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Innosabi-Update: „One-Stop-Shop“ für Innovation

Das Münchner Startup Innosabi ist vor gut neun Jahren angetreten, um Crowdinnovation in Unternehmen zu bringen. Ausgehend von Beratungsdienstleistung und einer Crowdinnovation-Plattform hat sich Innosabi mittlerweile zu einem soliden SaaS-Unternehmen gewandelt. Das Gründerteam erzählt, wieso Offenheit und Schnelligkeit für ein Startup so wichtig sind, was sich alles verändert hat, wieso Innosabi Bootstrapping vorzieht, und was es für das Team heißt, „always in beta“ zu sein.

Munich Startup: Ihr habt Euch nicht nur zum SaaS-Unternehmen weiterentwickelt, sondern setzt mittlerweile auch Machine Learning und Künstliche Intelligenz ein, um die Daten auf Euren Plattformen für Innovationsvorhaben noch besser nutzbar zu machen. Was wird von Euren KundInnen am stärksten nachgefragt?

Innosabi: Der Wandel zum SaaS-Unternehmen war für uns der größte und wichtigste Umbruch in unserer bisherigen Geschichte. Er war auch nicht minder kraft- und energiezehrend, aber er hat doch den Grundstein für unsere erfolgreiche Entwicklung gelegt. Darauf aufbauend gehen wir noch weiter: Wir wollen die digitale Infrastruktur bieten für die Vernetzung aller relevanten Stakeholder im Ökosystem. 

In Unternehmen sind die „Pionier“-Zeiten in Bezug auf Digital-Initiativen und Innovationsmethoden vorbei und sie haben heute viele Programme erfolgreich etabliert. Der nächste Schritt ist nun eine Lösung, die diese Initiativen miteinander verbindet, zugänglich und auffindbar macht — quasi ein „Betriebssystem für Innovation“. Das ist es, was unsere Kunden nachfragen, eine zentrale Anlaufstelle für Innovation im eigenen Ökosystem, den „One-Stop-Shop-for-Innovation“. Ob Co-Creation und Prototype-Testing mit den Kunden, schnelle Identifikation relevanter Innovationsideen und die Implementierung gemeinsam mit den Mitarbeitern oder die frühzeitige Integrierung des spezifischen Wissens der Zulieferer: Innosabi ermöglicht es Unternehmen, ihre Innovationsprozesse durch Vernetzung zu beschleunigen und so die Zukunft aktiv zu gestalten. 

Das Gründerteam von Innosabi: Jan Fischer, Catharina van Delden, Hans-Peter Heid und Moritz Wurfbaum © Veronika Wurfbaum

Innosabi hilft auch dabei, Startups für Innovationsprozesse zu identifizieren

Munich Startup: Was ist der Nutzen Eurer Software konkret für Startups?

Innosabi: Startups haben oftmals durch ihre geringere Größe, flachere Hierarchien und kurze Kommunikationswege kaum Wissens- und Informationsasymmetrien und können so schnell und agil handeln. Konzerne hingegen tun sich allein durch ihre Größe und historisch gewachsene Strukturen damit etwas schwerer. Die Innosabi-Software richtet sich daher zunächst an Großunternehmen, um ihnen das Tool an die Hand zu geben, ihre Innovationsprozesse bestmöglich abzubilden.

Mit unserer Software schaffen Unternehmen einen zentralen Anlaufpunkt für alle Innovationsprozesse in ihrem Ökosystem. Es kann gezielt nach neuen Technologien, Experten, Patenten, Trends oder eben auch Startups gesucht werden. Das öffnet die Tür für die Zusammenarbeit und den Austausch von Startups und Großunternehmen: Die Lösungen und Ideen der Startups können schnell und einfach in das Unternehmen getragen und aktuelle Herausforderung gemeinsam gelöst werden. So können die jeweiligen Ressourcen optimal kombiniert werden und es entstehen unternehmerische Chance für beide Seiten. 

„Always in beta“

Munich Startup: Wie bleibt Ihr selbst Trends auf der Spur?

