischen der Abnahme und der Bearbeitung im Labor sicher zu stellen. Denn knapp 70 Prozent aller Fehler im diagnostischen Kreislauf passieren genau in diesem Zeitfenster, der sogenannten Präanalytik. Ihre Lösung: die erste vollständig digitalisierte und automatisierte ‚Full Chain of Custody‘ für Humanproben in der Präanalytik.

Aus anfänglichen Rückschlägen lernte das Team schnell, und schon bald folgten zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem als Gewinner der EIT Health WildCard und des Pioneer Awards sowie als Finalist beim WHO World Health Summit. Ein weiterer Meilenstein, der vieles veränderte: die Teilnahme in 2018-2019 an der Startup Creasphere.

Wir haben mit Mitgründer Hans Maria Heyn darüber gesprochen, wie das Accelerator-Programm abgelaufen ist, wie sich daraus eine weiterführende Zusammenarbeit mit Roche ergeben hat und warum die Qualität von Blutproben mehr denn je ein wichtiges Thema in der Gesundheitsversorgung ist.

Munich Startup: Wie kam es eigentlich zur Teilnahme an der Startup Creasphere?

Hans Maria Heyn: Wir kennen und schätzen Roche, Mitgründer der Startup Creasphere, als Unternehmen schon lange. Meine ersten Berührungspunkte gehen knapp 20 Jahre zurück, als wir mit unserem Biologie-Leistungskurs den Campus in Penzberg besucht haben. Auch ein Mitgründer hatte beruflich über klinische Studien schon mit Roche zu tun. Als ‚Sounding Board‘ hatte Roche schon vor der Unternehmensgründung wertvolles Feedback zu unserer Idee geliefert. Aus diesem Kontakt hat sich die Teilnahme am Batch 1 der Startup Creasphere ergeben.

Munich Startup: Wie muss man sich den Ablauf in einem Batch vorstellen?

Hans Maria Heyn: Ein Batch dauert drei bis vier Monate. In der Startup Creasphere geht es im Vergleich zu anderen Accelerator-Programmen nicht nur um beiderseitiges Lernen und Inspiration, sondern man arbeitet als Startup gemeinsam mit einem Team von Roche an einem konkreten Pilotprojekt. So konnten wir unseren Lösungsansatz einem Reality Check unterziehen und im Rahmen des Pilotprojekts Kontakte zu Laborkunden knüpfen, von denen wir bis heute profitieren. Darüber haben wir sehr viel über die unterschiedlichen Gesundheitssysteme und die Bedürfnisse in verschiedenen Märkten gelernt.

Live-Blutabnahme auf der Bühne

Am Expo Day, an dem die Startups die Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit mit Roche präsentierten, haben wir eine Live-Blutabnahme auf der Bühne gemacht – das war ein gewisses Risiko, aber es hat sehr gut funktioniert und wir konnten anschaulich das Potenzial unserer Lösung aufzeigen.

Munich Startup: Und wie ging es danach weiter?

Hans Maria Heyn: Als nach dem Batch klar wurde, dass wir ein eigenes Büro mit Labor brauchen, was gar nicht so einfach zu finden ist, hat uns Roche die benötigten Räumlichkeiten schnell und unkompliziert auf ihrem Campus in Penzberg zur Verfügung gestellt. Auch wenn wir das Büro dort gar nicht so lange wie erwartet gebraucht haben, ist Roche bis heute ein wertvoller Ratgeber und Sparringspartner, dessen Feedback wir sehr schätzen. Über ihr weltweites Netzwerk hat Roche uns auch weiterhin die Möglichkeit gegeben, den Markt zu sondieren und die Kundenbedürfnisse noch besser zu verstehen.

Munich Startup: Und wo steht ihr heute mit eurer Lösung?

Hans Maria Heyn: Wir wollen mit unserer Lösung kein kleiner Anbieter auf dem Markt werden, sondern die Präanalytik weltweit maßgeblich verändern. Aktuell läuft ein Pilot in Deutschland, und 2021 werden wir unsere Lösung im großen Stil skalieren.

„Wir bereiten unseren weltweiten Launch vor“

Die Nachfrage ist unglaublich. Gerade in der Corona-Zeit haben wir mehr denn je gesehen, welche zentrale Rolle diagnostische Tests heute und in Zukunft in unserer Gesundheitsversorgung spielen. Wenn man daran denkt, dass 70 Prozent aller Fehler im diagnostischen Kreislauf zwischen der Testanforderung und der Probenankunft im Labor entstehen, wird der dramatisch steigende Bedarf für eine smarte Lösung in der Präanalytik ersichtlich. Die Learnings aus dem Batch 1 und die Kontakte, die wir daraus mitnehmen konnten, haben maßgeblich dazu beigetragen, dass wir heute an dem Punkt stehen, unseren weltweiten Launch vorzubereiten. Ich kann Startups daher dieses Programm nur empfehlen.