Die Vaeridion-Gründer Sebastian Seemann und Ivor van Dartel.
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Vaeridion: „In Fünf Jahren sind wir Europas größte E-Flugzeug-Firma“

Mit einem elektrischen Kleinflugzeug will das Münchner Startup Vaeridion die grüne Transformation der Luftfahrt beschleunigen. Im Interview erklären die Gründer und Luft- und Raumfahrttechniker Ivor van Dartel und Sebastian Seemann, was ihr Ansatz verspricht und wie sie zu Gründern wurden.

Der sogenannte Microliner von Vaeridion soll einmal neun Passagiere plus Crew bis zu 500 Kilometer weit transportieren können. Hierfür setzt das Münchner Startup auf ein von Segelfliegern inspiriertes aerodynamisches Design. Außerdem werden die Batterien in die Flügel integriert – nicht, wie sonst üblich in den Rumpf – um das Strukturgewicht und damit die Reichweite noch weiter zu optimieren. So erreicht der Flieger laut Angaben des Startups die höchste Energieeffizienz seiner Klasse, ohne dabei aber auf Sicherheit oder Komfort verzichten zu müssen. Verbunden mit hoher Energieeffizienz will Vaeridion so mit der verfügbaren Batterie- und Antriebstechnologie hohe Reichweiten von bis zu 500 Kilometern erzielen.

Das Flugzeug der Münchner soll in Zukunft Verbindungen zwischen großen Airports, regionalen Flughäfen und den bisher wenig genutzten, aber zahlreichen kleineren Flugplätzen ermöglichen. So sollen auch solche Regionen besser erschlossen werden, die keine Anbindung an Autobahnen oder Hochgeschwindigkeitszüge haben. Schon im Jahr 2030 soll das Flugzeug von Vaeridion zugelassen und ausgeliefert werden. In einer ersten Finanzierungsrunde konnten sich die Münchner bereits 3,2 Millionen Euro sichern.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Vaeridion: Wir lösen drei Probleme:

  1. Emissionsfreie Luftfahrt für Kurzstrecken
  2. Anbindung von Regionen mit bisher schlechter Verkehrsanbindung über existierende Flugplätze
  3. Reduktion von Energieverbrauch pro Person pro Kilometer

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Vaeridion: Im Moment gibt es nur ein zugelassenes Elektroflugzeug mit 2 Sitzplätze und 45 Minuten Flugdauer. Es gibt andere, die an ähnlichen Konzepten arbeiten, die allerdings noch nicht realisiert wurden.

„Anfangs wollten wir nicht unbedingt gründen“

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Vaeridion: Anfangs wollten wir nicht unbedingt „gründen“, sondern hatten festgestellt, dass mit dem Stand der Technik ein nachhaltiges Konzept für große Verkehrsflugzeuge noch nicht umsetzbar ist, es jedoch für kleinere Elektroflugzeuge durchaus machbar wäre. Schnell hat sich dann aber herausgestellt, dass die richtige Umsetzung bedeutet: Selber machen – und deswegen auch gründen.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Vaeridion: Wir haben super Kandidaten gefunden für unsere Stellen, allerdings kostet es mehrere Monate bevor Mitarbeiter aus Drittländern hier arbeiten dürfen.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Vaeridion: In einem Jahr sind die wichtigsten technischen Risiken mitigiert und die Machbarkeit nachgewiesen. In fünf Jahren – kurz vor Zulassung – sind wir Europas größte E-Flugzeug-Firma.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Vaeridion: Ausgezeichnet! Sowohl für spezifische Themen der Luftfahrt als auch als Startup generell ist München ein attraktiver Standort für neue Mitarbeiter.

Munich Startup: Outsourcen oder selber machen?

Vaeridion: Alles was nicht neu oder zur Kerntechnologie gehört bzw. wichtig für die Integration ist, werden wir sehr wahrscheinlich outsourcen.