Innosabi: Niemand kann in die Zukunft sehen. Aber es gibt trotzdem Möglichkeiten Trends auf der Spur zu bleiben. Die richtige Einstellung im Hinblick auf die Zukunft spielt hier eine wichtige Rolle. Wir stehen der Zukunft offen und neugierig gegenüber. Die Zukunft ist etwas, dass wir aktiv gestalten und verbessern möchten. Für uns heißt das „always in beta“ zu sein. Wir möchten mutig sein, Neues ausprobieren, jeden Tag lernen und uns weiterentwickeln. 

Ebenso wichtig ist es, in welchem Umfeld man sich bewegt. Steht man im konstanten Dialog mit einem innovativen Netzwerk, entstehen Impulse und neuer Input fast schon automatisch. Der ständige Austausch mit unseren Kunden und anderen Visionären hat es uns ermöglicht unser Produkt nah an den Anforderungen und Bedürfnissen des Marktes zu entwickeln und ermöglicht uns eine zeitnahe Anpassung an aktuelle Entwicklungen. 

Offenheit als Basis für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung

Munich Startup: Was waren die größten Herausforderungen in den letzten Jahren? Wie seid Ihr damit umgegangen?

Innosabi: Gerade in den letzten drei Jahren haben wir einen starken Wachstumsschub erlebt. Das freut uns natürlich sehr, hat uns aber auch vor Herausforderungen gestellt. Vor allem gilt es die richtige Balance zu finden zwischen der nötigen Aufmerksamkeit für die neuen Teammitglieder, ohne das restliche Team zu vernachlässigen. Die Zusammenarbeit bei Innosabi steht unter dem Leitsatz „Celebrate Individuality“. Das heißt jedem soll es ermöglicht werden, sich und die eigene Persönlichkeit bestmöglich einbringen zu können. Diesem Vorsatz möchten wir natürlich gerecht werden. 

Mit jedem neuen Teammitglied kommen neue und individuelle Perspektiven ins Team. Das beinhalten enorme Potenziale, bringt aber auch immer eine neue Dynamik mit sich, was eine hohe Adaptabilität und Offenheit innerhalb der Organisation erfordert. Das ist nicht immer leicht, aber doch etwas, was für uns einfach zu den Grundvoraussetzungen einer erfolgreichen Unternehmensentwicklung dazu gehört. 

Wie Agilität, Interdisziplinarität und Onboarding zusammenspielen

Munich Startup: Was war Euer größtes Learning daraus?

Innosabi: Das größte Learning ist: Ja, wir wollen wachsen, aber wir möchten die Organisation nicht mit zu schnellem Wachstum überfordern. Es geht um bewusstes Wachstum. Das fängt bei der Wahl des richtigen Bewerbers an: Passt die Person zu uns? Hat sie die gleichen Wertvorstellungen? Ist sie überzeugt von unserer Vision? Und geht weiter bei unserem zeit- und ressourcenintensiven Onboarding. Die neuen Teammitgliedern bekommen bei uns Einblicke in alle Unternehmensbereiche.

Bei einem so komplexen Produkt ist es besonders wichtig, die Zusammenhänge zu verstehen. Auch ist uns eine interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig, die wir über teamübergreifenden Schnittstellen abbilden. Hierfür muss ein Verständnis aufgebaut werden und auch das braucht Zeit und Zuwendung.

Die Herausforderungen ziehen sich auch in die tägliche Zusammenarbeit: Das hohe Maß an Anpassungsfähigkeit und Offenheit, das wir anstreben, erreichen wir durch unsere agile Arbeitsweise. Diese erlaubt es uns, sich schnell und flexible an Veränderungen innerhalb des Teams, aber auch außerhalb unseres Innosabi-Universums anzupassen und diese schnellst- und bestmöglich zu adaptieren. 

Bootstrapping für einen selbstbestimmten Kurs

Munich Startup: Stichwort Finanzierung: Im letzten Gespräch wart Ihr auf der Suche nach einer Finanzierung. Wie ist die Geschichte weitergegangen?

Innosabi: Wir haben uns nach vielen vielversprechenden Gesprächen mit Investoren zunächst dafür entschieden, ohne externes Kapital unser Produkt zu bauen und den Product-Market-Fit zu beweisen. Das ist sicher der unüblichere Weg, ein Technologie-Geschäftsmodell zu entwickeln, aber es hat uns ermöglicht, eine durch und durch gesunde und stabile Firma zu bauen. 

