Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!
Uwe Lätsch, Finfio: Hallo, ich bin Uwe Lätsch (39, Produktentwicklung & Management) und habe gemeinsam mit meinem Kollegen Dariusz Borowski (47, Softwareentwicklung & Architektur) unser Vorsorge-Startup Finfio.de gegründet. Wir Gründer haben uns bei unserem alten Arbeitgeber Check24 Finanzen kennen und schätzen gelernt. Wir haben mittlerweile jahrelange Erfahrungen im Bereich Fintech, Insurtech und der Softwareentwicklung sammeln können. Damit lag es nahe, dass wir auch in diesem Bereich ein eigenes Unternehmen gründen möchten.
Nach über 200 geführten Nutzerinterviews im Bereich Finanzen und Altersvorsorge, hat es uns nachdenklich gemacht, dass es noch immer keine gute und allumfassende Lösung mit einem konkreten Vorsorgefahrplan für den Endverbraucher gibt, um finanzielle Entscheidungen selbstständig fürs Alter treffen zu können.
Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?
Uwe Lätsch: Mit Finfio entwickeln wir eine neue Altersvorsorge-Plattform die Menschen unkompliziert dabei hilft, ihre Altersvorsorge zu starten. Jeder sechste Normalverdiener in Deutschland hat noch nichts für seine Altersvorsorge unternommen, im Geringverdiener-Bereich bereits jeder dritte!
Finfio als Navigation für Altersvorsorge-Aufschieber
Die Menschen neigen leider dazu, ihre Altersvorsorge immer wieder vor sich herzuschieben, deswegen entwickeln wir eine intelligente Software, welche es jedem auch noch so unerfahrenen Finanzmuffel ermöglicht, selbstständig eine mittel- bis langfristige Vorsorgeplanung durchzuführen. Wir erstellen automatisiert einen kostenlosen Vorsorgeplan, der mit verständlichen Schritt-für-Schritt-Anleitungen auf den Nutzer und seine aktuelle Lebenssituation zugeschnitten ist. Wir navigieren damit Altersvorsorge-Aufschieber durch den undurchsichtigen Finanzdschungel und zeigen ihm „wirklich alle“ seine Möglichkeiten auf, um sich für den Ruhestand abzusichern.
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Uwe Lätsch: Nein, die bestehenden Lösungen sind entweder sogenannte Finanzmanager-Apps, die nur beim kurzfristigen Einsparen und der Ausgabenoptimierung, nicht aber für das Alterssparen und den so wichtigen Vermögensaufbau helfen. Oder es existieren Insellösungen für die einzelnen Vorsorgemöglichkeiten wie beispielsweise: Trading, Robo-Advisor, Versicherungen, konventionelles Alterssparen, Immobilien und so weiter. Eine vollumfängliche Vorsorgeplanung für private Haushalte umfasst allerdings alle diese unterschiedlichen Vorsorgemöglichkeiten und verlangt eine mittel- bis langfristige Planungs-Perspektive. Die Streuung der Risiken jeder dieser einzelnen Aktivitäten ist die Expertenempfehlung und genau das setzen wir für unsere Nutzer um.
Persönlicher Vorsorge-Plan in kurzer Zeit erstellt
Unsere Idee: Eine umfassende und unabhängige Vorsorgeplanungs-Software, mit der sich wirklich jeder Verbraucher selbstständig und unkompliziert einen persönlichen Vorsorge-Plan erstellen kann, und das innerhalb weniger Minuten.
Munich Startup: Gab es bereits einen Punkt, an dem Ihr beinahe gescheitert seid?
Uwe Lätsch: Wenig verfügbare Zeit und das damit verbundene Zeitmanagement ist gerade in der Anfangsphase eine der großen Herausforderungen der wir uns stellen mussten. Bis wir den Proof of Concept vorliegen hatten, haben wir über 200 Nutzerinterviews durchgeführt und die eine oder andere Nachtschicht eingelegt. Zeitgleich hat es uns immer stark motiviert, das Thema Altersvorsorge voranzutreiben, da wir erkannt haben, dass wir einem großen Kundenwunsch und aktuellem Problem der Zeit und Generationen nachkommen.
