„Intelligente Sprachanalyse wird soziale Mensch-Maschine-Interaktion ermöglichen“ – 7 Fragen an… audEERING!

 Das Münchner Startup audEERING macht Audioanalyse intelligent. 2012 als Spin-off der TU München gegründet ist das Startup mittlerweile als Innovationstreiber für emotionale künstliche Intelligenz im Audiobereich unterwegs. Kunden hat das Startup querbeet — von der Automobilbranche über Call Center bis hin zur Gesundheitsbranche, wo die intelligente Audio-Analyse beispielsweise Alzheimer-Therapien verbessern möchte.

1. Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Dagmar Schuller Mitgründerin von audEERING
Unsere Interviewpartnerin Dagmar Schuller ist Mitgründerin von audEERING © Martin Nink

Wir sind das Team von audEERING: Björn (43, CSO), Florian (34, CTO), Martin (34, CIO) und ich, Dagmar (42), bin CEO des Startups. Gemeinsam teilen wir mehr als 20 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Audio Intelligence. audEERING ist 2012 aus unserer Forschungsarbeit an der TU München entstanden. Damals waren Florian und Martin die ersten Doktoranden am Lehrstuhl für Mensch-Maschine-Kommunikation, wo Björn als ihr Doktorvater eine Forschungsgruppe leitete. Hier haben wir unsere erste open-source Lösung openSMILE entwickelt, die mittlerweile weltweit als das Standard-Toolkit für Emotionserkennung aus dem Audiosignal gilt. Aufgrund des großen Erfolges und unserer Überzeugung, dass empathische Assistenten, intelligente Audioanalyse und KI unsere Zukunft wesentlich beeinflussen werden, haben wir uns entschieden, audEERING zu gründen.

Heute sind wir europaweit führender Innovationstreiber im Bereich der intelligenten Audioanalyse und emotionaler künstlicher Intelligenz. Mit unserer sensAI Technologie ermitteln wir mit Verfahren der maschinellen Intelligenz sowie Deep Learning mehr als 6000 Merkmale von Audiosignalen. Aus der menschlichen Stimme können wir Erkenntnisse zu Merkmalen der Person, ihren charakterlichen Eigenschaften, ihrem gesundheitlichen Zustand und ihrer emotionalen Verfassung generieren. Unsere Technologie findet beispielsweise Anwendung im Bereich Health & Wellness, in der Automobilbranche, in Call Centern, in Smarten Devices und beim Monitoring von Maschinen.

2. Aber das gibt’s doch schon längst!

Natürlich gibt es andere Unternehmen, die sich ebenfalls mit intelligenter Sprachanalyse beschäftigen – meistens sogar auf Basis unserer Forschungsarbeit. Durch unsere Erfahrung auf dem Gebiet und unseren holistischen Ansatz, sind wir im Vergleich so breit aufgestellt, dass wir unsere Technologie deutlich vielfältiger einsetzen können als die Konkurrenz. Beispielsweise ist auch unsere VocEmoApI Technologie einzigartig und ermöglicht es, mehr als 50 Emotionen wie Zufriedenheit, Ärger oder Traurigkeit zu bestimmen, sie vorherzusagen und kritische Entwicklungen früh zu erkennen. Für diese Analyse benötigen wir im Gegensatz zu anderen Anbietern nur einen minimalen Audio-Ausschnitt von wenigen Sekunden.

Auch beim Thema Datenschutz unterscheiden wir uns deutlich. Wir haben sowohl eine Web-API-Lösung als auch eine mobile SDK, die eine direkte Integration der Technologie auf einem lokalen Gerät ermöglicht. Die Daten werden also direkt auf dem Endgerät des Nutzers ausgewertet und müssen nicht erst an eine Cloud weitergeleitet werden.

