Das 2016 gegründete Münchner Startup Blickfeld baut LiDAR-Sensoren, beispielsweise für autonomes Fahren oder IoT-Anwendungen. Die Seedfinanzierung brachte bereits ein 10 Millionen-Investment. Was an der Technologie innovativ ist, und wieso aktuell ein wahrer Hype ausgebrochen ist? Wir haben mit Co-Founder Dr. Florian Petit gesprochen.
Das Münchner Startup Blickfeld entwickelt innovative LiDAR-Sensoren. Für ihre Entwicklungen haben die Gründer bereits 18 Patente angemeldet und wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Autonomous Traffic & Logistics Innovation Award 2018. Außerdem konnte sich das Startup eine Seedfinanzierung sichern, die Ende August von 4,3 auf 10 Millionen Dollar erhöht wurde.
LiDAR steht für ‘Light Detection and Ranging’ und ist eine Methode zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung. Das System ist nicht wirklich neu. Denn LiDAR wurde tatsächlich schon in den 1960er Jahren, kurz nach der Einführung des Lasers, erfunden. Spannend: Der Gründer erzählt, dass während der Mission Apollo 15 im Jahr 1971 die Astronauten die Oberfläche des Mondes damit kartiert haben.
Insbesondere in den letzten Jahren haben jedoch viele Experten erkannt, dass sich diese Technologie auch für selbstfahrende Autos und das Thema Industrie 4.0 bestens eignet. Das hat das Jungunternehmen frühzeitig erkannt. Florian Petit sagt:
„Jetzt geht es darum diese komplexe Technik robust, klein und kostengünstig zu bekommen, so dass sie massenmarkttauglich wird. Die Challenge ist es nicht, einen, zehn oder 100 LiDARs zu bauen, sondern 100.000, eine Million und zehn Millionen – das ist das Ziel von Blickfeld.“
Durch LiDAR-Sensoren bekommen Roboter und autonome Fahrzeuge quasi Augen
Eingesetzt werden die Systeme nun also in autonomen Fahrzeugen, IoT-Anwendungen und Robotern. LiDARs sind für intelligente Maschinen quasi das, was Augen für uns Menschen sind. Allerdings sind bestehende LiDAR-Sensoren zu komplex im Aufbau und zu wenig robust. Das führt zu hohen Preisen und häufigen Ausfällen, erklärt Florian Petit. Er führt aus:
„Wir haben den LiDAR-Aufbau deutlich vereinfacht und eine Kernkomponente neu erfunden. Unsere Innovation beruht auf einem in Halbleiter-Technologie gefertigten Mikrospiegel. Dieser wird komplett in Silizium auf Wafern gefertigt, ist somit skalierbar produzierbar und erlaubt es uns einen sehr kleinen und leistungsfähigen ‚solid-state‘ LiDAR zu bauen.“
Die Serial Entrepreneurs sind guter Dinge
Blickfeld wurde 2016 von Mathias Müller (Elektroingenieur und Physiker, 37), Rolf Wojtech (Software-Ingenieur, 37) und Florian Petit (Robotiker, 35) gegründet. Die drei Gründer sind alle schon viele Jahre befreundet. Mathias und Rolf hatten mit fos4X bereits gemeinsam ein mittlerweile sehr erfolgreiches Startup mit 50 Mitarbeitern und Breakeven im Bereich der optischen Präzisionsmesstechnik für Windkraftanlagen aufgebaut (lest hier unsere Success Story über fos4X). Vor zwei Jahren hat sich das Gründertrio zusammengeschlossen, um Blickfeld zu gründen.
Die drei Münchner sind guter Dinge. Denn Blickfeld ist auf rund 30 Mitarbeiter gewachsen und kann mittlerweile einige zahlende Kunden aus Automotive und IoT vorweisen, die die Blickfeld-Prototypen bei sich testen und Richtung Serie entwickeln.
Wird aus Blickfeld ein Unicorn?
Seinen Erfolg baut das Jungunternehmen unter anderem auf diesen drei Faktoren auf: Idee, Team, Timing. Inwiefern aus der guten Idee und dem richtigen Timing gemeinsam mit dem starken Team ein Münchner Unicorn werden könne, fragen wir. Robotikexperte Florian ist optimistisch. Denn der Zielmarkt sei sehr groß, und die Technologie, so der Gründer, einzigartig. Er erklärt:
„Gerade im Bereich autonomes Fahren ist ein regelrechter Hype um LiDAR ausgebrochen. Aber auch in IoT Anwendungen die vielleicht erstmal nicht so offensichtlich sind, hat LiDAR unzählige Anwendungsfälle zum Beispiel im Smart-City Bereich, für Security-Themen oder um Industrieanlagen zu warten.“
Bei der Diskussion um Robotik oder IoT kommt immer wieder die Fragen nach dem richtigen Standort für ein Startup. Ist ein Tech-Startup aus dem Bereich nun besser in den USA verortet oder scheint München doch ein gutes Pflaster dafür zu sein? Für München spricht mit Sicherheit die Vielzahl an Fachkräften. Dabei profitiert Blickfeld vor allem durch die gut ausgebildeten Techniker der TUM. Auch das gute Netzwerk und die vielen guten OEM-Kontakte im Automotive-Bereich überzeugen die Gründer. Florian meint außerdem:
„Aus München, Deutschland und Europa kommen mit die weltbesten Robotiker und Automobilfirmen. Natürlich sprechen viele vom Silicon Valley, wo wir teilweise auch tätig waren. Aber selbst von da bekommen wir Bewerbungen und viele Anfragen, viele Leute zieht es wieder hierher. Wir denken, München ist der perfekte Standort für unser Thema.“