Die Airbus-Ausgründung APWorks sitzt seit ihrer Gründung 2013 am Ludwig Bölkow Campus in Taufkirchen. Das Unternehmen nutzt Know-how aus der Luft- und Raumfahrt für irdische Industrieanwendungen. Ein besonders spektakuläres Beispiel ist der Light Rider, ein im 3D-Drucker produziertes Motorrad. Geschäftsführer Joachim Zettler hat sich die Zeit genommen, uns einige Fragen zu beantworten.
Was macht APWorks? Stellt Euch bitte kurz vor!
Als hundertprozentige Tochter der Airbus-Gruppe hat sich APWorks auf die wirtschaftliche und technische Optimierung von Bauteilen mit Blick auf Form und Material und anschließender additiver Fertigung spezialisiert. Es geht darum, Gewicht einzusparen, die Fertigungszeiten zu verkürzen, mehr Funktionen als bisher in Bauteile zu integrieren, das optimale Material zu finden und zum Teil sogar die Montagezeiten zu verkürzen. Auch lassen sich deutlich komplexere Geometrien als bisher umsetzen. Bestes Beispiel hierfür ist der Light Rider, das weltweit erste für den 3D-Druck entwickelte und im 3D-Druck hergestellte Motorrad. Um die oben genannten Ziele zu erreichen, macht das Unternehmen aus der Luftfahrt bewährte Konzepte für verschiedene Industrien nutzbar. Zu den Kunden zählen Entwicklungsabteilungen und Fertigungen aus den Bereichen Robotik, Maschinenbau, Automotive, Medizintechnik und Aerospace.
Warum hat die Airbus Group APWorks als eigenständige Firma und nicht als neue Abteilung gegründet? Was sind die Vorteile einer Ausgründung?
Ziel war es damals wie heute, eine agile Einheit am Markt zu etablieren, die schnell und effizient auf Kundenwünsche reagieren kann und so Best in Class wird. Zudem gehört die Bauteilfertigung ganz allgemein gesprochen nicht zum Kerngeschäft von Airbus, so dass – ähnlich wie im Jahr 2009 die Premium Aerotec ausgegliedert wurde – eine eigene Entity aus Sicht des Konzerns mehr Sinn gemacht hat.
„Wir weisen nach wie vor Eigenschaften eines Startups auf“
Seid Ihr ein Startup? Warum?
Nein, wir sehen uns nicht mehr als Startup im eigentlichen Sinn, da wir seit mehr als 3 Jahren am Markt aktiv sind. Zudem haben wir uns in den Bereichen Robotik, Automotive, Werkzeugbau sowie Luft- und Raumfahrt gut etabliert und sind auf dem Weg, internationaler zu werden. Das hat für uns schon keinen Startup-Charakter mehr, auch wenn wir nach wie vor Eigenschaften eines Startups aufweisen. Dazu zählen für uns Agilität, Geschwindigkeit und extrem hohe Kundennähe.
Was können etablierte Unternehmen von Startups lernen?
Das Thema Agilität treibt viele Unternehmen um. Wie kann man schnell und wendig auf Kundenwünsche und neue Marktentwicklungen reagieren? Das ist die zentrale Frage. Für junge und im Verhältnis dazu kleine Unternehmen ist das gar kein Thema. Das ist ja auch der Grund, warum immer mehr Großunternehmen Innovationszentren und innovative kleine Unternehmen ausgliedern. Jeder eifert etwas der Idee des Silicon Valley hinterher. Aber letztlich geht es immer darum, an Geschwindigkeit zuzulegen, um den Marktbedürfnissen gerecht zu werden. Das ist auch der Anspruch von APWorks. Die Themen Flexibilität und Geschwindigkeit sind ja sozusagen Synonyme für die additive Fertigung.
Was sind die kommenden Trends? In welche Richtung gehen Eure nächsten Schritte?
Heutzutage haben Themen wie kurze Fertigungs- und Durchlaufzeiten, Gewichtseinsparungen und funktionale Integration zentrale Bedeutung für die Entwicklung und Fertigung von Bauteilen. Es geht um Innovation, Effizienz, um Kosteneinsparungen. Das Thema schnelle Verfügbarkeit von Ersatzteilen ist auch eins. All dies bietet die additive Fertigung so wie APWorks sie anbietet, eingebettet in die Triade von Engineering, Material und Druck.
Airbus hat erst vor wenigen Jahren seinen Standort Unterschleißheim geschlossen und auch in Ottobrunn Stellen gestrichen. Ist APWorks von den Umstrukturierungen bei Airbus betroffen?
Nein, wie gesagt, APWorks ist eine eigene GmbH und handelt auch eigenständig.
Airbus ist ein europäisches Unternehmen mit unzähligen Standorten. Ihr sitzt am Ludwig Bölkow Campus in Taufkirchen. Welche Vorteile bietet Euch dieses Umfeld? Was ist besonders am Großraum München?
Der Unternehmenssitz am Ludwig Bölkow Campus gewährleistet APWorks kurze Abstimmungswege mit den Airbus-Kollegen aus Forschung und Entwicklung insbesondere im Bereich Material. Des Weiteren profitiert APWorks von dem Austausch zu neuesten Entwicklungen aus der Luft- und Raumfahrt am Standort. Der Großraum München ist zudem eine dynamische und internationale Wirtschaftsregion und bietet jungen, internationalen Unternehmen wie APWorks optimale Bedingungen. Die vorhandene Struktur ermöglicht es, innovative Leistungen verschiedenen Industrien zugänglich zu machen. Aber natürlich denken und agieren wir über München hinaus und sehen uns als internationales Unternehmen, ganz gleich, wo wir sitzen.