Wir sind stolz drauf, wie weit wir es mit Mut und unserer Hands-On Mentalität geschafft haben. Bootstrapping hat uns einen selbstbestimmten Kurs und ein bewusstes, organisches Wachstum ermöglicht. Mittlerweile haben wir große Kunden im Portfolio mit guten und starken Kundenbeziehungen, das gibt uns natürlich zusätzlich Stabilität. Besonders froh und stolz sind wir auch, die EU-Förderung Horizon 2020 erhalten zu haben, die uns zusätzlichen Rückenwind gibt.

Das alles muss aber nicht heißen, dass dies für uns immer der einzige Weg bleiben wird. Sollten wir uns entscheiden, beispielsweise noch stärker wachsen zu wollen, könnte die Finanzierungsfrage wieder relevanter werden. 

„Practice what you preach“

Munich Startup: Was ist aus Eurer Sicht das Wichtigste für eine nachhaltige und erfolgreiche Unternehmensentwicklung?

Innosabi: Heute gilt mehr denn je: Wer erfolgreich sein möchte, muss schneller als die Konkurrenz sein. Für beschleunigte Innovations- und Entwicklungsprozesse ist die Vernetzung aller Akteure in einem Ökosystem unerlässlich. Das bedeutet sowohl die diversen Ideen und Fähigkeiten des eigenen Teams einzubeziehen als auch mit Kunden in Kollaboration zu treten. Damit stellen wir eine kundennahe und nachgefragte Produktentwicklung sicher. Der Austausch und die Zusammenarbeit mit Startups, Experten und Zulieferern ermöglicht es, aktuelle Herausforderungen anzugehen und Trends frühzeitig zu erkennen. 

In unserem Fall kann der Leitsatz für eine nachhaltige und erfolgreiche Unternehmensentwicklung kurz gesagt unter „practice what you preach“ zusammengefasst werden: Unsere Software bietet die Werkzeuge, um jeder Organisation eben jene Vernetzung im gesamten Ökosystem zu ermöglichen. Gleiches wollen wir natürlich auch bei Innosabi umsetzen. Mit unserer „Innosabi beta“-Plattform haben wir beispielsweise eine eigene Kundenplattform aufgebaut, die den engen Austausch mit unseren Kunden unterstützt.  

Innosabi: Geben sich nicht mit dem Status Quo zufrieden

Munich Startup: Wo seht Ihr Euch in zehn Jahren? Und habt Ihr dann ein Büro in der argentinischen Pampa oder San Francisco?

Innosabi: Da ist immer noch ein sehr starkes Gefühl, so viel erreichen zu wollen. Der Punkt, an dem wir uns gerade befinden, ist ein Schritt auf unserem Weg — aber er ist ganz bestimmt noch nicht das Ende. Wir wollen noch nicht zufrieden sein mit dem Status Quo und haben noch so viele Ideen. Das wird auch in zehn Jahren so sein. 

Was Innosabi ausmacht, sind die Menschen und ihre Leidenschaft, für das was wir tun. Mit dieser Leidenschaft werden wir auch in Zukunft unser Produkt voranbringen. Der Fokus wird weiter darauf liegen unsere künstliche Intelligenz zu trainieren, über Machine Learning Daten so zu verknüpfen, dass auf Basis dieser Daten schnell die richtigen Entscheidungen getroffen werden können und sich Innovationsprozesse weiter beschleunigen. 

Von wo aus wir das machen, da sind wir zunächst einmal offen. Wir sind erst Mitte des letzten Jahres in unser neues Zuhause am Münchner Friedensengel gezogen, in dem wir uns sehr wohl fühlen. Trotzdem spricht natürlich nichts dagegen, auch mal in der argentinischen Pampa, San Francisco oder an noch gänzlich unentdeckten Orten zu arbeiten.

Munich Startup: Vielen Dank für das Update!

Wer nachlesen will, wo das Münchner Startup herkommt und wie der Stand 2016 bei unserem letzten Interview war, wird hier glücklich.