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Female Founders Monitor 2022: Mehr Gründerinnen, aber bestehende strukturelle Hürden

Das zweite Jahr in Folge ist laut Female Founders Monitor 2022 der Anteil der Frauen unter deutschen Startup-GründerInnen gestiegen. Doch Frauen sind im Startup-Ökosystem weiterhin unterrepräsentiert und gerade in den Bereichen Wachstum und Finanzierung zeigen sich große Herausforderungen für Gründerinnen.

Seit 2018 untersucht der Female Founders Monitor auf Basis der Befragungsdaten des Deutschen Startup Monitors die Lage von Gründerinnen in Deutschland. Mit jährlich knapp 2.000 Teilnehmenden kann der Themenbereich Startup-Gründung und Geschlecht aus vielseitigen Perspektiven beleuchtet werden und auch Aussagen über Potenziale und Herausforderungen der Startup-Gründerinnen getroffen werden.

So ist laut aktuellem Female Founders Monitor der Gründerinnenanteil unter deutschen Startups zwischen 2020 und 2022 von 16 auf 20 Prozent gestiegen. Das spiegelt sich auch in der Team-Zusammensetzung wider: 37 Prozent der Startups haben mittlerweile mindestens eine Frau im Gründungsteam. Gleichzeitig zeigt der langsame Anstieg die immer noch bestehende Schieflage zwischen den Geschlechtern. Strukturelle Hürden sind im Startup-Ökosystem für Frauen weiterhin hoch.  

Gründerinnen bei Investmententscheidungen kritischer hinterfragt als Gründer

Gerade beim Thema Wachstum werden Schwierigkeiten für Gründerinnen sichtbar. So haben von Frauen gegründete Startups mit durchschnittlich 7 Mitarbeitenden deutlich weniger Beschäftigte als die Männerteams mit 28. Ein Grund dafür: der Gender-Gap beim Kapital.

Während die befragten weiblichen Gründungsteams im Schnitt bisher 1,1 Millionen Euro erhalten haben, liegt das Finanzierungsvolumen unter den Männer-Teams mit 9,7 Millionen Euro fast neunmal so hoch. Mehr als vier von fünf Frauen identifizieren dabei ein strukturelles Problem und stimmen der Aussage zu, dass Gründerinnen bei Investmententscheidungen kritischer hinterfragt werden als Gründer. Zudem sind deutlich weniger Frauen als Business Angels aktiv. Nur 6 Prozent der Gründerinnen investieren selbst in Startups, bei den Männern sind es 16 Prozent. Netzwerke speziell für Investorinnen könnten zur Verbesserung dieser Situation beitragen.

Verlässliche Absicherung während der Familiengründung notwendig

Mit einem Durchschnittsalter von 36 Jahren fällt die Gründung außerdem häufig in die Phase der Familienplanung. Gerade Gründerinnen sind dabei durch familiäre Aufgaben oft doppelt gefordert. So sinkt bei Gründerinnen mit Kindern die wöchentliche Arbeitszeit im Schnitt um fast 6 Stunden, während sich dieser Effekt bei Gründern kaum zeigt.

Das spiegelt sich auch in den politischen Forderungen wider: Vier von fünf Frauen sehen bessere Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum als zentralen Hebel zur Stärkung des Ökosystems – unter den Männern nur jeder Zweite.

Strukturelle Rahmenbedingungen müssen geändert werden

Franziska Teubert, Geschäftsführerin des Startup-Verbands, meint dazu:

„Um Gründerinnen in Deutschland zu stärken und diesen Weg für mehr Frauen zur echten Option zu machen, müssen wir an die strukturellen Rahmenbedingungen ran. Das bedeutet: Auch Gründerinnen brauchen eine verlässliche Absicherung während der Familiengründung. Dazu gehört ein Mutterschutz für Selbständige, eine Flexibilisierung der Elternzeit, eine bessere steuerliche Absetzbarkeit von Betreuungskosten und der flächendeckende Ausbau von qualitativen Betreuungsangebote.“

Frauen gründen im Vergleich zu Männern fast doppelt so häufig allein. Das ist Ausdruck fehlender Netzwerke und führt zu weiteren Herausforderungen, da Teamgründungen von zusätzlichen Ressourcen, Expertise und Kontakten profitieren. Sind diese Netzwerke aber vorhanden, hat das eine enorme Wirkung. So bewerten Frauen-Teams ihr Startup-Ökosystem mit 82 Prozent deutlich häufiger positiv als Sologründerinnen (47 Prozent). Der Wert liegt klar über dem der Männer- und Mixed-Teams, was unterstreicht, wie wichtig spezifische Netzwerke und Initiativen im Startup-Bereich für Gründerinnen sind.


Der Female Founders Monitor 2022 kann hier heruntergeladen werden