© Andreas Heddergott / München Tourismus

Mehr Startups, mehr Geld: Fintech-Szene wächst weiter

Die deutsche Fintech-Szene wächst. Zugleich fließt immer mehr Risikokapital in Finanz-Startups. München kann seinen Platz im Standort-Ranking verteidigen.

Ganze 898 Fintech-Startups hat eine Studie von Comdirect und Barkow Consulting in Deutschland zum Stand Ende September gezählt. In den ersten neun Monaten dieses Jahres sind der Untersuchung zufolge bisher 53 neue Fintechs hinzugekommen. In den vergangenen drei Jahren wurden zum selben Zeitpunkt nur zwischen 30 und 49 neue Startups erfasst.

Blockchain auf dem Vormarsch

Die größte Gruppe der 898 Fintech-Startups bilden mit 202 Firmen Proptechs, also Jungunternehmen, die sich mit Immobilien beschäftigen. 172 Startups befassen sich mit Finanzierung. Die drittgrößte Kategorie mit 114 Startups sind Insurtech-Unternehmen. 96 Fintech-Unternehmen ordnet die Studie dem Bereich Investment zu. Am stärksten ist die Anzahl der Blockchain-Startups gestiegen. Mit nun 76 Unternehmen, die sich mit der Krypto-Technologie befassen, hat diese Kategorie erstmals die Zahl der Accounting-Startups (72) übertroffen. Die Gesamtzahl aller Fintech-Startups ist seit Ende 2017 um ein Viertel gewachsen. Die Zahl der Blockchain-Startups hat sich seitdem sogar mehr als verdoppelt.

Rekord beim investierten Risikokapital

Ebenfalls beeindruckend ist das Wachstum beim investierten Risikokapital: In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurde bereits mehr Venture Capital in die deutsche Fintech-Szene investiert als in allen vorangegangenen vollständigen Jahren: knapp 1,3 Milliarden Euro Wagniskapital floss dieses Jahr bereits in Finanz-Startups. Im gesamten Vorjahr waren es noch weniger als 1,2 Milliarden, in den beiden Jahren davor je nur rund 700 Millionen Euro.

Vom VC-Boom können besonders große Fintechs profitieren. In der Breite kommt dagegen immer weniger Geld an. Die 20 deutschen Fintechs mit dem größten VC-Volumen konnten im bisherigen Jahr beinahe die Hälfte des insgesamt investierten Wagniskapitals auf sich vereinen. Arno Walter, Vorstandsvorsitzender der Comdirect, sagt:

„Wir sehen eine zunehmende Konzentration in der deutschen Fintech-Szene: Immer weniger Finanz-Startups sammeln immer mehr Wagniskapital ein. Gleichzeitig ist die Gründungsdynamik jedoch weiterhin hoch. Auch kleineren Fintechs gelingt es offenbar, ohne große Finanzierungsrunden neue Geschäftsmodelle zu entwickeln — oft, indem sie gezielt die Kooperation zu Banken suchen.“

München ist Fintech-Vizemeister

Den Fintech-Standortvergleich dominiert klar Berlin. Sowohl bei der Zahl der Finanz-Startups als auch bei den Neugründungen und dem investierten Risikokapital liegt die Hauptstadt klar auf dem ersten Platz in Deutschland. Bei der Zahl der Fintechs und den Neugründungen folgen dahinter etwa gleichauf München und Frankfurt. Wie schon in den beiden Vorjahren geht München am Ende allerdings doch deutlich als Fintech-Vizemeister aus dem Vergleich hervor: Sowohl beim investierten Venture Capital als auch bei der Anzahl der VC-Runden liegt München mit einigem Abstand vor der Main-Metropole: In die bayerische Landeshauptstadt floss fast sechsmal so viel Kapital wie in Frankfurter Fintechs. Auf dem vierten Platz landet Hamburg.