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Sind Münchner Startups sexy genug? Mountain Alliance-CEO Daniel Wild im Interview

Die VC-Firma Mountain Alliance ist an 33 europäischen Scale-ups der Digitalwirtschaft, darunter insbesondere E-Health, New Work und digitale Bildung, beteiligt. In den zehn Jahren seines Bestehens verbuchte der Wagniskapitalgeber mehrere Exits, wie beim Münchner Startup Alphapet, das den Markt für Tierbedarf digitalisiert, oder bei der Plattform Internations. Es gibt aber auch aktuell Münchner Startups im Portfolio, wie beispielsweise das Emobility-Unternehmen Qwello mit Sitz im MTZ. Wir haben mit Daniel Wild, Gründer und CEO von Mountain Alliance, über aktuelle Trends gesprochen, darüber, was die hiesigen Startups besser machen könnten und wie sich europäische Startups künftig am Markt behaupten werden.

Munich Startup: Stell‘ Mountain Alliance bitte kurz vor!

Daniel Wild, Mountain Alliance: Wir sind eine börsennotierte operative Beteiligungsgesellschaft, die in deutsche und europäische Wachstumsunternehmen investiert. Als Münchner Unternehmen investieren wir dabei auch viel im Münchner Raum.

Das liegt zum einen daran, dass die Firma hier gegründet wurde und das Team teilweise hier studiert und entsprechende Netzwerke daraus gebildet hat, aber auch weil wir sehen, dass die Bewertungen in München noch nicht so ausgereizt sind wie in Berlin.

Unser Ziel ist es, den Scale-ups in die wir investieren, mehr zu bieten als nur die Finanzierung. Als erfahrene Investoren und Gründer, wollen wir ihnen auch operative Erfahrungen und Insights bieten. Das unterscheidet uns maßgeblich von reinen Finanzinvestoren.

Mountain Alliance investiert verstärkt in Healthtech und digitale Bildung

Munich Startup: In was investiert Ihr bevorzugt?

Daniel Wild, Mountain Alliance: Bei Mountain Alliance investieren wir ausschließlich in Wachstumsunternehmen, also nicht in Neugründungen. Unser Investitionsschwerpunkt liegt dabei auf der deutschen und europäischen Digitalwirtschaft. Als wir die Mountain Alliance vor zehn Jahren gegründet haben, lag unser Schwerpunkt nur auf E-Commerce. Über die Jahre haben wir in unterschiedliche Tech-Trends, wie zum Beispiel Fintech oder Adtech investiert. In den kommenden Jahren werden wir uns vor allem auf die Themen Healthtech, Future of Work und digitale Bildung konzentrieren.

Munich Startup: Beeinflussen auch mal ganz persönliche Präferenzen Deine Investments?

Daniel Wild, Mountain Alliance: Investments sind, wie alle anderen Geschäftsbeziehungen auch, immer auch eine Frage des persönlichen Eindrucks. Daher beeinflussen persönliche Präferenzen natürlich auch unsere individuellen Investitionsentscheidungen. Wenn man in ein Unternehmen investiert und dieses womöglich über mehrere Jahre begleitet, muss man einfach auf einer Wellenlänge sein, und auch mal ein Bier zusammen trinken gehen können.

Kein Investment in Teilzeitgründungen

Munich Startup: In welche Art von Startup würdet Ihr nie investieren?

Daniel Wild, Mountain Alliance: Ich würde nie in ein Startup investieren, in dem die Gründer ihren Job nicht Vollzeit machen, also „Teilzeitgründer“ sind. Bei unserer Zielgruppe der Wachstumsunternehmen ist das aber auch eher selten. Außerdem müssen sich die Gründer in dem Markt auskennen. Ich würde also auch nicht in ein Unternehmen investieren, in denen der „Gründer-Market-Fit“ niedrig ist, weil man ansonsten einfach zu viel „Lehrgeld“ bezahlt. Das war übrigens ein bisschen so als ich die Getmobile AG gegründet habe: Ich wusste gar nichts über den Mobiltelefonmarkt.

Munich Startup: Müssen Startups bei Euch Angst haben, dass Ihr Euch zu stark einmischt?

Daniel Wild, Mountain Alliance: Nein, das nicht. Es gilt aber die Prämisse: Je besser es läuft, desto weniger mischen wir uns ein. Dadurch, dass wir selbst Gründer sind, mag es sein, dass wir operativere Investoren sind als andere, insbesondere bei Mehrheitsbeteiligungen. Da übernehmen wir wenn notwendig auch operative Verantwortung. Ansonsten haben wir typischerweise einen Sitz im Beirat und diskutieren die Strategiethemen mit.

