Kreativ arbeiten – erfolgreich! Das Kompetenzteam Kreativwirtschaft unterstützt

Das Münchner Kreativquartier am Leonrodplatz strahlt an diesem regnerisch-kalten Tag im Februar einen leicht verkommenen Charme aus. Doch hier liegt Münchens Quelle für die kreative Zukunft der Stadt. Denn in diesem zwanzig Hektar großen Areal soll in den nächsten Jahren viel geschehen.

Seit kurzem residiert hier auch Jürgen Enninger, er ist die Spitze des Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft der  Stadt München. Munich Startup hat ihn und sein Team besucht. Die neun Köpfe des Kompetenzteams sollen Münchens Kreative wirtschaftlich erfolgreicher machen, und bei Fragen rund um Förderung, Räume und Vernetzung den Künstlern und Kulturschaffenden unter die Arme greifen.

Die Branche und das Team

Lageplan Kreativquartier
Jürgen Enninger erläutert die Zukunftspläne des Kreativquartiers.

Wer sind denn diese Kultur- und Kreativwirtschaftler? Die elf heterogenen Teilbranchen bestehen aus dem Architekturmarkt, der Design- und Filmwirtschaft, dem Musik-, dem Presse-, dem Buch- und dem Kunstmarkt, dem Markt für darstellende Künste,  der Rundfunk- und der Werbewirtschaft und der Software/Gamesindustrie sowie allen damit zusammenhängenden  Verwertungsnetzwerken innerhalb dieser Teilbranchen.  Das Verbindende der Bereiche stellt der so genannte „schöpferische Akt“ dar. Ihre Querschnittsqualitäten lassen die Kultur- und Kreativwirtschaftler zu Brückenbauern werden – die Branche verknüpft Industrie und Startups, Dienstleistung und Handwerk.

Das Kompetenzteam selbst ist bunt gemischt und kann so optimal auf die Bedürfnisse der Szene eingehen: Dokumentarfilmerin trifft auf Immobilienmanager trifft auf Juristin   trifft auf Kulturwirt. Jürgen Enninger, der zuletzt bayerische Kreative im Auftrag des Bundes über ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten beraten hat und früher einmal Geschäftsführer einer Plattenfirma war, sagt:

„In der Branche geht es viel um Selbstverwirklichung. Aber Kultur- und Kreativschaffende arbeiten auch in wirtschaftlichen Zusammenhängen. Diese gilt es bewusst zu machen und kompetent anzugehen. Daher ist der Bedarf an Orientierungsgesprächen hoch.“

Obwohl die Branche sehr gut aufgestellt ist, in München überdurchschnittlich wächst und München im Europavergleich den Spitzenplatz belegt, wie eine kürzlich erschienen Studie zeigte: Es gibt noch viel zu tun fürs Kompetenzteam.

Die fünf größten Herausforderungen der Szene sind laut Enninger

  • kreativem Schaffen mehr Wertschätzung entgegenzubringen,
  • kultur- und kreativwirtschaftlichem Arbeiten mehr Sichtbarkeit zu verschaffen,
  • einschlägige und branchenübergreifende Netzwerke zu bilden,
  • ein verbessertes Raumangebot für kultur- und kreativwirtschaftliches Arbeiten  zu bieten und
  • einen leicht zugänglichen Ansprechpartner aus der Szene für die Szene zu schaffen.

„Abgabestelle für absurde Raumangebote“

Der zuletzt genannte  Punkt der Liste – check. Denn mit dem Kompetimg_7202enzteam wurde eine – wie Enninger sagt  – „ausgestreckte Hand Richtung Szene“  geschaffen. Hierbei geben die Experten vor allem Tipps auf dem Weg zur Professionalisierung und bei der Vermittlung von „unternehmerischem Know-how“, Hinweise auf Förderangebote, helfen auf der Suche nach  Arbeitsräumen, aber unterstützen auch bei der Aktivierung von leerstehenden Räumen und Flächen  für kreative Zwischennutzungen. Entsprechend versteht sich das Team „Abgabestelle für absurde Raumangebote und als Raumproblem-Löser“, denn Events und Meet-ups wie der monatliche Stammtisch des Teams sollen das Münchner Kreativ-Netzwerk stärken. Neben Branchenhearings, um die Wertschöpfungsketten besser nachvollziehen zu können, sollen auch Veranstaltungsformate wie „Meet the Company“ entstehen.

Kreativwirtschaft_Verlage
Um die unterschiedlichen Teilbranchen und deren heterogene Bedürfnisse besser zu verstehen, organisiert Enninger Branchenhearings und erstellt Bedarfsanalysen. (Copyright: Landeshauptstadt München)

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein typischer Fall für das Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft

Wie sieht eine Beratung konkret aus? Bei einem „typischen Fall“ ginge es um Themen wie Kundengewinnung, darum, das Produkt oder die Dienstleistung genauer zu definieren oder zu zeigen, wie eine Rechnung auszusehen hat. „Ein Riesenthema sind Preisbildung und ein gesundes Selbstbewusstsein in Bezug auf die eigene Leistung. Uns begegnet hierbei auch oft das Vorurteil: BWL ist böse. Unsere Aufgabe ist es, das betriebswirtschaftliche Vokabular in das Vokabular der Szene zu übersetzen,“ fügt Enninger hinzu.

Raum für Kreative – das Kreativquartier

Und noch ein paar Worte zum Kreativquartier und seiner Zukunft: Das Areal ist in vier Teilquartiere aufgeteilt. Kern ist das „Kreativlabor“, wo auch das Kompetenzteam seinen Sitz hat.  Hier wird ein urbaner Nutzungsmix aus Kultur, Kreativwirtschaft, Wohnen, Soziales, Gewerbe und Einzelhandel in alten und neuen Gebäuden angestrebt.

Uebersicht_Quartiere

Eine überwiegend kultur- und kreativwirtschaftliche Nutzung wird auch das Teilquartier „Kreativpark“ erhalten. Die beiden denkmalgeschützten, momentan leerstehenden Hallen – die Jutier- und die Tonnenhalle – werden renoviert und im Anschluss entsprechend genutzt. Bis es soweit ist, kann es aber noch dauern.

Um das Konzept rund zu machen soll südwestlich der Tonnenhalle ein neues Gründer- und Innovationszentrum entstehen (Munich Startup berichtete). Der Münchner Stadtrat stimmte dem Vorgehen Mitte Februar zu. Vervollständigt wird das Kreativquartier durch die „Kreativplattform“, einer Erweiterung der Hochschule für angewandte Wissenschaften und das „Kreativfeld“ als grünem Wohn-, Arbeits- und Grundschulstandort.

Wer Interesse an einer Beratung durch das städtische Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft der Stadt München hat, vereinbart am besten einen Termin unter kreativ@muenchen.de.