© Toposens GmbH

Porträt: Von Fischen und Fledermäusen

Mit einem münzgroßen, energieeffizienten 3D-Ultraschallscanner wollen die Gründer Alexander Rudoy, Aldo Persichini und Tobias Bahnemann von Toposens Maschinen die störungsfreie Orientierung im Raum ermöglichen. Einsatzgebiete sind Indoor-Navigation, Robotik und der Home Entertainment-Bereich. In München hat das Team nicht nur sich, sondern auch die optimale Entwicklungsumgebung gefunden.

Viele glückliche Zufälle haben das Gründertrio von Toposens in seiner jetzigen Konstellation im Dezember 2014 am Strascheg Center for Entrepreneurship (SCE) zusammengeführt, so erzählt der betriebswirtschaftliche Kopf der Unternehmung Tobias Bahnemann. Die Geschichte von der Entwicklung eines 3D-Ultraschallscanners, den das Startup nun zur Marktreife bringen will, hat aber schon mehr als zwei Jahre zuvor begonnen. Und zwar mit Willy. Oder vielmehr: ohne Willy. Denn Willy ist immer noch nur eine Vision.

Damals tüftelte Alexander Rudoy noch ohne seinen Kommilitonen Aldo Persichini – heute Mitglied des Gründungsteams – und ohne Bahnemann aus einer Laune heraus an der Entwicklung eines Roboterfischs, der eigenständig im Aquarium schwimmen sollte: Willy. Um Willy ständige Kollisionen mit der Glaswand zu ersparen, suchte Rudoy nach einem passenden 3D-Sensor, der nicht auf Licht, sondern auf Ultraschall reagiert – aber vergeblich.

Ein 3D-Sensor soll Ultraschallwellen in Punktewolken umrechnen (© Toposens)
Ein 3D-Sensor soll Ultraschallwellen in Punktewolken umrechnen (© Toposens)

Die Ultraschallsensoren am Markt waren nicht für den dreidimensionalen Raum geeignet und ein Fisch, der im Dunklen die Orientierung verliert, das war Rudoy nicht genug.

„Die Start-up-Szene hat mich schon immer fasziniert“

Gemeinsam mit Persichini arbeitet der Absolvent der Mechatronik und Feinwerkmechanik deshalb heute an der Entwicklung eines maschinellen Fledermausgehirns. Die Idee einfach ausgedrückt: Ein 3D-Sensor soll Ultraschallwellen in Punktewolken umrechnen und somit eine sichere Orientierung und Bewegung im Raum ermöglichen – so wie das auch Fledermäuse können.

Autonomes Fahren und Ausweichen mit Toposens (© Toposens GbR)
Autonomes Fahren und Ausweichen mit Toposens (© Toposens GbR)

Einsatzbereiche sind das intelligente Fahren oder Drohnen, die heute bei wolkigem Wetter schlechte Karten bei der Orientierung haben. „Derzeit stecken wir mitten in der Gründung“, erzählt Bahnemann. „Wir hoffen aber, dass wir in anderthalb Jahren ein serienreifes Produkt haben und in drei Jahren vielleicht sogar schon international und im Radarsensorbereich aktiv sind.“ Auch Willy soll bis dahin endlich seine Kreise ziehen.

Bahnemann war auf Jobsuche und als Auswärtiger mit einem anderen Gründer auf dem Pitch-Abend im Innovationscafé des SCE verabredet, als Rudoy und Persichini auf der Bühne verkündeten, sie bräuchten betriebswirtschaftlichen Beistand. „Die Start-up-Szene hat mich schon immer fasziniert und bei Toposens habe ich die Chance mit einem richtigen Produkt, nicht nur mit einer Software zu arbeiten“, erklärt der 26-Jährige seine Beweggründe für die Bewerbung.

Heute kümmert er sich um die Finanzierung und Förderstipendien für Toposens; erst Anfang September hat das Trio zudem 30.000 Euro beim „Gründerwettbewerb – IKT Innovativ“ des Bundeswirtschaftsministeriums abgeräumt.

„München ist ein Hightech-Standort“

Das Geld wollen die jungen Gründer auch einsetzen, um Kunden, Investoren und Mitarbeiter vom Potenzial ihrer Idee zu überzeugen. „Das ist immer etwas schwierig, wenn man noch nichts zu zeigen hat“, erzählt Bahnemann. Er ist aber überzeugt, in München die richtige Umgebung dafür gefunden zu haben. „München ist ein Hightech-Standort und nicht so web-app-lastig wie Berlin. München ist bodenständig, hier gibt es unzählige, hochausgebildete Teams, lobt der gebürtige Rheinländer. Speziell die anfängliche Betreuung des SCE und die Bereitstellung von Büroräumen am Gründerzentrum haben Toposens weitergeholfen.

„Der Standort München bietet viel: viel Austausch, eine gute Infrastruktur, große Unternehmen und Dienstleister direkt vor der Haustür. Das kompensiert die etwas höheren Lohn- und Mietkosten“, glaubt Bahnemann. Wer wie er eine Begeisterung für Startups mitbringt und mit der Gründerszene in Kontakt kommen will, dem empfiehlt er den Gang an die Gründerzentren der Hochschulen oder einen Blick auf meetup.com. „Da lernt man Gleichgesinnte kennen.“ Und trifft, so wie der 26-Jährige, mit etwas Glück vielleicht auch das perfekte Gründerteam.

Das Video veranschaulicht den Einsatzbereich von Toposens:

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Hinweis der Redaktion: Das Innovationscafe des SCE findet normalerweise immer am 1. Dienstag im Monat statt. Immer aktuell informiert seid Ihr mit unserem Eventkalender.