Ein Beatmungsgerät kann Lebensretter sein. Dementsprechend wichtig ist eine optimale Einstellung auf den individuellen Patienten. Und genau daran arbeitet das Münchner Startup Ebenbuild.
Wer seid Ihr und was macht Ihr?
Die künstliche Beatmung von Patienten mit akutem Lungenversagen wird bislang am Beatmungsgerät manuell anhand von oftmals nur sehr unspezifischen Parametern wie dem Körpergewicht eingestellt. Dies trägt nachweislich zu der hohen Sterberate von fast 40 Prozent bei dieser Art von Notfall bei. Wir wollen das ändern. Unsere Software nutzt computertomographische Aufnahmen und maschinelles Lernen zur Erstellung eines virtuellen, patientenspezifischen Modells der Lunge. Dieses ermöglicht eine automatisierte, personalisierte und präzise Vorhersage der optimalen Beatmungsweise. Das Ganze wollen wir als klinische integrierte Software-as-a-Service-Lösung anbieten. Unsere Simulationsmethoden können aber auch in anderen Bereichen effektiv genutzt werden: So lassen sich auch personalisierte Vorhersagen zur Therapie schwerer Atemwegserkrankungen treffen und Pharma- und Medizinprodukte optimieren.
Kennengelernt haben wir — Kei (33), Jonas (35), Karl-Robert (32) und Wolfgang (55) — uns während der Promotion an Wolfgangs Lehrstuhl. Nach der Promotion sind wir dann zunächst getrennte Wege gegangen, bevor wir nun gewissermaßen zurückgekehrt sind, um gemeinsam Ebenbuild zu starten.
Die erste Finanzierung eine echte Herausforderung
Aber das gibt’s doch schon längst!
Nein, das gibt es bisher tatsächlich noch nicht. Es gibt keine andere Technologie, die auch nur ansatzweise ähnliche Vorhersagen für die Lunge ermöglicht.
Was war Eure bisher größte Herausforderung?
Eine erste Finanzierung für unsere Idee aufzutreiben war nicht so leicht. Die Zusage für die EXIST-Forschungstransfer-Förderung haben wir erst im dritten Anlauf bekommen.
Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft?
Durch die Förderung sind wir in die glückliche Lage versetzt worden, dass wir die nächsten eineinhalb Jahre unser Produkt entwickeln, erste klinische Studien durchführen und den Zulassungsprozess starten zu können.
Parallel wollen wir unsere Technologie dazu nutzen, Medizinprodukte- und Pharmaherstellern zu helfen ihre Forschungs- und Entwicklungsprozesse zu beschleunigen und zu digitalisieren. Wir stehen gerade in Verhandlung mit einem ersten zahlungswilligen Kunden.
Was bedeutet München für Euch?
Wir schätzen an München natürlich die aktive Startup-Szene und die derzeit herrschende Aufbruch- und Gründerstimmung. Persönlich mögen wir die Biergartenkultur und die Vielfalt an Freizeitmöglichkeiten, die München bietet.
„Weiter Weg mit viel Arbeit vor uns“
Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?
Naja, diese Fabelwesen sind ja sehr scheue Tiere und insbesondere in Deutschland bisher recht selten. Wir hoffen aber natürlich, dass sich das bald ändert. Im Ernst, nachdem wir im Healthcare-Bereich unterwegs sind, wird es leider noch eine Weile dauern, bis wir unser Produkt auf Patienten loslassen dürfen. Wir sind derzeit alle recht optimistisch, aber es liegt noch ein weiter Weg mit viel Arbeit vor uns.
Isar oder Englischer Garten?
Warum oder? Im Englischen Garten an der Isar fläzen, grillen und reinhüpfen geht ziemlich gut.