Ich finde, dass Gründer ihre eigene Vision verfolgen sollen und die Mountain Alliance dann ihre Expertise einbringen kann. Wir sehen uns eben in der Lage, noch mehr zu geben als Finanzierung.

Munich Startup: Wie lang braucht es von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Vertragsabschluss?

Daniel Wild, Mountain Alliance: Zwischen zwei und sechs Monaten.

Tipp: Habt planbare Wachstumskanäle

Munich Startup: Um erfolgreich zu sein, muss ein Startup…

Daniel Wild, Mountain Alliance: … tief in seinem Markt verwurzelt sein. Außerdem sollte es schneller lernen als andere Marktteilnehmer und eine höhere Weiterentwicklungsgeschwindigkeit haben. Wenn ein Startup sich weniger schnell verändert oder anpasst als der Markt, dann fällt es zurück. Zusätzlich muss ein Startup klar planbare Wachstumskanäle vorweisen können. Das heißt, dass entscheidende Faktoren wie zum Beispiel das Wachstum des Umsatzes gezielt gesteuert werden und nicht zufällig entstehen.

Munich Startup: Welchen Platz finden europäische Startups in der Tech-Welt von morgen?

Daniel Wild, Mountain Alliance: Die Europäische Union ist in der Tech-Welt heute schon stärker als man sie wahrnimmt. Sie muss aber noch weiter gestärkt werden, und genau da engagiert sich die Mountain Alliance gerne. Es gibt ja bereits große europäische Tech-Unternehmen wie Skype oder Trivago, die uns zeigen, dass es geht. Wir glauben daran, dass es mehr europäische Unicorns geben wird, und deswegen sind wir hier. Man muss nur einmal an bestimmte Wirtschaftszweige denken: Europa hat zum Beispiel einen der größten Weinmärkte weltweit!

Europa wird künftig mehr Unicorns haben

Wir sagen immer: „If you can make it in the EU, you can make it anywhere“. Das hat zwei Gründe: Zum einen der gigantische, aber super diverse europäische Binnenmarkt und zum anderen die geltenden strikten europäischen Gesetze und Regulierungen. Diese Herausforderungen sehe ich aber auch als Chance für europäische Startups. Wenn sie erst einmal die Herausforderung der unterschiedlichen Sprachen und Begebenheiten der europäischen Märkte bezwungen und sie es geschafft haben, konform mit den geltenden Gesetzen zu sein, haben sie fast schon gewonnen. Es eröffnet sich ihnen nämlich nicht nur der europäische Binnenmarkt, sondern die Learnings aus Europa wappnen sie für die weltweite Expansion.

Munich Startup: Nenne uns das K.O.-Kriterium beim Pitch!

Daniel Wild, Mountain Alliance: Wenn die Gründer oder auch Teammitglieder nur dann full-time commited sind wenn die Finanzierung steht. Das Team muss zu 100 % hinter dem Projekt stehen, damit Mountain Alliance investiert.

Munich Startup: Bei was habt Ihr Euch schon mal ordentlich verkalkuliert?

Daniel Wild, Mountain Alliance: Bei so einigem natürlich. Meine größte Enttäuschung war im Online Gaming. Es gibt sehr viel Potenzial in diesem Markt, aber es geht auch einiges schief.

Munich Startup: Der Trend des Jahres ist…!

Daniel Wild, Mountain Alliance: Wegen den Auswirkungen von Covid-19 ist der diesjährige Trend – leider – eindeutig Remote Working zusammen mit B2B- und B2C-E-Learning. Das schlägt sich natürlich auch in den Beteiligungen der Mountain Alliance nieder: Lingoda, Moving Image, Tixxt haben alle in den letzten Monaten viel Rückenwind bekommen.

Münchner Startups: Nachholbedarf beim Marketing

Munich Startup: Was macht die Münchner Startup Szene aus Sicht der Investoren richtig? Was könnte sie besser machen?

Daniel Wild, Mountain Alliance: In München finde ich insbesondere die Deeptech-Startup-Szene und die vielen AI-Startups, die durch die Uni-Nähe entstehen, spannend. Auch die zahlreichen Partnerschaften mit größeren Unternehmen sind interessant.

Die Münchner Startup-Szene hat jedoch eindeutig Nachholbedarf beim Marketing. Den Münchner Startups fehlt gerade im Vergleich zu ihren Kollegen aus Berlin die „Sexyness“. Das würde natürlich auch die Bewertungen und Attraktivität für Investoren steigern…

Munich Startup: Last but not least: Auf wen gehen Startups zu, wenn sie mit Euch ins Gespräch kommen wollen?

Daniel Wild, Mountain Alliance: Direkt auf mich per Mail.