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Digitaler Patientenservice entlastet Krankenpflege – 7 Fragen an… Cliniserve!

Das Münchner Startup Cliniserve hat sich vorgenommen, den Alltag von Pflegekräften in Krankenhäusern zu erleichtern. Das digitale System soll mehr Zeit für den einzelnen Patienten schaffen und administrativen Aufwand reduzieren. Unsere 7 Fragen beantwortet einer der drei Gründer, Julian Nast-Kolb.

1. Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch und Euer Produkt  bitte kurz vor!

Wir sind Cliniserve und wir wollen der Pflegekraft im Krankenhaus den Arbeitsalltag erleichtern. Das Team besteht aus Jaakko (27, TUM-BWL, aus Finnland), Quirin (26, Elektrotechnik) und mir, Julian (27, VWL).

Wir haben uns am CDTM kennen gelernt, in einem interdisziplinären Zusatzstudiengang für Technology Management der TUM und LMU. Wir wollten alle einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben und wussten, dass es vieles zu verbessern gibt in den Prozessen der Krankenhauspflege. Unter anderem haben Studien herausgefunden, dass Pflegekräfte nur 15 Prozent ihrer Arbeitszeit mit der Patientenpflege verbringen können! Das wollen wir ändern und damit auch einen Beitrag zur Bekämpfung des Pflegeengpasses leisten.

„Die Welt ein bisschen besser machen“

Unser erstes Produkt ermöglicht es Patienten mit dem eigenen Smartphone, Anfragen an die Pflegekraftzu schicken. Die Pflegekraft spart sich dadurch Zeit, weil sie dem Patienten gleich mitbringen kann was er benötigt. Oder sie kann die Anfragen an Servicekräfte delegieren und dem Patienten Rückmeldung geben, wenn sie nicht so dringliche Anfragen später bearbeitet. Der bestehende Notfallknopf bleibt für Notfälle natürlich wo er ist, aber wird durch unsere Lösung entlastet.

Langfristig wollen wir alle Anfragen und Aufgaben automatisch so delegieren, dass sich Pflegekräfte wieder voll auf die Pflege des Patienten konzentrieren können und Service und Administratives automatisiert oder von anderen Mitarbeitern erledigt wird.

2. Aber das gibt’s doch schon längst!

Das sagen natürlich alle Startups, aber in unserem Fall gibt es tatsächlich noch nichts in die Richtung. Das hat uns auch verwundert! Momentan gibt es nur den roten Alarmknopf am Bett, den der Patient eigentlich nur in Notfällen betätigen soll und daher so lange wie möglich meidet. Babyfon-ähnliche Rücksprachefunktion mancher Pflegerufsysteme werden nicht genutzt, weil es für Patienten unangenehm ist, Probleme vor ihren Zimmernachbarn zu besprechen und die Pflegekräfte deswegen sogar mehr Arbeit hatten.

Kliniken sind bereit, dafür Geld auszugeben

3. Was war Eure bisher größte Herausforderung?

Definitiv die technischen Vorrausetzungen für den Markteintritt. Viele Kliniken in Deutschland haben gerade erst angefangen, sich mit der Digitalisierung zu beschäftigen. Häufig müssen wir noch Monate warten, bis wir unser Produkt einsetzen können, weil es noch kein WLAN oder Mobilfunknetz auf Stationen gibt.

Generell sehen aber alle Kliniken einen Bedarf, die Pflege zu unterstützen. Auch sind sie bereit, dafür Geld auszugeben, weil sie vollausgebildete Pflegekräfte heute kaum noch finden.

4. Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft?

Obwohl wir erst seit letztem Sommer wirklich im Vertrieb aktiv sind und der Vertriebszyklus üblicherweise über ein Jahr beträgt, konnten wir bereits die ersten zahlenden Kunden unter Vertrag nehmen. Es läuft also wirklich sehr gut! Bis Ende des Jahres wollen wir mindestens 30 Kliniken unter Vertrag haben. Zusätzlich sind wir aber auch seit Dezember durch das EXIST Gründerstipendium gefördert.

5. Was bedeutet München für Euch?

München bietet uns insbesondere wegen unserer Netzwerke durch das CDTM und die beiden Universitäten die besten Vorrausetzungen. Gerade im B2B-Bereich ist auch der Wert der vielen hier ansässigen Unternehmen und Kliniken nicht zu unterschätzen. Das sieht man auch an den vielen erfolgreichen Startups in diesem Bereich. Außerdem ist die Work-Life-Balance mit der Nähe zu den Bergen und dem schönen Umland unschlagbar.

Mit harter Arbeit und langem Atem

6. Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?

Die Pflege in Krankenhäusern stellt alleine in Deutschland einen 17 Milliarden Euro großen Markt dar. Auch wenn er schwerfällig ist, werden wir mit harter Arbeit und langem Atem einen großen Teil erschließen. Aber uns ist auch sehr wichtig, dass wir mit unserer Arbeit der Pflege — einer seit Jahren schwer gebeutelten Profession, die aber unglaublich wichtig für unsere Gesellschaft ist — wirklich was Gutes tun können. Irgendwie wollten wir eben doch immer auch die Welt ein bisschen besser machen.

7. Wandern oder Biergarten?

Dafür gibt es nur eine richtige Antwort: Vom Wandern direkt in den Biergarten um bei Russn und Brotzeit zu entspannen! Hatten wir übrigens gerade wieder in der Wintervariante mit Glühwein an der selbstgebauten Eisbar bei unserem Strategiewochenende in Kärnten.