Das Gründungsteam Benedikt Wenninger, Julia Schabert und Dimitrij Miller (v.l.n.r.)
© Heimkapital / Benjamin Herchet

„Auf einem sehr guten Weg“ – Update von Heimkapital

Als wir Heimkapital im August 2020 interviewten, hatte das Startup ambitionierte Pläne. Konnte das Startup seine Ziele umsetzen? Wie ging das Gründungsteam mit den Herausforderungen um? Und was sind die Keylearnings? Wir haben mit Julia Schabert, Mitgründerin und Geschäftsführerin bei Heimkapital, gesprochen.

Munich Startup: Als wir das letzte Mal gesprochen haben, habt Ihr gesagt, dass Ihr für Heimkapital und Euer Produkt ein hohes Potenzial seht – hierzulande, aber auch über den deutschen Markt hinaus. Konntet Ihr dieses Ziel erreichen?

Julia Schabert, Heimkapital: Ja, wir sind auf einem sehr guten Weg, dieses Ziel zu erreichen. Seit Go-Live konnten wir Jahr für Jahr die Zahl der Immobilientransaktionen vervielfachen und damit auch die Umsätze gleichermaßen steigern. Wir sehen zudem weiterhin ein großes Potenzial. Denn noch ist der Immobilien-Teilverkauf, gemessen am Gesamtmarkt der Immobilientransaktionen, ein Nischenprodukt. Wir spüren aber eine immer stärkere Nachfrage. Das bedeutet, der Immobilien-Teilverkauf wird immer bekannter innerhalb der Zielgruppe. Um eine Zahl zu nennen: über unsere Plattform erhalten wir pro Monat 1.500 bis 2.000 neue Kundenanfragen. Bei unseren Wachstumsbemühungen fokussieren wir uns aktuell auf Deutschland. Aber natürlich liegt es nahe, sich den gesamten DACH- bzw. europäischen Markt anzusehen. Das demographische Problem einer alternden Gesellschaft bei steigendem Interesse nach alternativen, flexibleren Finanzierungsmöglichkeiten für Immobilieneigentümer ist nicht nur ein deutsches Problem.

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Julia Schabert, Mitgründerin und Geschäftsführerin von Heimkapital

Nischenprodukt mit stärkerer Nachfrage

Munich Startup: Welche Hindernisse sind Euch auf dem Weg dahin begegnet?

Julia Schabert: Wir standen tatsächlich schon vor einigen Herausforderungen in der kurzen Zeit. Es fing schon damit an, dass wir genau zu Beginn der COVID19-Pandemie an den Markt gegangen sind, was uns zu einem reinen telefonischen Vertriebsmodell ohne persönlichen Kontakt zwang. Dies stellte bei einem neuen Finanzprodukt, wie dem Teilverkauf seiner eigenen vier Wände, eine echte Herausforderung dar. Diese Herausforderung konnten wir aber erfolgreich meistern. Natürlich gibt es auch auf Finanzierungsseite immer wieder Aufgaben, die es zu lösen gilt. Aktuell ist es beispielsweise die Zinswende, auf die wir mit kreativen Lösungen reagieren müssen. 

Munich Startup: Wie hat sich Eure Lösung weiterentwickelt?

Julia Schabert: Unserer Ansicht nach sind wir bereits mit einem sehr gut entwickelten Produkt auf den Markt gegangen. Das zeigen auch die durchweg positiven Kundenstimmen, die aktuell der Maßstab in der Branche sind. Aber wir arbeiten natürlich auch ständig daran, das Produkt noch kundenfreundlicher zu gestalten. Das bedeutet beispielsweise, dass wir viel in die Beratungsqualität investiert haben und richtungsweisende Partnerschaften, zum Beispiel mit Maklern, eingegangen sind. Ein großer Fokus liegt bei uns auf dem Ausbau der Tech-Plattform. Dafür haben wir in den vergangenen Monaten die meisten Ressourcen investiert. Das umfasst vor allem die Themen: Wie können wir datengetrieben unsere Ankaufstrategie optimieren – hier steht vor allem das Thema der energetischen Effizienz von Bestandsimmobilien im Vordergrund –, oder wie können wir unsere Prozesse noch weiter automatisieren und vieles mehr.