Wir zwei Gründer haben glücklicherweise viele Erfahrungen im Aufbau von Finanztechnologie, MVPs und speziell der Produkt- und Softwareentwicklung gesammelt. Wir sind daher sehr diversifiziert aufgestellt und unsere Hands-on-Mentalität sowie unser Agile-mindset haben es uns einfach gemacht zu starten und dabei nie stehen zu bleiben.
Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?
Uwe Lätsch: In einem Jahr möchten wir, nach einer ersten Family & Friends Testphase, erfolgreich unseren Go Live absolviert haben. Mittelfristig steht die Rettung des Ruhestands des Otto-Normalverbrauchers und der damit verbundene private Vermögensaufbau im Fokus.
Grundsicherung im Alter für jeden
Unsere Vision ist es, mit Hilfe unserer Vorsorge-Technologie die Grundsicherung im Alter eines jeden abzusichern. Wir wissen schon heute, die staatliche Rente reicht nicht aus und es kann sich eine große Lücke auftun. Wir möchten unseren Nutzern dabei helfen, dass Sie ihren Ruhestand entspannt entgegenblicken können. Unser Ziel ist es, Menschen bereits weit vor dem Renteneintritt das höchstmögliche Maß an finanzieller Sicherheit sowie Freiheit zu bieten. Wir ermutigen und motivieren Menschen dazu, noch heute mit ihrer Altersvorsorge zu beginnen und echte Vermögenswerte aufzubauen!
Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?
Uwe Lätsch: Wir sind sehr glücklich hier in München ein Startup aufzubauen. Wir besitzen bereits ein außerordentlich gutes Netzwerk in der Stadt, aber auch über die Stadtgrenzen hinaus. Durch dieses haben wir bis heute viel Unterstützung erfahren können. Mit Hilfe unserer beruflichen Laufbahnen konnten wir viele Experten aus verschiedensten Branchen kennenlernen: Finanzen, Versicherungen, Marketing und Sales, oder auch Venture Capital. Auch das Coaching von Advisors und erfahrenen Business Angels, aber auch der Austausch mit Branchenexperten hat uns dabei geholfen.
Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?
Uwe Lätsch: Erstmal lernen wir gemeinsam mit unseren Nutzern und anhand ihrer Bedürfnisse und Wünsche dazu. Wir entwickeln so die erste echt-kundenzentrierte Vorsorgelösung. Damit Schließen wir von vielen Menschen die Rentenlücke. Damit wollen wir unser Geschäftsmodel unter Beweis stellen, nämlich wir verdienen nur dann, wenn unsere Nutzer ihr Geld vermehren und vorsorgen! Ein großes Ziel von uns ist es, unseren Nutzern neben anderen Vorsorgemöglichkeiten die Vorteile einer Immobilienanschaffung für ihre Altersvorsorge schmackhaft zu machen. Wir möchten Vorsorgemuffeln einfaches Handwerkszeug bereitstellen, um sich endlich selbst um ihre Finanzen zu kümmern und es nicht weiter aufzuschieben.
Zukünftig ziehen wir in Betracht, auch international in alle erfolgreich erprobten Geschäftsbereiche zu expandieren und zu wachsen. Unsere Technologie erlaubt es uns, als derzeit einziger Anbieter auf dem Markt, in 17 weitere europäische Länder zu expandieren. Zudem sind wir im regen Austausch mit der Finanzbranche und Experten, da bereits einige Unternehmen auf uns Aufmerksam geworden sind. Neben dem bereits bestehenden Rentenproblem kommt noch das Filialsterben und die damit verbundenen Beratungslöcher hinzu. Hier ergeben sich für uns Chancen und Potenziale, unsere Lösung beispielsweise auch B2B anzubieten. Wir haben also noch viel vor und möchten etwas bewegen und denken noch nicht an einen Exit.
Update 3.6.2022: Finfio hat sich in der Zwischenzeit umbenannt in Vinlivt.