© Motius

Porträt: Motius – Ein Schnellboot, das agil Projekte umsetzt

Das Startup Motius ist ein Forschungs- und Entwicklungsunternehmen. Die Münchner sind spezialisiert auf neueste Technologien und bauen Produkte und Prototypen in den Bereichen Informatik, Maschinenbau und Elektrotechnik. Das Unternehmen ist insbesondere in seiner Organisationsstruktur einzigartig – Motius besteht aus einem Kernteam als Kompetenzcenter und einer sehr großen Community aus Freelancern, Studenten und Young Professionals, die an Projekten arbeiten.

Mit dieser neuartigen Struktur haben die fünf Motius-Gründer eine spannende Lücke entdeckt. Denn oft haben große Konzerne nicht die richtigen Strukturen oder das richtige Mindset, um auf die heutigen Herausforderungen wie Digitalisierung oder Beschleunigung der Entwicklung zu reagieren. Mittelständlern fehlt es häufig an der passenden Brand, den richtigen Leute, oder dem korrekten Fokus für diese neuen Themen.

Gleichzeitig haben in Deutschland Global Player wie BMW längst verstanden, dass sie in der Produktentwicklung einiges anders machen müssen, um mit dem technologischen Fortschritt mitzuhalten und um von der digitalen Transformation nicht überrannt zu werden.

Schnellboot, das agil Projekte umsetzt

Sören Gunia motiusWie genau setzt hierbei Motius an? Sören Gunia, Co-Founder und Human Resources Director, sagt:

„Motius ist für diese Firmen ein schlagkräftiges Schnellboot, das sehr agil neue Technologien in Prototypen und Produkte umsetzt und so das Potenzial dieser Innovationen realisiert.“

Wie kann so etwas konkret aussehen? Beispielsweise ging ein mittelständischer Hidden Champion auf Motius zu, weil das Unternehmen erkannt hatte, dass es seine Daten aus der Produktion mehr nutzen sollte. Stichwort: Machine Learning und Big Data. Ein klassischer Berater hätte in dem Fall nicht weiterhelfen können.

Der Gründer erklärt, was sein Unternehmen anders macht:

„Wir haben uns mit dem Kunden zusammengesetzt und innerhalb von ein paar Monaten ein erstes Produkt gebaut, das die Daten aggregiert, verarbeitet und nutzbar macht.

Jetzt haben die Mitarbeiter des Kunden zum ersten Mal strukturierte Einblicke in die Gründe ihrer Produktionsausfälle. Und das Management weiß, wie solche ‚Hype-Technologien‘ ihnen konkret weitehelfen können.“

Golfregion: hohes Innovationspotenzial und Budget

Spannend bei Motius ist außerdem, wie das Unternehmen sich regional aufgestellt hat. CEO Zièd Bahrouni ist im Oman geboren und aufgewachsen. So ist das Unternehmen aus der Gründerhistorie heraus sowohl in der Region Nahost und Nordafrika als auch in Deutschland gut vernetzt. Immerhin 30 % der Projekte werden in der Golfregion umgesetzt und es gibt seit 2017 ein Büro in Dubai.

Wesley, Embedded Engineer bei Motius, entwickelt Teile eines Urban Farming Containers.
Wesley, Embedded Engineer bei Motius, entwickelt Teile eines Urban Farming Containers. © Motius

Sören erläutert:

„In der Golfregion gibt es hohes Innovationspotenzial und natürlich auch Budget für „Product Development & Engineering made in Germany“.“

Dort will man sich gleichzeitig von Oil&Gas und Tourismus unabhängiger machen und eigene Produkte bauen. Eines der ersten großen Projekte dort war die Programmierung eines „intelligenten Gebetsteppichs“ für den omanischen „Research Council“. Sören sagt:

„Ein großer Vorteil für uns ist hier, dass eine Stadt wie Dubai weniger Altlasten und mehr Mut hat, wenn es um die Realisierung einer Smart City geht.“

Gleichzeitig wichtig sind die Projekte in Deutschland. Einer der ersten Meilensteine des jungen Unternehmens? Sören meint:

„Ganz am Anfang war das sicher das erste Projekt und dann die Lieferantennummer bei BMW. Das hat uns in der Frühphase sicher Glaubwürdigkeit gegeben und unser Selbstvertrauen auch gestärkt.“

Vergangenes Jahr stärkte Motius seine Position in Süddeutschland weiter.  Das Unternehmen eröffnete ein Stuttgarter Büro, um auch dort nah an seinen Kunden zu sein.