Heimkapital: „Es gibt immer einen Weg“

Munich Startup: Und wie sieht es finanziell bei Euch aus?

Julia Schabert: Wir sind zufrieden mit unserer Kapitalausstattung. Wir konnten Anfang 2022 eine große Fremdkapitalrunde von 300 Millionen Euro erfolgreich abschließen. Damit haben wir die notwendigen Kreditfazilitäten, um die Immobilienanteile anzukaufen. Die Fremdkapital-Runde haben wir dann im Herbst 2022 mit einer Series-A-Kapitalerhöhung abgerundet. Das frische Kapital, das von Neu- und Bestandsinvestoren kam, verwenden wir seither für den Ausbau von Marketing, Team, Tech und Produkt.

Munich Startup: Welche Learnings konntet Ihr im Gründerteam bisher mitnehmen?

Julia Schabert: Wir haben seit Go-Live schon einige, vor allem makroökonomische, Herausforderungen bewältigen müssen. Unser Learning daraus ist: Es gibt immer einen Weg für eine Lösung. Auch wenn es manchmal vielleicht einen Schritt zurück braucht, um später dann umso schneller voranzukommen – jede Krise schafft gleichzeitig Raum für neue Opportunitäten. Ein weiteres Learning ist, dass es ein großer Vorteil ist, ein diverses, aber komplementäres Gründerteam zu haben. Das strategische wie auch operative Ergebnis ist – immer vorausgesetzt, alles dient ausschließlich der Sache – einfach viel besser. Das dritte Learning ist vielleicht, dass wir ein Produkt haben, das dauerhaft komplex und erklärungsbedürftig ist. Genau dieser Aufklärungsaspekt ist ein großer Ansporn: Wir tragen mit unserem Produkt dazu bei, dass die finanzielle Bildung innerhalb unserer Zielgruppe verbessert wird, da es nun eine weitere Finanzierungsoption am Markt gibt.

München wirkt wie ein Magnet auf Talente

Munich Startup: Welche Rolle spielte das Münchner Ökosystem auf Eurem bisherigen Weg?

Julia Schabert: Das Münchner Ökosystem spielt eine sehr große Rolle. Zum einen haben wir hier zwei exzellente Universitäten von Weltruf und eine sehr aktive Startup-Szene mit vielen tollen Talenten, gerade im (Deep-)Tech-Bereich. Zum anderen wirkt die Stadt München und Region wie ein Magnet auf Talente, die von woanders herkommen. Da wir aber nicht das einzige Tech-Startup sind, ist der Wettbewerb auch wieder sehr viel stärker als vielleicht anderswo. Hinzu kommt, dass es in München eine große Investorenbasis gibt und Wagnis- sowie Wachstumskapital verfügbar ist. Wir fühlen uns der hiesigen Startup-Szene also sehr verbunden!

Munich Startup: Auf welche Milestones arbeitet Ihr als nächstes hin?

Julia Schabert: Wir sehen als nächstes wegweisendes Ziel, die Ankaufstrategie sowie unsere Services rund ums Haus noch weiter zu optimieren. Außerdem möchten wir unser Produkt noch kundenfreundlicher gestalten und nehmen speziell die Wünsche unserer Kunden auf. Das kann auch bedeuten, dass wir eventuell unsere Produktpalette nochmal überarbeiten. Zudem wollen wir unsere Finanzierungsseite noch breiter aufstellen, um auch bei der weiterhin wachsenden Nachfrage die Immobilien ankaufen zu können, von denen wir überzeugt sind.