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Porträt eluminocity: Straßenlaternen neu denken

Sie stehen an jeder Ecke und leuchten uns den Weg. Das war’s dann aber meist auch schon. Dabei könnten Straßenlaternen so viel mehr — man muss sie nur entsprechend ausstatten. Und genau das tut eluminocity. Das Münchner Startup um Gründer Sebastian Jagsch arbeitet seit 2014 daran, Straßenlaternen intelligenter zu machen. Mit Erfolg.

Die Städte der Zukunft sollen effizienter, technologisch fortschrittlicher und grüner werden. Kurz gesagt: smarter. Aber wo und wie anfangen, wenn man davon ausgehen kann, dass die smarten Städte nicht auf dem Reißbrett neu entworfen werden, sondern oftmals mit der vorhandenen Substanz gearbeitet werden muss. Dieser Überlegung widmet sich auch eluminocity und konzentriert sich dabei auf etwas, was gefühlt an jeder Ecke steht: Straßenlaternen. Die Frage, die sich das Münchner Startup stellt: Wie können Straßenlaternen intelligenter und effektiver werden?

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Beginnen wir zunächst mit der Frage nach der Intelligenz. Hier lautet das Zauberwort: Sensorik. Stattet man Straßenlaternen mit unterschiedlicher Sensorik aus, können sie dazu beitragen, eine Vielzahl an wichtigen „Smart-City-Daten“ zu gewinnen. Bestes Beispiel: Parkplatzsensorik für eine automatische Parkraumüberwachung. Oder auch der Einsatz von Umweltsensorik, mithilfe derer Umgebungsbedingungen wie Abgase und Schadstoffe oder auch die Lärmbelastung permanent gemessen werden können. Mit dem Smart City Platform-Modul hat eluminocity eine Möglichkeit entwickelt, Straßenlaternen zu befähigen, genau dies zu tun. Die Installation des Moduls kann an vorhandenen Straßenlaternen vorgenommen werden, der Aufbau von neuen Messstationen ist nicht notwendig. Pilotprojekte dazu laufen bereits in Singapur und Hong Kong.

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© BMW Group

Und wie können Straßenlaternen effektiver werden? Indem sie neben Licht auch Strom spenden. Denn mittels eines Charge-Moduls von eluminocity kann aus einer „normalen“ Straßenlaterne eine Ladesäule für Elektroautos werden. Das Münchner Startup setzt auch hier auf Umrüstung anstatt Neubau und unterscheidet sich in diesem Ansatz von Mitbewerbern auf dem Markt. Sprichwörtliches „Tanken am Straßenrand“ ist damit keine Zukunftsversion mehr. Und wie läuft das Geschäft in diesem Bereich? Sebastian Jagsch, Gründer und CEO von eluminocity, meint dazu:

„Ein großes Projekt haben wir derzeit mit ReachNow in Seattle, USA, gewonnen. Hier geht es um den Aufbau von 20 Ladeinseln mit mehreren Ladelösungen für Elektroautos. Neben dem reinen Stückzahlverkauf ist das Projektgeschäft immer wichtiger geworden.“

Strategische Partner und Investoren

Große Entwicklungsschritte, die das Münchner Startup seit seiner Gründung 2014 gegangen ist. Und bislang immer eigenständig, denn eluminocity finanzierte sich über Projekt- und Partneraufträge. Starke strategische Partner hatte das Münchner Startup aber von Beginn an an Board. Sebastian Jagsch erklärt:

„Nachdem wir mit unserem strategischen Partner BMW einen länderübergreifenden Rollout mit freistehenden und an Laternenmasten montierten Ladestationen durchgeführt hatten, haben wir sukzessive auch das Thema smarte Straßenbeleuchtung und Bewegungssensorik vorangetrieben. Zur Entwicklung der Sensorik konnten wir Infineon gewinnen, die uns zudem partnerschaftlich beim Marktzugang unterstützen.“

Diese strategischen Partner werden seit kurzem durch zwei strategische Investoren komplementiert. Denn in seiner ersten Finanzierungsrunde konnte eluminocity die Unternehmen Trilux und innogy für sich gewinnen. Und stellt sich damit gut auf. Denn Trilux, der deutsche Marktführer für technische Leuchten, und der Energiekonzern innogy können mit ihrem Kapital nicht nur die technologische Weiterentwicklung vorantreiben und den internationalen Vertrieb ausbauen, sondern mit ihrem Zugang auch viele Türen auf dem weltweiten Smart-City-Markt öffnen.

eluminocity team

Denn eluminocity ist längst nicht mehr nur auf dem deutschen Markt unterwegs. Neben größeren Projekten in den USA und Asien hat das Münchner Startup mittlerweile auch ein Büro in Denver eröffnet. Die Teams in München — das aktuell aus 30 Mitarbeitern besteht — und in Denver sollen mit dem frischen Kapital weiter ausgebaut werden:

„Um sehr gute Entwickler und ein Projekt- sowie Vertriebsteam aufzubauen, benötigt es einfach finanzielle Vorleistung. Aus diesem Grund haben wir uns auch für eine Finanzierungsrunde entschieden und gezielt nach strategischen Investoren gesucht“,

lässt und Robert Lee, CFO von eluminocity, wissen.

Den Herzschlag der Stadt abbilden

Im Stadtgebiet München können die Ladestationen von eluminocity übrigens bereits seit letztem Sommer getestet werden. Denn im Rahmen einer gemeinsamen Initiative der Landeshauptstadt München, der Stadtwerke München, der BMW Group und eluminocity wurden an vier Standorten in Schwabing und der Maxvorstadt Straßenlaternen mit einem Ladestation-Modul ausgestattet. Der Stromverbrauch eines Ladevorgangs kann hier über das Ladenetzwerk „BMW i ChargeNow“ oder über den „Ladenetz“-Verbund der Stadtwerke abgerechnet werden. Für Oberbürgermeister Dieter Reiter stellt die Installation einen weiteren Schritt der Stadt München in Richtung Smart City dar.

Und wie geht es bei eluminocity weiter? Welche Funktionen kann eine Straßenlaterne vielleicht zukünftig noch übernehmen?

Sebastian Jagsch meint dazu:

„Die Straßenlaterne der Zukunft wird nach unserer Vision dazu in der Lage sein, den Herzschlag der Stadt abzubilden. Dies bedeutet, die intelligenten Straßenlaternen werden nicht nur dazu beitragen, dass der Verkehr flüssiger gesteuert werden kann, sondern zum Beispiel auch durch die Analyse von Geräuschabläufen in der Lage sein, einen sich anbahnenden Unfall zu prognostizieren.
Da der Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung in Städten die derzeit größten Herausforderungen darstellen, konzentrieren wir uns zunächst aber erst einmal auf diese wichtigen Anwendungsfälle.“