Das Münchner Startup Styque ist vor kurzem als ‚Plattform für Marktplätze‘ live gegangen. Unterstützt von machine-learning erstellt das Jungunternehmen automatisiert spezialisierte Marktplätze mit kuratiertem Sortiment — und das innerhalb von einer halben Stunde. Dadurch können Einzelhändler, Manufakturen oder Dienstleister sehr schnell ihr Angebot vermarkten und neue Absatzmärkte erschließen. Armin Nusser, Mitgründer von Styque, hat unsere 7 Fragen beantwortet.
1. Wer seid Ihr und was macht Ihr?
STYQUE ist die erste Plattform für Marktplätze. Wir können zielgruppenspezifische Marktplätze in nur 30 Minuten optisch und inhaltlich einrichten. Erfasstes Sortiment wird via machine-learning-gestützter Kuratierung zielgruppenspezifisch ausgespielt. Händler müssen ihr Sortiment nur noch einmal erfassen, um es mehrfach an Käufer zu vermarkten. Dabei haben wir uns auf Premium-Sortiment von lokalen Einzelhändlern, Manufakturen und Dienstleistern fokussiert, da diese dringend digitale Absatzkanäle suchen.
Wir sind drei Gründer, die sich sehr gut ergänzen. Fridolin Koch (26), B.Sc. (TUM) Wirtschaftsinformatik, ist verantwortlich für die IT. Er ist Entwickler und hat unter anderem beim Aufbau des Limango-Marktplatzes mitgearbeitet. Matthias Heilig (40) ist Diplom Ingenieur und war lange Unternehmer mit seiner Eventagentur, bevor er dann zum E-Commerce Manager wurde. Er akquiriert Händler und kümmert sich um den Aufbau des Sortiments. Und ich, Armin Nusser (49), bin Diplom Betriebswirt und habe bereits zwei erfolgreiche Exits hinter mir. Erst war ich Gründer und Geschäftsführer von wunder media, einer Content Marketing Agentur, die an Burda verkauft wurde. Danach gründete ich die Media Group One, eine auf Verticals spezialisierte Vermarktungsagentur, die von Yahoo übernommen wurde. Ich verantworte bei Styque das Marketing und die Finanzen.
2. Aber das gibt’s doch schon längst!
Es gibt schon ganz viele Marktplätze, auch für lokales Sortiment. Aber alle haben gemeinsam, dass sie den einen Marktplatz bauen. Das heißt, ein Verkäufer kann seine Ware dort einstellen, damit diese genau dort verkauft wird.
Styque erstellt automatisiert Marktplätze — individuell, regional und orientiert an der Zielgruppe
Wir haben einen völlig anderen Ansatz. Bei uns eingestellte Ware wird gleichzeitig auf sehr vielen spezialisierten Marktplätze vertrieben. Zunächst auf Mikro-Marktplätzen, die regional oder thematisch sehr begrenzt sind. Zum Beispiel machen wir für Hotels jeweils individualisierte Marktplätze, mit Sortiment aus der Destination. So können Hotelgäste direkt aus dem Hotel in der Stadt shoppen und sich die Produkte sogar ins Hotel schicken lassen. Gäste von 5-Sterne-Hotels mit viel internationalem Publikum benötigen aber andere Produkte als ein 4-Sterne Hotel mit überwiegend Business-Gästen. Dies manuell zu steuern wäre viel zu aufwändig — bei uns macht das die Plattform. Wir können einen neuen Marktplatz innerhalb einer halben Stunde bereitstellen.
Wir wollen aber nicht alle Marktplätze selbst betreiben, im Gegenteil. Wir machen das in Kooperation mit Partnern, wie zum Beispiel den Hotels, die die Reichweite liefern. Die Plattform ist aber auch für größere Einzelhändler geeignet. Sie brauchen kein eigenes Shopsystem aufbauen, bekommen aber einen eigenen Marktplatz mit ihrem Sortiment. Der Vorteil: das Sortiment kann wiederum auf zielgruppenspezifisch auf vielen anderen Marktplätzen vermarktet werden, anstatt nur im eigenen Shop. Die Plattform ist auch für Interessensgemeinschaften geeignet, wie zum Beispiel Anrainer-Einzelhändler einer Straße und vieles mehr.
Pläne für die Zukunft – vom Mikro- zum Mega-Marktplatz
Ab einer gewissen kritischen Masse von Mikro-Marktplätze können wir über Bündelung eine weitere Makro- und später eine Mega-Ebene erschließen. Wir erschließen den Markt also bottom up und holen die Zielgruppe dort ab, wo sie sich thematisch und regional bewegt.
3. Was sind die drei Hauptzutaten für Euer Erfolgsrezept?
Natürlich haben auch wir uns anfangs alles etwas einfach vorgestellt. Wir mussten schnell lernen, dass die größte Herausforderung ist, lokales Sortiment digital darzustellen. Es gibt oft kein Bild und Textmaterial. Denn viele Einzelhändler ohne Online-Shop haben das gar nicht vorliegen. Die Händler glauben aber an unsere Idee und unterstützen uns tatkräftig. Ebenso die Partner wie die Hotels, die uns helfen herauszufinden, wie man die Gäste am besten erreicht. Das wichtigste ist aber, als Team gut zu funktionieren.
„2019 wird das Jahr des Wachstums“
4. Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft?
Einzelhändler und Partner sind sehr motiviert. Wir sind aber erst seit ca. 10 Wochen live, da muss man die Erwartungen hinsichtlich Umsatzes sehr weit runterschrauben, das verstehen auch die Händler und Partner. 2019 wird für uns das Jahr des Wachstums.
5. Was bedeutet München für Euch?
München ist der perfekte Standort. Allgemein für Startups, aber auch speziell für uns. Es gibt unglaublich viele Einzelhändler mit tollen Produkten, die wir auffindbar machen wollen. Es ist eine Touristenstadt mit tollen Hotels, die wir als Partner ansprechen. München ist eine Medienstadt — auch das ist sehr interessant für Kooperationen. Und es gibt eine sehr lebendige Venture-Kultur. Und wenn man in einer Großstadt in Deutschland leben will, dann kommt für uns alle nur München in Frage.
Gibt es bald eine Herde von Unicorns in München?
6. Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?
Wir denken nicht in solchen Extremen. Wir wollen einen Markt aktivieren, der noch weitgehend brach liegt und dringend Lösungen braucht. Gleichzeitig wollen wir den Markt nachhaltig und effizient kapitalisieren. Unser Ansatz ist: „Gemeinsam sind wir stark“. So würden wir das auch hier sehen: wir wären dann eine Herde von Unicorns 🙂
7. Isar oder Englischer Garten?
Klar die Isar! Unser Büro ist zehn Meter von ihr entfernt und Matthias ist Isarfischer, was wollen wir da im Englischen Garten 🙂