Angelika Kneidl ist Gründerin der accu:rate GmbH. 2016 gemeinsam mit Florian Sesser in München gegründet, ist das Startup zur Simulation und Analyse von Personenströmen bislang noch bootstrapped finanziert. Wir wollten wissen, wie Angelika von ihrer Doktorarbeit in Informatik dazu kam, ihr eigenes Unternehmen zu gründen, was sie motiviert und welche Geheimwaffen sie mitbringt.
Was hat Dich zur Gründung motiviert?
Nach meiner Dissertation wusste ich nicht so recht, was ich machen soll. Das Thema meiner Diss — Personenstromsimulation — war unglaublich spannend, eine Unikarriere kam für mich aber nicht infrage. Also blieben mir eigentlich nur drei Möglichkeiten: Entweder ein neues Themengebiet suchen, eine Firma finden, die in diesem Bereich arbeitet oder selbst gründen. Da ich während der Diss bereits einen Businessplan Kurs besucht hatte, hatte ich zur UnternehmerTUM schon Kontakt. Also beschloss ich einfach mal dort vorbeizuschauen und mich beraten zu lassen. Dort hatte ich Möglichkeiten kennengelernt, mit denen eine Ausgründung relativ risikofrei möglich ist.
Nach vielen Treffen mit der Gründungsberaterin und Unterstützung von meinem ehemaligen Chef aus der Beratungsfirma, in der ich vor meiner Rückkehr zur Uni gearbeitet hatte, habe ich mich schließlich dazu entschlossen, den Schritt zu wagen. Ich dachte mir: Wenn alle Stricke reißen, dann kann ich ja nach einem Jahr – denn so lange ging die Förderung– immer noch wieder aufhören und einen Job suchen… Aus dem einen Jahr wurden mittlerweile fünf Jahre und ein Team von 13 Mitarbeitern. 😉
Hattest Du Vorbilder beim Gründen?
Nein, nicht wirklich. Mir begegnen allerdings immer wieder ganz tolle und inspirierende Menschen, die alle auf ihre Weise dazu beitragen, dass ich mich ständig weiterentwickeln kann, mir was von ihnen abschauen und immer weiter wachsen kann.
Inspiration durch Austausch und Perspektivenwechsel
Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?
Die meisten Ideen bekomme ich, wenn ich mit anderen Menschen spreche. Durch den Austausch und den Perspektivenwechsel und damit andere Sichtweisen wird meine Kreativität angeregt…
Dein größtes Talent?
Ich glaube, ich bin jemand, der unglaublich zäh sein kann und immer wieder an meine Grenzen und darüber hinaus gehen kann. Das hilft sehr beim Gründen. Ist gleichzeitig aber auch ein bisschen gefährlich, weil ich vergesse, auf mich selbst und mein privates Umfeld zu achten.
Der größte Irrtum, dem Du je unterlegen bist?
Superlative finde ich schwierig… Es gibt immer wieder Irrtümer, denen ich unterliege. Daraus lerne ich aber auch unglaublich viel. Zum Beispiel haben wir uns ganz zu Beginn stark auf Aussagen von befreundeten potentiellen Kunden verlassen. Die haben das Marktpotential gleich um ein Vielfaches größer eingeschätzt als es zu Beginn tatsächlich war. Hier habe ich gelernt, dass man vorsichtig sein muss, wenn man sich „objektive“ Markteinschätzungen von wohlgesonnenen Kunden einholen möchte.
Deine Geheimwaffe beim Networking?
Ich glaube nicht, dass ich eine besitze… Ich denke, gute Laune, Neugier und Offenheit funktionieren immer prima!
„Jeder, der für eine Idee brennt und Herausforderungen liebt, sollte gründen!“
Die drei übelsten Vorurteile, die Dir im Gründeralltag begegnen?
Hui, mir begegnen gar nicht so viele Vorurteile… Vielleicht — das ist aber kein Vorurteil — stört mich manchmal die vermeintliche Coolness der Gründer. Ich habe das Gefühl, dass manchen Personen das Gründen zu Kopf steigt. Tatsächlich finde ich, dass wir uns nicht abgrenzen sollten. Ich denke jeder, der für eine Idee brennt und Herausforderungen liebt, sollte gründen! Es macht unglaublich viel Spaß und man lernt sehr viel über sich und die Welt…
War es für Dich von Vorteil oder von Nachteil, eine GründerIN zu sein?
Ehrlich gesagt, vergesse ich ziemlich häufig, dass es einen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Gründern gibt. Mir fällt das immer dann auf, wenn es spezielle Programme nur für Gründerinnen gibt, die ich gerne auch wahrnehme. Auch haben mir befreundete Gründerinnen davon erzählt, dass sie beim Kunden nicht ernst genommen worden sind. Das ist mir persönlich — zum Glück — noch nie passiert.
Was liegt auf Deinem Schreibtisch gerade ganz oben?
Gleich nichts mehr, das Interview ist der letzte Task für diese Woche. 😉
Wohin geht’s als nächstes in den Urlaub?
Ich war erst vor kurzem in Taiwan — eine wunderschöne Insel, die ich sehr empfehlen kann!
Was wolltest Du den Münchnern schon immer mal sagen?
Dass wir in der schönsten Stadt der Welt leben. 😉