Feste Mitarbeiter und ein großer Talent-Pool

Aber zurück zu der anderen Besonderheit, der Mitarbeiterstruktur: Zum einen gibt es rund 45 feste Mitarbeiter. Zum anderen einen großen ‚Talent-Pool‘. Die Community besteht neben Studenten auch aus vielen erfahrenen Freelancern und Young Professionals, mit denen Motius an größeren und komplexeren Themen arbeitet.

Das Motius-Team bei der Arbeit
Ein Teamraum bei Motius: Projektmitarbeiter und Kernteams sitzen bunt gemischt, es gibt keine festen Arbeitsplätze für Mitarbeiter, sondern nur Räume für verschiedene Arbeitsmodi. © Motius

Aus diesem Netzwerk heraus können sich die ‚Motees‘ genannten Motius-Mitarbeiter zu Vollzeitmitarbeitern im Kernteam entwickeln. Dort arbeiten sie als Entwickler oder Projektmanager in Clustern. Dabei setzt das Startup auf eine eigens entwickelte Webplattform zur Koordination und auf SCRUM während der Projekte. Die Qualität der Mitarbeiter wird durch einen mehrstufigen Auswahlprozess garantiert und während der Projekte durch Code Reviews und Pair Programming sichergestellt.

„Unsere Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt“

Der Weg dorthin war nicht immer leicht. Sören blickt stolz auf das, was seine Mitgründer und er geschaffen haben:

„Unsere Hartnäckigkeit hat sich am Ende ausgezahlt, weil wir mit Motius wirklich eine neue Arbeitsorganisation mit einer geilen Kultur geschaffen haben.“

Komplett eigenfinanziert, konnten die Gründer bislang stark visionsgetrieben arbeiten. Sie mussten nicht kurzfristig an mehr Skalierung oder mehr Profit denken. Genau das macht das Unternehmen auch aus. Denn nur wenn sich die Mitarbeiter wohl fühlen, produktiv sein können, und sich entsprechend ihrer Interessen, Neugierde und Fähigkeiten weiterentwickeln können, werden Projekterfolg und Kundenzufriedenheit daraus resultieren, meinen die Gründer.

Motius will dieses Jahr die nächsten Schritte gehen, so Sören:

„Expansion an weitere Standorte, Aufbau eines Technical Venturing Arms, mit dem wir technische Ideen auch aus Motius ausgründen können, und vor allem die konsequente Verfolgung unseres Ziels: eine der besten Organisationen für Techies zu bauen.“

VR bei Motius
Der Fokus auf neue Technologien bedeutet auch, den Spieltrieb und die Neugierde zu fördern. © Motius

Die Mitarbeiterzufriedenheit wird bei Motius also auch weiterhin trotz großer Pläne und Ideen für die nahe Zukunft ein wichtiger Faktor für die nachhaltige und erfolgreiche Unternehmensentwicklung sein.

Cyborgs und verrückter Scheiß

Und wo soll es in fünf oder in zehn Jahren hingehen? Sören meint:

„In fünf Jahren wird Motius auf die neuen Technologien der Zukunft spezialisiert sein. Machine Learning, Virtual Reality und Blockchain sind dann vielleicht state-of-the-art und Motius arbeitet viel mehr an Biotech und Cyborgs.

In zehn Jahren gibt es weltweit wahrscheinlich kein Unternehmen, das in der Innovationsabteilung nicht schon mit Motius gearbeitet hat. Oder bei dem es im Board-Meeting nicht heißt: ‚Puh, für den verrückten Scheiß, lass mal Motius anrufen.'“