Emotionen mit künstlicher Intelligenz und Audioanalyse vorhersehen

3. Was sind die drei Hauptzutaten für Euer Erfolgsrezept?

An erste Stelle steht, dass wir immer danach streben, Trends zu setzen anstatt ihnen zu folgen. Unser gemeinsamer Forschungshintergrund treibt uns an, über die Grenzen des State of the Art hinaus zu denken. Wir investieren viel Energie in unsere Forschungsprojekte in der Prävention von Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson oder Burnout/Depression.

Auf der anderen Seite verlieren wir nie den Blick auf den Markt aus dem Auge und entwickeln, auf die vielfältigen Anwendungsbereiche spezialisierte, Produkte. Dabei steht im Fokus unserer Arbeit immer der Mensch und der Wille, das große Potenzial von intelligenter Audio-Analyse für die Gesellschaft verantwortungsvoll anwendbar zu machen.

Die wichtigste Zutat für unseren Erfolg ist und bleibt aber unser großartiges Team aus herausragenden Talenten. Das nachhaltige Wachstum in den vergangenen Jahren wäre ohne die Leidenschaft und Motivation jedes Einzelnen für unsere gemeinsame audEERING-Idee nicht möglich gewesen.

4. Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft?

Vor sechs Jahren haben wir nebenberuflich klein angefangen und audEERING als UG mit einem Startkapital von nur 7.500 EUR ohne externe Finanzierung gegründet. Vom ersten Tag an waren wir Cashflow positiv. Zwischen 2013 bis 2017 konnten wir jährlich eine Umsatzsteigerung im dreistelligen Bereich verzeichnen. Wir freuen uns gerade sehr darüber, kräftig zu wachsen und sowohl unsere Produktentwicklung als auch unsere Projekte mit namhaften Partnern weiter voranzutreiben. Im letzten Monat haben wir einen zweiten Standort in Berlin eröffnet und zählen mittlerweile 24 „audEERs“ zu unserem Team.

„München muss den Vergleich mit dem Silicon Valley nicht scheuen“

5. Was bedeutet München für Euch?

Es war uns sehr wichtig, unseren Hauptsitz im Münchner Umland anzusiedeln. Schließlich sind wir als Spin-off der Exzellenzschmiede TU München entstanden. Drei von uns sind auch in München und Umland geboren und damit „Münchner Kindl“. Auch wenn ich als CEO als einzige einen österreichischen Hintergrund habe, so bin ich seit knapp 20 Jahren glückliche Wahl-Bayerin.

Wenn man einen Blick auf die hiesige Startup-Szene wirft, muss München den Vergleich mit dem Silicon Valley nicht scheuen. München steht für Qualität, Nachhaltigkeit und Innovationskraft. In der Hightech-Forschung und Produktentwicklung spielt unsere Stadt in der Champions League der Innovationsführer Europas. Ich persönlich schätze die Mentalität der Münchner, die Ideenreichtum mit Zuverlässigkeit und Lässigkeit kombiniert, Werte schätzt und gute Qualität als Selbstverständlichkeit betrachtet.

6. Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?

Intelligente Sprachanalyse wird langfristig eine echte soziale Interaktion von Mensch und Maschine ermöglichen. Bereits jetzt haben Sprachassistenzsysteme à la Alexa & Co. Einzug in viele Haushalte gehalten. Mit unseren Smartphones interagieren wir immer stärker über die Spracheingabe. Jetzt heißt es daran zu arbeiten, dass Maschinen nicht nur verstehen was wir sagen, sondern wie und unter welchen Umständen, damit sie empathisch reagieren und wirklich smart in unserem Alltag agieren können. Insbesondere auch im Bereich Gesundheit und Pflege kann intelligente Audio Analyse wesentliche Indikatoren für Diagnosen liefern, die verbesserte Therapien ermöglichen können. Als audEERING treiben wir diese Entwicklung maßgeblich voran.

7. Wandern oder Biergarten?

Beides! In Bayern gibt es viele schöne Wanderwege, die mit noch schöneren Biergärten enden. Die gemütliche Wanderroute von Herrsching durch das Kiental bis zum Kloster Andechs auf dem Heiligen Berg ist als Einstieg ideal.